Malloreon 2 - König der Murgos
Mann trug ein Gewand aus roter Seide, und sein kahlgeschorener Kopf war teigig weiß. Schwabbelige Hautlappen hingen ihm von den Wangen, seine furchterfüllten Augen waren klein und erinnerten an die eines Schweins.
Issus redete mit bedrohlich ruhiger Stimme zu ihm und betonte seine Worte, indem er die Dolchspitze in die Haut des feisten Mannes preßte. »Das ist ein ulgonisches Messer, Sariss. Es verursacht beim Eindringen fast keinen Schaden, aber wenn man es herauszieht, nimmt es so allerlei mit. Nun, wir werden doch nicht um Hilfe schreien, oder?«
»N-nein«, stammelte Sariss.
»Ich war sicher, daß Ihr vernünftig sein würdet. Also hört zu: Diese Lady und ihr junger Freund möchten mit der Königin sprechen. Also werdet Ihr uns zum Thronsaal bringen.«
»Zur Königin?« krächzte Sariss. »Niemand darf ohne Erlaubnis vor sie treten. D-das k-kann ich nicht!«
»Dieses Gespräch nimmt plötzlich eine ungute Wendung«, wandte sich Issus an Polgara. »Würdet Ihr Euch bitte umdrehen, Lady? Manchen Leuten wird übel, wenn sie sehen, wie jemands Gehirn aus seinen Ohren quillt.«
»Bitte!« flehte Sariss ihn an. »Ich kann nicht. Die Königin wird mich töten, wenn ich euch in den Thronsaal führe, ohne dazu aufgefordert zu sein.«
»Und wenn Ihr es nicht tut, töte ich Euch. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß heute nicht Euer Glückstag ist, Sariss. So, steht jetzt auf!« Issus zerrte den Zitternden hoch.
Mit dem Eunuchen voraus schritten sie den Korridor entlang. Schweiß rann ihm übers Gesicht, und seine Augen starrten wild um sich.
»Keine Unbesonnenheit, Sariss!« warnte Issus. »Denkt daran, daß ich unmittelbar hinter Euch bin.«
Die beiden stämmigen Wachen am Eingang zum Thronsaal verbeugten sich respektvoll vor dem Obereunuchen und öffneten die Tür für ihn.
Salmissras Thronsaal war unverändert. Die riesige Statue des Schlangengottes Issa stand noch hinter dem Thronpodest; die Kristallampen an ihren silbernen Ketten glühten unverändert, und auch jetzt knieten zwei Dutzend kahlgeschorene Eunuchen in roten Gewändern auf dem polierten Boden, bereit, im Chor in den Verehrungsgesang einzustimmen. Selbst der Spiegel im Goldrahmen stand noch auf seinem Sockel neben dem diwanähnlichen Thron.
Salmissra selbst jedoch hatte sich auf schreckliche Weise verändert. Sie war nicht mehr die betörend schöne, sinnliche Frau, die Garion gesehen hatte, als er einst unter Drogeneinfluß zu ihr geführt worden war. Sie lag auf dem Thron, und ihr zusammengeringelter, gesprenkelter Leib bewegte sich ruhelos. Ihre glänzenden Schuppen schimmerten im Lampenschein, und ihr flacher Reptilkopf hob sich auf dem langen dünnen Hals. Das goldene Krönchen ruhte über den stumpfen Augen.
Als sie eintraten, warf sie einen flüchtigen Blick auf sie, dann wandte sie sich wieder der Betrachtung ihres Spiegelbildes zu. »Ich entsinne mich nicht, Euch gerufen zu haben, Sariss«, sagte sie mit trockener Wisperstimme.
»Die Königin rügt den Obereunuchen«, leierten die zwei Dutzend Kahlgeschorenen im Chor.
»Verzeiht mir, immerwährende Salmissra«, flehte der Eunuch und warf sich auf den Boden vor dem Thron. »Ich wurde gezwungen, diese Fremden zu Euch zu führen. Sie drohten, mich zu töten, wenn ich mich weigerte.«
»Dann hättet Ihr Euch töten lassen sollen, Sariss«, wisperte die Königin. »Ihr wißt, daß ich nicht gestört werden möchte!«
»Die Königin ist erzürnt«, murmelte die Hälfte der knienden Eunuchen.
»Ah!« flüsterte die andere Hälfte unüberhörbar schadenfroh.
Salmissra schwang ihren sich wiegenden Kopf und fixierte Issus. »Ich glaube, ich kenne dich«, sagte sie.
Der Einäugige verbeugte sich. »Issus, der Meuchler, Eure Majestät.«
»Ich möchte jetzt nicht gestört werden«, zischelte die Schlangenkönigin. »Wenn Ihr Sariss töten wollt, dann tut es draußen auf dem Korridor.«
»Wir werden Euch nicht lange aufhalten, Salmissra.« Polgara warf die Kapuze zurück.
Der Schlangenkopf wandte sich ihr langsam zu, und die gespaltene Zunge kostete die Luft. »Ah, Polgara«, zischelte sie, offenbar ohne erstaunt zu sein. »Seit Eurem letzten Besuch ist einige Zeit vergangen.«
»Mehrere Jahre«, bestätigte Polgara.
»Ich achte nicht mehr auf die Jahre.« Salmissras stumpfe Augen wandten sich Garion zu. »Und Belgarion. Ich sehe, Ihr seid kein Junge mehr.«
»Nein«, entgegnete er und kämpfte gegen ein Schaudern an.
»Kommt näher«, flüsterte sie. »Einst habt Ihr mich für
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