Malloreon 2 - König der Murgos
passe auf, daß er dich nicht mehr stört.«
Aus der Flasche kam ein eigenartiges Schnurren.
»Wie habt Ihr die Katze da hineingekriegt?« erkundigte sich Garion.
»Oh, Zith ist keine Katze, Belgarion«, erwiderte Sadi. »Wartet, ich zeige sie Euch.« Vorsichtig zog er den Korken heraus und legte die Flasche auf den Tisch. »Du kannst jetzt herauskommen, Kleines.«
Nichts tat sich.
»Komm schon, Zith. Sei nicht so schüchtern.«
Da glitt eine kleine, giftgrüne Schlange aus der Flasche. Sie hatte leuchtend gelbe Augen, und ein roter Streifen verlief von der Nase bis zum Schwanzende über ihren Rücken.
Ihre gespaltene Zunge schnellte heraus und berührte Sadis ausgestreckte Hand.
Silk zuckte erschrocken zurück.
»Ist sie nicht wunderschön?« Sadi streichelte zärtlich den Kopf der Schlange mit einem Finger.
Die Schlange schnurrte wieder zufrieden, dann hob sie den Kopf, musterte Silk mit kalten Augen und zischte ihn böse an.
»Ich fürchte, Ihr habt sie gekränkt, Fürst Kheldar«, sagte Sadi. »Vielleicht tätet Ihr besser daran, ihr eine Weile nicht zu nahe zu kommen.«
»Darauf könnt Ihr Euch verlassen!« Silk wich noch weiter zurück. »Ist sie eine Giftschlange?«
»Die tödlichste kleine Schlange der Welt, nicht wahr, Kleines?« Wieder streichelte Sadi ihren Kopf. »Auch die seltenste. Ihresgleichen sind in Nyissa sehr geschätzt und kaum zu bezahlen, denn sie sind die intelligentesten aller Reptile. Sie sind freundlich, ja sogar anhänglich, und ihr Schnurren ist besonders hübsch.«
»Aber sie beißt!« fügte Silk hinzu.
»Lediglich Leute, die sie ärgern – und nie einen Freund. Man muß sie nur füttern und warmhalten, und ihr dann und wann ein bißchen Zuneigung schenken, dann folgt sie einem wie ein Hündchen.«
»Sadi«, Belgarath deutete auf das Kästchen, »was soll das Ganze? Ich brauche keine wandelnde Apotheke in meiner Begleitung.«
Sadi hob eine Hand. »Murgos sind nicht sehr an Geld interessiert, Ehrwürdiger, aber ich muß einige Leute bestechen, wenn wir Cthol Murgos durchqueren. Manche haben einige Angewohnheiten entwickelt… Dieses Kästchen wird uns mehr Nutzen bringen als ein mit Gold bepacktes Lasttier.«
»Nun gut, solange du deine Nase heraushältst! Ich möchte nicht, daß du im kritischen Moment nicht zurechnungsfähig bist! Und halte deine Schlange unter Kontrolle!«
»Selbstverständlich, Belgarath.«
Der alte Zauberer wandte sich an Issus. »Kannst du ein größeres Boot besorgen? Wir müssen wieder über den Fluß, und deines ist zu klein für uns alle.«
Issus nickte.
»Noch nicht gleich, Vater«, warf Polgara ein. »Ich brauche ihn noch eine Weile.«
»Pol, wir müssen vor Morgengrauen auf der anderen Flußseite sein!«
»Ich werde mich beeilen, Vater, doch ich muß zum Palast!«
»Zum Palast?«
»Zandramas reiste nach Cherek – wo sich seit den Tagen Bärenschulterns kein Angarakaner sehen lassen darf. Salmissra arrangierte es, genau wie sein Entkommen von der Insel der Stürme, nachdem er Ce'Nedras Baby entführt hatte. Ich möchte wissen, wieso!«
»Wir sind in Zeitnot, Polgara! Kann das nicht warten?«
»Ich glaube nicht, Vater. Wir müssen wissen, ob sie noch mehr arrangierte. Ich würde mich nicht wundern, wenn ein Bataillon Nyissaner entlang unserem Weg im Dschungel lauerte.«
Belgarath runzelte die Stirn. »Du hast vielleicht recht.«
»Du willst zum Palast?« vergewisserte sich Garion.
»Ich muß, Liebes.«
»Nun gut.« Er straffte die Schultern. »Dann komme ich mit.«
Sie blickte ihn eindringlich an. »Sieht so aus, als würdest du darauf beharren, habe ich recht?«
Er nickte. »Ja, Tante Pol«, antwortete er fest.
Sie seufzte. »Wie schnell sie doch erwachsen werden!« Dann wandte sie sich an Issus. »Könnt Ihr uns so führen, daß wir nicht gesehen werden?«
»Selbstverständlich.« Er machte eine Pause. »Den Preis können wir unterwegs aushandeln.«
»Preis?«
»Nichts ist umsonst, Lady.« Er zuckte die Schultern. »Wollen wir gehen?«
Es war fast Mitternacht, als Issus Polgara und Garion aus Drobleks Haus durch eine Hintertür auf eine schmale Gasse brachte, in der es stark nach verrottenden Abfällen roch. Dann folgten sie einer Reihe weiterer, ähnlich krummer Gassen und schlichen manchmal durch die unteren Korridore von Häusern, um von einer zur anderen zu gelangen.
»Woher wißt Ihr, welche Häuser unverschlossene Türen haben?« flüsterte Garion, als sie aus einem hohen, schmalen Haus in einem
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