Malloreon 2 - König der Murgos
hatten, bewachten etwa zwölf Schwarzgewandete mit Bogen ihre Gefährten. Sie hatten alle die narbigen Wangen und schrägen Augen der Murgos, doch gab es bestimmte leichte Unterschiede. Die Murgos, die Garion bisher kennengelernt hatte, waren alle breitschultrig gewesen, und eine steife Arroganz hatte ihren Gang geprägt. Diese Männer hier waren schmäler von Gestalt, und ihre Haltung wirkte gleichermaßen wachsam und eigenartig entspannt.
»Ihr seht, edler Tajak«, sagte Sadi unterwürfig zu dem Mann, der offenbar der Führer war, »es ist genau, wie ich es Euch versicherte. Ich habe nur noch diese beiden anderen Diener.«
»Eure Zahl ist uns bekannt«, entgegnete der schmalgesichtige Mann mit rauhem Akzent. »Wir beobachten Euch, seit Ihr Cthol Murgos betreten habt.«
»Wir hatten nicht vor, unbemerkt zu bleiben«, versicherte ihm Sadi. »Wir versteckten uns hier nur, um nicht in den Kampf unten am Wüstenrand verwickelt zu werden.« Er machte eine kurze Pause. »Ich muß jedoch gestehen, daß ich neugierig bin, weshalb die edlen Dagashi sich herablassen und sich mit nyissanischen Sklavenhändlern beschäftigen. Gewiß sind wir nicht die ersten, die diesen Weg nehmen.«
Tajak ging nicht darauf ein, sondern musterte Garion und seine Gefährten eingehend, ehe er die harten schwarzen Augen wieder auf Sadi richtete. »Wie heißt Ihr, Sklavenhändler?« fragte er schließlich.
»Ich bin Ussa von Sthiss Tor, guter Herr, ein amtlich eingetragener Sklavenhändler. Ich habe alle nötigen Dokumente. Wenn Ihr sie vielleicht ansehen möchtet…?«
»Wie kommt es, daß keiner Eurer Diener Nyissaner ist?«
Sadi spreizte die Hände, und sagte mit Unschuldsmiene: »Durch den Krieg hier im Süden scheuen die meisten meiner Landsleute vor einer solchen Reise zurück. Deshalb war ich gezwungen, ausländische Abenteurer zu dingen.«
»Möglich«, sagte der Dagash mit tonloser Stimme. Er blickte Sadi durchdringend an. »Seid Ihr an Geld interessiert, Ussa von Sthiss Tor?« fragte er plötzlich.
Sadis stumpfe Augen leuchteten auf, er rieb sich eifrig die Hände. »Warum unterhalten wir uns nicht darüber? Wie kann ich Euch zu Diensten sein? Und wieviel wärt Ihr bereit, mir zu bezahlen?«
»Das müßt Ihr mit meinem Gebieter besprechen«, antwortete Tajak. »Mein Befehl lautete, eine Gruppe Sklavenhändler zu finden, und ihnen zu sagen, daß ich sie zu jemandem bringen kann, der dafür sorgen würde, daß sie für einen verhältnismäßig geringen Dienst gut bezahlt werden. Seid Ihr interessiert?«
Sadi zögerte und blickte heimlich Anweisung heischend auf Belgarath.
»Nun?« fragte Tajak ungeduldig. »Seid Ihr interessiert?«
»Selbstverständlich«, antwortete Sadi vorsichtig. »Wer ist Euer Gebieter, Tajak? Sagt mir, wer dieser Wohltäter ist, der mich reich machen möchte.«
»Er selbst wird Euch seinen Namen sagen, und was Ihr für ihn tun sollt, wenn Ihr in trefft – in Kahsha.«
»Kahsha?« rief Sadi unwillkürlich. »Ihr habt nicht gesagt, daß ich dorthin müßte.«
»Ich habe Euch vieles nicht gesagt. Nun? Seid Ihr einverstanden, uns nach Kahsha zu begleiten?«
»Habe ich eine Wahl?«
»Nein.«
Sadi spreizte hilflos die Arme.
Was ist Kahsha? fragte Garion Silk mit den Fingern.
Das Hauptquartier der Dagashi. Es ist berüchtigt.
»Also gut«, sagte Tajak. »Baut diese Zelte ab, und macht euch zum Aufbruch bereit. Bis Kahsha sind es viele Stunden, und der Nachmittag ist keine gute Zeit, um sich in der Wüste aufzuhalten.«
Die Sonne stand bereits hoch am Osthimmel, als sie, von Tajaks Dagashi wachsam eskortiert, aus dem Klammeingang ritten. Draußen auf der Wüste hatten die besiegten Malloreaner ihren hoffnungslosen Zug angetreten.
»Werden sie nicht versuchen, eure Brunnen zu benutzen, edler Tajak?« fragte Sadi.
»Wahrscheinlich – doch sie werden sie nicht finden. Wir bedecken sie mit Steinhaufen, und in der Wüste sehen alle Steinhaufen gleich aus.«
Am Fuß der Berge blickten die murgosischen Soldaten den Malloreanern nach. Tajak näherte sich ihnen mit einer gebieterischen Geste, und sie machten ihm widerwillig Platz.
Während sie durch eine schmale Kluft ritten, die zur Wüste führte, nutzte Garion die Gelegenheit, sein Pferd neben Belgaraths zu lenken. »Großvater«, flüsterte er, »was sollen wir tun?«
»Abwarten und sehen, worum es geht«, antwortete der alte Mann. »Also dürfen wir nichts tun, das uns verrät – jedenfalls noch nicht.«
Als sie die Bruthitze der Wüste erreichten,
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