Malloreon 2 - König der Murgos
eilen, doch er vermochte nicht einen Muskel zu rühren. Mit dem Schwert in der Hand stand er wie erstarrt.
Als die Flamme sich auflöste, sah man Eriond unversehrt stehen. Bedauernd, aber fest blickte er die Drachin an. »Ich hatte gehofft, es ließe sich vermeiden«, sagte er zu ihr. »Aber du läßt uns leider keine andere Wahl.« Er seufzte.
»Na gut, Belgarion, sorg dafür, daß sie verschwindet – aber versuche, ihr nicht allzu weh zu tun.«
Als hätten diese Worte die Lähmung aufgehoben, rannte Garion nun mit dem plötzlich glühenden Schwert hinter die Drachin, auf ihren ungeschützten Rücken und Schwanz zu. Der abscheuliche Gestank von brennendem Fleisch füllte die Lichtung, und die Drachin heulte vor Schmerzen. Ihr Schwanz peitschte, und Garion schwang Eisenfausts Schwert mit aller Kraft herab, weniger in einem bewußten Versuch, ihr zu schaden, als um sich vor dem Peitschen zu schützen. Die scharfe Klinge drang mühelos in Schuppen, Fleisch und Knochen und trennte vier Fuß der sich windenden Schwanzspitze ab.
Der Schrei aus dem Drachenschnabel war ohrenbetäubend, und das Feuer wallte in einer riesigen Wolke himmelwärts. Ein gewaltiger Schwall Blut spritzte aus der Schwertwunde in Garions Gesicht und blendete ihn.
»Garion!« schrie Polgara. »Paß auf!«
Blind langte er nach den Augen, um sich das heiße Blut wegzuwischen. Die Drachin wirbelte mit plötzlicher Behendigkeit herum, ihre Krallen rissen die Erde auf, und ihre Schwingen donnerten. Das Auge Aldurs schien zu Feuer zu bersten, und seine blaue Flamme floß erneut das Schwert entlang. Zischend und rauchend verbrannte sie das dicke Blut, das die Klinge besudelt hatte. Als sie bereits mit dem Schnabel nach ihm hackte, zuckte die Drachin vor dem weißglühenden Feuer des Schwertes zurück. Garion hob die Klinge, und wieder zuckte sie zurück und tat Schritt um Schritt rückwärts über die nasse Lichtung.
Sie hatte Angst! Aus irgendeinem Grund jagte das blaue Feuer des Schwertes ihr Angst ein! Kreischend wich sie immer weiter zurück und versuchte verzweifelt, sich mit Feuerstößen zu verteidigen, während ihr verstümmelter Schwanz die Lichtung mit Blut besprühte. Ganz offensichtlich ertrug sie das Feuer des Auges nicht. Von wilder Erregung erfüllt, hob Garion das Schwert aufs neue, und eine Feuersäule schoß aus der Klingenspitze. Mit dieser Flammenpeitsche hieb er nach der Drachin und hörte ein Brutzeln, als er ihre Schwingen und Schultern versengte. Heftig peitschte er sie mit dieser Schwertflamme, bis sie sich aufheulend umdrehte und floh.
Schwerfällig bemühte sie sich, sich in die Lüfte zu heben. Sie krachte gegen die oberen Äste der Fichten am Rand der Lichtung und plagte sich panikerfüllt über die Wipfel hinweg, bis der Wald schließlich unter ihr lag. Dann flog sie kreischend südwestwärts und füllte die dämmrige Luft mit wallenden Feuerwolken und spritzendem Blut.
Wie gelähmt starrten alle dem Ungeheuer nach, das durch die regenschwere Luft floh.
Mit totenbleichem Gesicht trat Polgara aus dem Wald und stellte Eriond. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?« fragte sie mit gefährlich leiser Stimme.
»Ich verstehe nicht, Polgara.« Er blickte sie verwirrt an.
Mit sichtlicher Anstrengung beherrschte sie sich. »Hat das Wort ›Gefahr‹ denn keine Bedeutung für dich?«
»Du meinst die Drachin? Oh, sie war gar nicht wirklich so gefährlich.«
»Immerhin hat sie dich bis über die Augenbrauen in Feuer gehüllt, Eriond«, erinnerte ihn Silk.
»Ach das!« Eriond lächelte. »Das Feuer war doch gar nicht echt.« Sein Blick schweifte über die anderen. »Wußtet ihr das denn nicht?« fragte er erstaunt. »Es war nur ein Trugbild. Das ist alles, was das Böse je wirklich ist – eine Täuschung. Tut mir leid, wenn ihr euch Sorgen gemacht habt, aber ich hatte keine Zeit für Erklärungen.«
Tante Pol starrte einen Augenblick ins unberührte Gesicht des jungen Mannes, dann wandte sie sich an Garion, der sein noch glühendes Schwert hielt. »Und du – du…« Irgendwie versagte ihre Stimme. Langsam vergrub sie das Gesicht in die zitternden Hände. »Zwei«, murmelte sie. »Gleich zwei! Ich glaube nicht, daß ich das ertrage – nicht zwei auf einmal!«
Durnik blickte sie ernst an, dann überließ er seine Axt dem Hünen Toth und legte die Schulter um sein Weib. »Na, na«, sagte er. Einen Moment sah es aus, als wollte sie sich wehren, doch dann grub sie plötzlich ihr Gesicht in seine Schulter. »Komm jetzt
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