Malloreon 2 - König der Murgos
– ah, Eure Majestät, ich glaube, die Königinmutter hat die Sachlage genau erfaßt. Wir sind beide imstande, einander beachtliche Unannehmlichkeiten zu machen. Wäre es nicht klüger, wie vernünftige Menschen über die Sache zu sprechen, ehe wir möglicherweise etwas täten, was wir später bedauern würden?«
»Was willst du, Sadi?« fragte Urgit mit leicht zitternder' Stimme.
»Nur, was du von vornherein beabsichtigt hattest. Wie Kheldar sagte, haben wir etwas in einem anderen Teil der Welt zu erledigen, etwas, das dich nicht unmittelbar betrifft. Gib uns das Schiff, das du ohnehin für uns bestimmt hattest, dafür werden wir deinen Dagash wie ausgemacht nach Rak Hagga bringen. Danach gehen wir unserer eigenen Sache nach. Was könnte vernünftiger sein?«
»Hör auf ihn, Urgit«, drängte Lady Tamazin. »Was er sagt, klingt wirklich vernünftig.«
Urgits Zweifel war unübersehbar. »Meinst du wirklich, Mutter?«
»Wie sollten sie dir schaden, wenn sie die malloreanischen Linien erst überquert haben?« fragte sie. »Wenn du ihretwegen Bedenken hast, dann sieh zu, daß sie Rak Urga so rasch wie möglich verlassen können.«
»Alle außer diesem einen.« Oskatat deutete auf Silk.
»Wir benötigen ihn unbedingt, mein Lord«, sagte Sadi höflich.
»Er hat Dorak Urgas getötet!«
»Dafür können wir ihm später einen Orden verleihen, Oskatat«, erklärte Urgit.
Oskatat starrte ihn ungläubig an.
»Na, na, alter Freund! Ihr habt Dorak ebensosehr verachtet wie ich.«
»Er war ein murgosischer Prinz, Eure Majestät. Der Mord an ihm darf nicht unbestraft bleiben!«
»Ihr scheint zu vergessen, daß ich auf meinem Weg zum Thron ein Dutzend meiner Brüder ermordete – sie waren ebenfalls murgosische Prinzen!« Urgit blickte wieder Sadi an. »Ich glaube jedoch, daß es nicht schaden kann, wenn ich Kheldar hier im Drojim behalte. Als eine Art Versicherung für unsere Abmachung. Sobald du Kabach in Rak Hagga abgeliefert hast, lasse ich Sadi frei. Er kann euch dann ja nachkommen.«
Sadis Miene wirkte gequält.
Lady Tamazin beugte sich angespannt nach vorn. »Du übersiehst offenbar etwas sehr Wichtiges, Urgit.«
»Oh? Und das wäre, Mutter?«
»Fürst Kheldar ist, wie man sich erzählt, ein naher Freund von König Belgarion. In ihm hast du den besten Gesandten für eine Botschaft an den rivanischen König.«
Urgit blickte Silk scharf an. »Stimmt das?« fragte er. »Kennt Ihr Belgarion wirklich?«
»Sehr gut sogar«, antwortete Silk. »Schon seit er ein kleiner Junge war.«
»Dieser alte Mann dort sagte, daß Belgarion sich zur Zeit nicht in Riva aufhält. Habt Ihr eine Ahnung, wo Ihr ihn finden könntet?«
»Eure Majestät«, antwortete Silk mit unbewegter Miene, »ich weiß genau, wo Belgarion gegenwärtig ist.«
Urgit kratzte sich an einer Wange und schaute ihn mißtrauisch an. »Es gefällt mir nicht«, sagte er. »Angenommen, ich gebe Euch eine Botschaft für König Belgarion. Was sollte Euch davon abhalten, sie einfach wegzuwerfen, und Euch dann wieder Euren Freunden anzuschließen?«
»Meine Ehre.« Silk zuckte die Schultern. »Ich tue immer, wofür ich bezahlt werde. Ihr habt doch vor, mich zu bezahlen, nicht wahr?«
Urgit starrte Silk kurz an, dann blinzelte er und warf lachend den Kopf zurück. »Ihr seid absolut unverschämt, Kheldar! Euer Kopf liegt schon fast auf dem Henkerblock, da habt Ihr die Nerven, Geld von mir verlangen zu wollen!«
Silk seufzte und schaute sich betrübt um. »Wie kommt es, daß das Wörtchen ›Geld‹, sofern man es von ihnen zu kriegen hat, Entrüstung in den Augen aller Könige der Welt hervorruft?« fragte er. »Gewiß erwarten Eure Majestät nicht, daß ich Euch diesen wahrlich ungewöhnlichen Dienst völlig ohne Entschädigung erweise?«
»Meint Ihr nicht, daß es eine ausreichende Entschädigung ist, wenn Ihr Euren Kopf behalten dürft?«
»Oh, in dieser Beziehung habe ich eigentlich keine Bedenken. Da ich der einzige auf der Welt bin, der die Überbringung Eurer Nachricht garantieren kann, dürfte ich doch wahrhaftig zu wertvoll für Euch sein, als daß Ihr Euch meinen Tod leisten könntet, meint Ihr nicht?«
Lady Tamazin lachte plötzlich, als sie die beiden mit merkwürdigem Gesichtsausdruck anblickte.
»Was ist so komisch, Mutter?« fragte Urgit.
»Nichts, Urgit. Gar nichts.«
Der König wirkte immer noch unentschlossen. Er sah seinen Seneschall hoffnungsvoll an. »Was meint Ihr, Oskatat? Glaubt Ihr, ich kann diesem Buben trauen?«
»Das kann nur
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