Malloreon 3 - Dämon von Karanda
die Wand anschloß, befand sich ein goldener Thron, dahinter hingen schwere schwarze Vorhänge in Fetzen herunter, und ein riesiges Abbild von Toraks Gesicht schaute von der Wand.
»Das war Brandgesichts Thronsaal, wißt Ihr?« wisperte Feldegast.
»Das da unten sind wohl die Chandim?« wisperte Garion zurück.
»Eben die – sowohl die in Menschen-, wie in Hundegestalt – mit ihren gerüsteten Helfershelfern. Ich wunder' mich ein bißchen, daß Urvon sich entschloß, mit seinen Hunden hier einzuziehen – obwohl, wenn man's bedenkt, Ashaba im Grund genommen als Hundezwinger ohnehin am besten geeignet ist.«
Aus der Nervosität zu schließen, mit der die Anwesenden immer wieder zum Thron blickten, erwarteten sie offenbar jemanden.
Plötzlich dröhnte ein großer Gong, der in der rauchigen Luft schimmernd zu sehen war.
»Auf die Knie!« befahl eine kräftige Stimme. »Huldigt dem neuen Gott von Angarak!« »Was?« entfuhr es Silk, glücklicherweise flüsternd. »Seht zu und seid still!« zischte Feldegast.
Ein Trommelwirbel erschallte, gefolgt vom Schmettern einer Fanfare. Die verrottenden Vorhänge nahe dem goldenen Thron wurden zurückgezogen. Eine Doppelreihe inbrünstig betender Grolims trat ein, während die anwesenden Chandim und Tempelwächter auf die Knie fielen und die Karandeser sich auf den Boden warfen.
Die Trommeln dröhnten weiter, und nun stolzierte eine Gestalt in goldener Gewandung, mit einer Krone auf dem Haupt, majestätisch durch die Vorhänge. Etwas wie ein Strahlenkranz umgab diese Gestalt, und Garion spürte ganz deutlich, daß er von dem Willen des Goldgewandeten aufrechterhalten wurde. Dann hob dieser Mann den Kopf in einer Geste maßloser Arroganz. Sein Gesicht war fleckig – einige Flecken von normaler Hautfarbe, andere von grauenvollem, fahlem Weiß. Was jedoch Garion am meisten erschreckte, waren die Augen, aus denen absoluter Wahnsinn sprach.
»Urvon!« zischte Feldegast plötzlich. »Du scheckiger Sohn eines räudigen Hundes!« Plötzlich klang seine Stimme ganz anders. Der Akzent war verschwunden, ebenso der Singsang.
Unmittelbar hinter dem Wahnsinnigen folgte eine schattenhafte Gestalt mit so tief über die Stirn gezogener Kapuze, daß vom Gesicht nichts zu sehen war. Das Schwarz, in das sie gehüllt war, war keine Grolimrobe, sondern schien aus ihr selbst zu wachsen. Garion rann es eisig über den Rücken, denn eine Aura des absolut Bösen umgab diese finstere Gestalt. Urvon stieg auf das Podest und setzte sich auf den Thron. Seine von Wahnsinn gezeichneten Augen quollen leicht aus den Höhlen, und seine Miene war in diesem Ausdruck unendlichen Stolzes erstarrt. Die schattenhafte Gestalt stellte sich hinter seine linke Schulter, dann beugte sie sich vor und wisperte ihm ins Ohr.
Die Chandim, Tempelwachen und Karandeser im Thronsaal verharrten in ihrer unterwürfigen Haltung, und die Hunde winselten, während der letzte Jünger Toraks sich in ihrer Verehrung sonnte. Ein Dutzend der schwarzgewandeten Chandim kroch auf den Knien näher, mit vergoldeten Truhen auf den Armen, die sie demütig auf den Altar vor dem Podest absetzten. Als sie diese Truhen öffneten, sah Garion, daß sie bis zum Rand mit angarakanischem Gold und mit Edelsteinen gefüllt waren.
»Diese Opfergaben erfreuen meine Augen«, erklärte der thronende Jünger mit schriller Stimme. »Nun mögen auch die anderen dem neuen Gott von Angarak ihre Opfergaben darbieten!«
Bestürzung breitete sich unter den Chandim aus, und sie berieten sich hastig.
Die nächsten Opfergaben wurden in einfachen Holzkisten herbeigebracht, und ihr Inhalt erwies sich nach dem Öffnen als Steinchen und Reisigstücke. Jeder Chandim, der diese Kisten auf den Altar stellte, entfernte dafür verstohlen eine der vergoldeten Truhen.
Urvon weidete sich an diesen Truhen und Kisten und war offenbar nicht imstande, zwischen Gold und Kiesel zu unterscheiden, während ein Priester nach dem anderen an den Altar trat, seine Opfergabe dort absetzte und dafür eine andere an sich nahm und sich wieder am Ende der Reihe anstellte.
»Ich bin sehr zufrieden mit euch, meinen Priestern«, rief Urvon mit seiner schrillen Stimme, als der Täuschung offenbar genug war. »Wahrlich habt ihr mir die Schätze eines Weltreichs gebracht.«
Nachdem sich Chandim, Karandeser und Tempelwachen erhoben hatten, flüsterte die schattenhafte Gestalt Urvon wieder etwas ins Ohr. »Und nun werde ich Lord Mengha empfangen«, verkündete der Wahnsinnige, »den
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