Malloreon 2 - König der Murgos
Silk den Eunuchen.
Sadi seufzte. »Gewisse Anklagen wurden gegen mich erhoben«, antwortete er mit gequälter Stimme. »Ich war nicht darauf vorbereitet, mich dagegen zu verteidigen, deshalb hielt ich es für klüger, mir einen längeren Urlaub zu gönnen. Ich hatte in letzter Zeit ohnehin zu schwer gearbeitet.«
»Waren die Beschuldigungen unbegründet?«
Sadi strich mit der langfingrigen Hand über die Kopfstoppeln. »Nun – nicht völlig«, gab er zu. »Aber die Sache wurde über alle Maßen aufgebauscht!«
»Wer hat nun Eure Stellung im Palast?«
»Sariss.« Sadi zischte den Namen. »Er ist ein drittklassiger Intrigant, ohne jeglichen Stil. Eines Tages werde ich mir ein großes Vergnügen daraus machen, ihm so mancherlei, was er dringend benötigt, aus dem Leib zu schneiden - und zwar mit einem stumpfen Messer.«
»Issus sagte uns, Ihr wüßtet etwas über Zandramas«, warf Belgarath nun ein.
»Allerdings.« Sadi stand auf und trat an ein ungemachtes Bett an der Wand. Er kramte unter der schmutzigen braunen Decke herum, holte eine kleine silberne Flasche hervor und zog den Stöpsel heraus. »Entschuldigt«, bat er und nahm einen kleinen Schluck. »Ich wünschte, es würde nicht so schlecht schmecken.« Er verzog das Gesicht.
Polgara bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Glaubt Ihr, Ihr könntet uns sagen, was Ihr über Zandramas wißt – ehe Ihr Schmetterlinge flattern seht?«
Sadi sah sie mit Unschuldsmiene an. »O nein! Das ist nicht so was, Lady Polgara«, versicherte er ihr und schüttelte die Flasche. »Es hat nur eine gewisse beruhigende Wirkung. Nach allem, was in den vergangenen Monaten geschehen ist, sind meine Nerven völlig zerrüttet.«
»Wollen wir nicht zur Sache kommen?« schlug Belgarath vor.
»Nun gut. Ich habe etwas, das ihr wollt, und Ihr habt etwas, das ich gern hätte. Ich glaube, ein Tauschgeschäft ist angebracht.«
»Dann wollen wir doch verhandeln.« Silks Augen leuchteten auf, und seine lange Nase zuckte.
»Ich bin mir Eures Rufes durchaus bewußt, Fürst Kheldar.« Sadi lächelte. »So dumm bin ich nicht, daß ich versuchte, mit Euch zu handeln.«
»Also sag schon, was du von uns willst, Sadi!« forderte Belgarath ihn auf.
»Ihr seid nur auf der Durchreise und verlaßt Nyissa. Ich möchte, daß Ihr mich mitnehmt. Dafür sage ich Euch alles, was ich über Zandramas erfahren habe.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Ich glaube, Ihr sprecht übereilt, Ehrwürdiger. Laßt mich erst einmal ausreden.«
»Ich traue dir nicht, Sadi«, sagte Belgarath unverblümt.
»Das ist verständlich. Ich gehöre auch nicht zu jenen, denen man trauen sollte.«
» Warum sollte ich mich dann mit dir belasten?«
»Weil ich weiß, daß ihr Zandramas folgt – und was wesentlicher ist, ich weiß, wohin Zandramas unterwegs ist. Das ist ein sehr gefährlicher Ort für Euch, ich aber kann etwas unternehmen, daß wir uns dort frei bewegen können, sobald wir angekommen sind. Also, warum vergessen wir nicht diesen Unsinn mit Vertrauen zueinander oder nicht und kommen zur Sache?«
»Wir vergeuden hier nur unsere Zeit«, sagte Belgarath zu den anderen.
»Ich kann Euch von großem Nutzen sein, Ehrwürdiger«, versicherte ihm Sadi.
»Oder jedem, der gern wissen möchte, wo wir sind«, warf Silk ein.
»Das läge nicht in meinem Interesse.«
»Das bringt mich auf etwas«, sagte Silk. »Mir bietet sich hier eine großartige Gelegenheit, einen raschen Profit zu machen. Ihr erwähntet selbst, daß eine hohe Summe auf Euch ausgesetzt ist. Wenn Ihr uns nicht sagen wollt, was Ihr wißt, überlege ich es mir, ob ich mir diese Belohnung nicht verdienen soll. Wie hoch ist sie, sagtet Ihr?«
»Das werdet Ihr nicht tun, Kheldar«, sagte Sadi ungerührt. »Ihr seid in Eile Zandramas einzuholen, und ehe man eine Belohnung einstecken kann, kommen hunderterlei Formalitäten. Wahrscheinlich dauerte es einen Monat, ehe ihr das Geld bekämt, und Zandramas wäre euch um einen weiteren Monat voraus.«
»Das stimmt vermutlich«, gab Silk zu.
Mit bedauernder Miene griff er nach einem seiner Dolche. »Da ist natürlich immer noch diese andere Möglichkeit – sehr blutig und unangenehm, aber gewöhnlich sehr wirkungsvoll.«
Sadi wich zurück. »Belgarath!« hauchte er erschrocken.
»Das wird nicht nötig sein, Silk«, sagte der alte Mann. Er wandte sich an Polgara: »Sieh zu, was du tun kannst, Pol.«
»Gut, Vater. Setzt Euch, Sadi«, forderte sie den Eunuchen auf. »Ich möchte, daß Ihr Euch etwas
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