Malloreon 2 - König der Murgos
Verhandlung mit Taur Urgas persönlich. Ich besuchte ihn des öfteren im Palast in Rak Goska, wo ich mehrmals Lady Tamazin begegnete. Sie würde sich ganz sicher an mich erinnern – vor allem, da sie meinen Vater kannte, wie sie mir damals sagte.«
»Das könnte zu Problemen führen«, warf Belgarath ein.
»Nicht, wenn ich ihr aus dem Weg gehe.« Silk zuckte die Schultern. »Murgosinnen beschäftigen sich nicht viel mit Männern, schon gar nicht mit Fremden, deshalb glaube ich nicht, daß wir uns in den nächsten Tagen oft sehen werden. Mit Oskatat ist das allerdings etwas anderes. Auch ihn lernte ich kennen, als ich dort war.«
»Wenn es sich überhaupt machen läßt, wäre es sicher das beste, du würdest hier in diesen Gemächern bleiben«, meint der alte Mann. »Das würde sogar verhindern, daß du wie üblich in neue Schwierigkeiten gerätst.«
»Aber Belgarath«, entgegnete Silk sanft. »Was Ihr da sagt!«
»War König Urgit schon immer so?« fragte Durnik, an Sadi gewandt. »Er erscheint mir sehr – nun – humorvoll zu sein. Ich dachte, Murgos könnten nicht einmal lächeln.«
»Er ist eine sehr komplexe Persönlichkeit«, antwortete Sadi.
»Kennt Ihr ihn schon lange?«
»Als er jünger war, kam er oft nach Sthiss Tor, gewöhnlich in einem Auftrag seines Vaters. Ich glaube, er griff nach jeder Gelegenheit, die sich ihm bot, um aus Rak Goska herauszukommen. Er und Salmissra verstanden einander recht gut. Das war natürlich, ehe Lady Polgara sie in eine Schlange verwandelte.« Abwesend strich der Eunuch sich über den kahlen Schädel. »Er ist kein sehr starker König. Seine Kindheit im Taur Urgas' Palast machte ihn zaghaft, er meidet jegliche Konfrontation. Aber er ist ein Überlebenskünstler. Sein ganzes Leben hat er damit zugebracht, seine Haut nicht in Gefahr zu bringen. So etwas macht einen Menschen äußerst achtsam!«
»Du wirst morgen wieder mit ihm reden«, sagte Belgarath. »Sieh zu, daß du etwas Näheres über dieses Schiff erfährst, das sie uns überlassen wollen. Ich möchte die Insel Verkat noch vor Wintereinbruch erreichen, und mehrere aus unserer Mitte haben Dinge getan, die Aufmerksamkeit erregen könnten, wenn wir zu lange bleiben müssen.« Er warf Eriond einen mißbilligenden Blick zu.
»Es war nicht wirklich meine Schuld, Belgarath«, versicherte ihm der junge Mann. »Mir waren die Feuer im Allerheiligsten zuwider, das war alles.«
»Versuch, deine Abneigungen nicht mit dir durchgehen zu lassen, Eriond«, sagte der alte Mann leicht sarkastischen Tones. »Wir wollen uns jetzt lieber nicht von sittlich bedingten Anwandlungen ablenken lassen!«
»Ich werde mir Mühe geben, Belgarath.«
»Dafür wäre ich dir dankbar.«
Am nächsten Morgen rief Oskatat, der Seneschall, sie zu einer neuerlichen Audienz mit dem König der Murgos in einen von Kerzen hellerleuchteten Raum, der weder so groß noch so schreiend war wie der Thronsaal. Garion entging nicht, daß Silk sich vermummt hielt, bis der grauhaarige Höfling gegangen war. Urgit und Sadi unterhielten sich ruhig miteinander, während die anderen unauffällig auf Stühlen an der Wand saßen.
»Das war vermutlich das erste Mal, daß überhaupt jemand den Verdacht hegte, mein Vater begänne den Verstand zu verlieren«, sagte der König der Murgos. Er trug wieder sein Wams und Beinkleid in Purpur und lag mehr als er saß in einem Sessel, mit ausgestreckten Beinen. »Er hatte plötzlich den verrückten Ehrgeiz, sich zum Kaiser von Angarak zu machen. Ich persönlich glaube, daß Ctuchik ihm diese Idee eingeflüstert hatte, um Urvon zu ärgern. Jedenfalls«, fuhr er fort, und drehte den schweren Goldreif an einem Finger, »bedurfte es der vereinten Anstrengung aller seiner Generäle, um meinen irrsinnigen Vater zu überzeugen, daß Zakaths Streitkräfte fünfmal so stark waren wie unsere und daß Zakath ihn, wann immer er wollte, wie lästiges Ungeziefer zerquetschen könnte. Nachdem er das endlich eingesehen hatte, packte der Wahnsinn ihn völlig.«
»Oh?« sagte Sadi.
Urgit grinste. »Er warf sich auf den Boden und fing an, in den Teppich zu beißen. Nachdem er sich beruhigt hatte, beschloß er, es mit Subversion zu versuchen. Er überschwemmte Mallorea regelrecht mit murgosischen Agenten – und Murgos sind wahrscheinlich die auffälligsten Spione der Welt! Um es kurz zu machen, Zakath war zu der Zeit etwa neunzehn und schrecklich verliebt in eine Melcenerin. Ihre Familie steckte bis zum Hals in Schulden. Also kauften die
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