Malloreon 2 - König der Murgos
in den großen mittleren Raum mit den Steinbänken und einem langen Steintisch, den glühenden Kristallampen, die an Ketten von den Decken hingen, und ihren seltsamen, sich nach innen neigenden Wänden. Der Gorim sprach kurz mit einem seiner stummen Diener, dann drehte er sich um, den Arm immer noch um Ce'Nedras Schultern gelegt. »Setzt euch, meine Freunde.«
Als sie an dem Steintisch Platz genommen hatten, brachte ein Diener ein Tablett mit Kristallkelchen und zwei Karaffen des feurigen Getränks der Ulgoner.
»Nun erzählt«, forderte der heilige Mann sie auf. »Was ist geschehen?«
Belgarath schenkte sich ein, dann berichtete er mit knappen Worten von den Geschehnissen der letzten Monate: vom Mord an Brand; von dem Versuch, Unfrieden zwischen den Alornern zu säen; und vom Feldzug gegen den Stützpunkt des Kults in Jarviksholm.
»Und dann«, fuhr er fort, nachdem Gorims Diener Früchte und Gemüse und Braten heiß vom Stein serviert hatten, »etwa zu dem Zeitpunkt, als wir Jarviksholm einnahmen, entführte jemand Prinz Geran aus seiner Wiege in der Zitadelle. Als wir zurück in Riva waren, stellten wir fest, daß das Auge Aldurs imstande ist, Gerans Spur zu folgen – zumindest auf festem Land. Es führte uns zur Westseite der Insel, wo wir auf ein paar cherekische Kultanhänger stießen, die der Entführer zurückgelassen hatte. Wir befragten sie, und sie behaupteten, der neue Kultführer Ulfgar hätte die Entführung befohlen.
»Doch dem war nicht so?«
»Überhaupt nicht«, brummte Silk.
»Das Problem war, sie wußten gar nicht, daß sie logen«, fuhr Belgarath fort. »Sie waren sorgfältig vorbereitet worden, und ihre Geschichte klang glaubhaft, vor allem, da wir uns ohnehin bereits im Krieg gegen den Kult befanden. Jedenfalls zogen wir daraufhin in den Kampf gegen den letzten Stützpunkt des Kultes im norddrasnischen Rheon. Nachdem wir die Stadt eingenommen hatten und Ulfgar unser Gefangener war, kam die Wahrheit ans Licht. Es stellte sich heraus, daß Ulfgar ein malloreanischer Grolim namens Harakan war und nicht das geringste mit der Entführung zu tun hatte. Wer wirklich dahintersteckt, ist diese geheimnisvolle Person namens Zandramas, von der ich dir vor ein paar Jahren erzählte. Ich weiß nicht genau, welche Rolle der Sardion in dieser Sache spielt, aber aus irgendeinem Grund will Zandramas das Kind zu einem Ort bringen, der im Mrin-Kodex erwähnt wird – zu dem Ort, der nicht mehr ist. Urvon will das um jeden Preis verhindern; darum schickte er jemanden hierher, um das Kind zu töten, damit das nicht geschehen kann.«
»Und wißt ihr, wie ihr die Suche angehen sollt?« fragte der Gorim.
Belgarath zuckte die Schultern. »Wir haben nur ein paar Hinweise. Wir sind ziemlich sicher, daß Zandramas die Insel auf einem nyissanischen Schiff verlassen hat. Dem wollen wir nachgehen. Dann steht im Kodex, daß ich den Weg zum Sardion in den Mysterien finden soll. Und ich bin überzeugt, wenn wir erst den Sardion gefunden haben, sind auch Zandramas und Geran nicht weit. Vielleicht entdecke ich in diesen Prophezeiungen Hinweise – falls ich eine unverfälschte Abschrift finden kann.«
»Es sieht auch ganz so aus, als mischten sich die Seher von Kell persönlich ein«, fügte Polgara hinzu.
»Die Seher?« staunte der Gorim. »Das haben sie noch nie getan!«
»Ich weiß«, entgegnete sie. »Eine Seherin – ein Mädchen namens Cyradis – erschien uns in Rheon. Durch sie erfuhren wir einiges Neue, außerdem erteilte sie uns Anweisungen.«
»Das ist völlig uncharakteristisch für die Seher.«
»Ich glaube, die Dinge nähern sich dem endgültigen Höhepunkt, Heiliger«, meinte Belgarath. »Wir konzentrierten uns alle so sehr auf die Begegnung zwischen Garion und Torak, dabei verloren wir die Tatsache aus dem Auge, daß die wahren Begegnungen die zwischen dem Kind des Lichtes und dem Kind der Finsternis sind. Cyradis sagte, dies würde die letzte Begegnung, und diesmal würde alles ein für allemal entschieden werden. Ich vermute, das ist auch der Grund, weshalb die Seher endlich ans Licht treten.«
Der Gorim runzelte die Stirn. »Ich hätte nie gedacht, daß sie sich je mit Belangen der Menschen beschäftigen würden.«
»Wer sind diese Seher eigentlich, heiliger Gorim?« fragte Ce'Nedra leise.
»Unsere Vettern, Kind.«
Ihre Miene verriet ihre Verwirrung.
»Nachdem die Götter die Menschenrassen erschaffen hatten, kam die Zeit der Wahl«, erklärte er. »Es gab sieben Menschenrassen – so, wie es
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