Malloreon 2 - König der Murgos
in lauwarme Lachen zwischen rostfarbenen Felsblöcken.
Am Morgen des dritten Tages, seit sie Cthol Murgos betreten hatten, gürtete sich Toth seine Decke über die Schulter, griff nach seinem Stock und stapfte zum Eingang der Klamm, in der sie die Nacht verbracht hatten, um über die felsige Wüste zu spähen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und das schattenlose Licht des Morgenhimmels hob jede Einzelheit der zerklüfteten, sonnenversengten Wüste ab. Nach einer kurzen Weile kehrte der Hüne zurück und tupfte Durnik auf die Schulter.
»Was gibt es, Toth?« fragte der Schmied.
Der Stumme deutete zum Klammeingang.
»Na gut.« Der Schmied, der gerade ihr Morgenfeuer angezündet hatte, erhob sich. Nebeneinander gingen sie im bleichen Licht die Klamm hinunter und blickten hinaus. Nach wenigen Sekunden, rief Durnik über die Schultern: »Belgarath, sieh dir das an!«
Der alte Zauberer zog den zweiten seiner abgewetzten und nicht zusammenpassenden Stiefel an und eilte mit flatterndem Rocksaum auf die beiden zu. Auch er spähte eine Weile hinunter, dann fluchte er. »Da haben wir ein Problem«, brummte er, ohne sich umzudrehen.
Das Problem wurde deutlicher sichtbar, als sich ihnen auch die anderen anschlossen. In einiger Entfernung stieg in der Wüste eine große Staubwolke auf, die reglos in der stillen Morgenluft schweben blieb.
»Was glaubt ihr, wie viele Männer dazu gehören, eine solche Staubwolke aufzuwirbeln?« fragte Garion.
»Mehrere hundert bestimmt«, antwortete Silk.
»Murgos?«
»Nein, außer sie haben ihre Angewohnheiten geändert«, warf Sammet ein. »Die Männer dort unten sind rot gewandet.«
Silk spähte angespannt auf die Staubwolke. »Du hast gute Augen«, sagte er schließlich zu dem blonden Mädchen.
»Ein Vorteil der Jugend«, antwortete sie süß.
Er warf ihr einen flüchtigen gereizten Blick zu.
»Ich dachte, das hier sei Murgogebiet!« sagte Durnik.
»Ist es auch, aber die Malloreaner schicken immer wieder Patrouillen aus. Zakath versucht schon seit Jahren, eine Möglichkeit zu finden, an Urgit von hinten heranzukommen.«
»Wie finden sie da draußen Wasser?«
»Ich bin überzeugt, daß sie es mitbrachten.«
Toth wandte sich der Südseite der Klamm zu und kletterte die ziemlich steile Felswand hoch.
»Glaubt Ihr, wir können weiterreiten und sind schneller als sie?«
»Ich fürchte, das wäre keine sehr gute Idee. Es ist besser wir bleiben hier und warten, bis sie wieder verschwunden sind.«
Toth, der oben angekommen war, pfiff leise.
»Schau mal nach, was er will, Durnik«, bat Belgarath.
Der Schmied nickte und kletterte ebenfalls hoch.
»Glaubt Ihr, sie finden uns hier oben?« fragte Ce'Nedra besorgt.
»Das ist unwahrscheinlich, Eure Majestät«, beruhigte sie Sadi. »Ich bezweifle, daß sie sich die Zeit nehmen, jede Schlucht und Klamm in diesen Bergen abzusuchen.«
Belgarath kniff die Augen zusammen und betrachtete die Staubwolke. »Sie reiten südwestwärts«, stellte er fest. »Wenn wir uns einen Tag ruhig verhalten, dürften sie außer Sichtweite sein.«
»Ich verliere ungern noch mehr Zeit«, jammerte Garion.
»Ich auch, aber wir haben wohl keine andere Wahl.«
Durnik kam wieder herunter. »Da ist noch ein Trupp in der Wüste«, meldete er angespannt. »Murgos, glaube ich.«
Belgarath stieß eine Verwünschung aus. »Ich möchte wahrhaftig nicht mitten in eine Schlacht geraten. Silk, steig du hinauf und halte Ausschau. Ich lege keinen Wert auf weitere Überraschungen!«
Silk kletterte hoch. Ohne zu überlegen, folgte ihm Garion. Oben angekommen, suchten sie Deckung hinter einem Dornbusch.
Der Feuerball der Sonne glitt aus der östlichen Wüste, und der verhüllende Staub der näherkommenden Malloreaner tönte sich rot. Die Männer unten, sowohl die berittenen Malloreaner wie die versteckten Murgos, waren durch die Entfernung winzig: kleine Spielfiguren in einer Miniaturlandschaft.
»Soweit ich es beurteilen kann, sind sie zahlenmäßig etwa gleich stark«, meinte Silk.
Nach kurzem Überlegen entgegnete Garion: »Die Murgos sind jedoch im Vorteil. Sie befinden sich in größerer Höhe und haben das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.«
Silk grinste. »Du entwickelst dich ja zu einem beachtlichen Strategen!«
Garion ging nicht darauf ein.
»Sadi hatte recht«, sagte Silk. »Die Malloreaner haben Wasser mitgebracht.« Er deutete auf zwei Dutzend plumpe Wagen, die, mit Fässern beladen, schwerfällig hinter dem Zug herrollten.
Die Malloreaner
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