Malloreon 2 - König der Murgos
ich überlege, wie gefährlich es ist. Manchmal frage ich mich, ob Großvater nicht recht hat. Vielleicht hat Tante Pol mich wirklich auf den Kopf fallen lassen, als ich ein Baby war.«
Durnik schmunzelte. »Das bezweifle ich. Sie geht sehr behutsam mit Kindern und anderem Zerbrechlichem um.«
Sie legten größere Zweige auf das Feuer, bis es fröhlich prasselte. Dann stand Garion auf. Der Nebel warf den Schein in weichem, rötlichem Glühen zurück, das alles irgendwie unwirklich machte, als hätten sie des Nachts unbemerkt die Grenze der wirklichen Welt überschritten und befänden sich nun im Reich der Magie.
Als Toth mit prallen Wasserbeuteln zurückkam, trat Polgara aus dem Unterschlupf, und bürstete ihr langes dunkles Haar. Aus irgendeinem Grund schien die weiße Strähne über ihrer linken Braue heute morgen regelrecht zu leuchten. »Ein schönes Feuer, Liebes.« Sie bückte sich und küßte ihren Mann. Dann blickte sie Garion an. »Wie fühlst du dich?«
»Ich? Oh – gut, danke.«
»Keine Abschürfungen, Blutergüsse oder Brandwunden, die wir nachts übersehen haben?«
»Nein, ich habe es offenbar ohne Kratzer überstanden.«
Er zögerte. »Du warst diese Nacht wirklich verstört, Tante Pol – wegen Eriond und mir, meine ich, nicht wahr?«
»Ja, Garion, aber das war vergangene Nacht. Was hattet ihr heute gern zum Frühstück?«
Etwas später, als der bleiche Morgen stetig unter die Bäume kroch, streckte Silk frierend die Hände über die Flammen und beäugte mißtrauisch den brodelnden Topf, den Tante Pol auf einen flachen Stein am Rand des Feuers gestellt hatte. »Haferschleim?« fragte er. »Schon wieder.«
»Haferbrei«, verbesserte Tante Pol und rührte ihn mit einem langen Holzlöffel um.
»Das ist dasselbe, Polgara.«
»Nein, Haferschleim ist dünner.«
»Dick oder dünn, es schmeckt gleich.«
Sie blickte ihn mit hochgezogener Braue an. »Verrat mir mal, Fürst Kheldar, warum du morgens immer so schlecht gelaunt bist.«
»Weil ich den Morgen nicht ausstehen kann. Der einzige Grund, weshalb es so was wie einen Morgen überhaupt gibt, ist wohl, damit Nacht und Nachmittag nicht zusammenprallen.«
»Vielleicht könnte einer meiner Trünke dein Blut versüßen.«
»O nein!« rief er abwehrend. »Trotzdem danke, Polgara. Jetzt, da ich völlig wach bin, fühle ich mich schon viel besser.«
»Das freut mich. Meinst du, daß du jetzt ein bißchen wegrücken könntest? Ich brauche diese Seite des Feuers für den Speck.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl.« Er drehte sich um und kehrte rasch in den Unterschlupf zurück.
Belgarath, der sich noch auf seine Decken ausgestreckt hatte, blickte den kleinen Mann amüsiert an. »Für einen angeblich intelligenten Menschen setzt du dich manchmal ganz schön in die Nesseln. Du solltest inzwischen wahrhaftig wissen, daß man Pol nicht stören darf, wenn sie kocht.«
Silk brummelte etwas und hob seine mottenzerfressene Pelzkappe auf. »Ich glaube, ich seh' mal nach den Pferden. Wollt Ihr mitkommen?«
Belgarath warf einen Blick auf Polgaras schwindenden Brennholzvorrat. »Das ist vielleicht keine schlechte Idee«, meinte er und stand auf.
»Ich komme ebenfalls mit«, erklärte Garion. »Ich bin ein bißchen steif. Ich glaube, ich habe auf einem Baumstumpf gelegen.« Er schlang sich die Schlaufen seines Schwertgürtels über eine Schulter und folgte den beiden aus dem Zelt.
»Es fällt schwer zu glauben, daß es wirklich geschehen ist, nicht wahr?« murmelte Silk, als sie die Lichtung erreichten. »Das mit dem Drachen, meine ich. Jetzt am hellen Tag erscheint alles so prosaisch.«
»Nicht ganz.« Garion deutete auf das schuppige Drachenschwanzende, das am hinteren Rand der Lichtung lag. Die Spitze zuckte immer noch ganz leicht.
Silk nickte. »Auf so etwas stößt man wahrhaftig nicht bei einem gewöhnlichen Morgenspaziergang.« Er blickte Belgarath an. »Glaubt Ihr, daß sie noch einmal versuchen wird, über uns herzufallen? Es würde eine ungute Reise werden, wenn wir bei jedem Schritt über die Schulter blicken müßten. Ist sie rachsüchtig?«
»Wie meinst du das?« fragte der Alte.
»Na ja, immerhin hat Garion ihr ein Stück Schwanz abgehackt. Wäre das kein Grund?«
»Normalerweise nicht. Soviel Verstand hat sie nicht.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber irgendwas an der ganzen Sache war unnatürlich!«
»Ja, schon allein die Vorstellung!« Silk schauderte.
Belgarath schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gemeint. Ich bin
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