Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Seine Worte wurden jäh unterbrochen, als Garions Klinge durch seinen Hals drang.
»Seht den Gottbezwinger, Urvon!« rief Zandramas. »Euer Leben ist zu Ende, Gott von Angarak, denn Belgarion ist gekommen, es auszulöschen, so, wie er Torak das Leben nahm!« Dann wandte sie dem sich vor Furcht windenden Wahnsinnigen den Rücken zu. »Heil dem Kinde des Lichtes!« rief sie mit klingender Stimme. Sie bedachte ihn mit ihrem grausamen Lächeln. »Heil, Belgarion«, höhnte sie. »Tötet den Gott von Angarak aufs neue, denn das ist immer Eure Aufgabe. Ich werde Euch an dem Ort, der nicht mehr ist, erwarten.« Dann hob sie das wimmernde Baby auf die Arme, schlang ihren Umhang wieder darüber, schimmerte und verschwand. Plötzlich empfand Garion Ärger über sich selbst, denn ihm wurde bewußt, daß er auf grausame Weise getäuscht worden war. Zandramas war gar nicht in Fleisch und Blut mit seinem Sohn hiergewesen, und er hatte seine ganze übermächtige Wut auf ein leeres Sendbild verschwendet. Schlimmer noch, er war von dem schrecklichen Alptraum über ein wimmerndes Kind getäuscht worden, den sie ihm geschickt hatte, um ihn ihren höhnischen Befehlen gefügig zu machen. Da zögerte er und senkte die Klinge, deren Glühen nachließ.
»Tötet ihn!« brüllte Harakan. »Tötet ihn, denn er tötete Torak!«
»Tötet ihn!« stimmte Urvon mit seinem Kreischen des Wahnsinns ein. »Tötet ihn und opfert mir sein Herz!«
Ein halbes Dutzend Tempelwachen begannen zögernd auf Garion zuzugehen. Da hob Garion sein Schwert aufs neue. Sein Licht flammte wieder auf, und die Wachen sprangen zurück.
Höhnisch blickte Harakan auf die Gerüsteten. »Sehet den Lohn für Feigheit!« rief er. Er streckte eine Hand aus, murmelte ein einziges Wort, und ein Wächter schrie gellend auf. Er fiel sich krümmend zu Boden, denn sein Kettenhemd begann ebenso wie sein Helm weiß zu glühen, und er verkohlte darunter. »Gehorcht jetzt!« donnerte Harakan. »Tötet ihn!«
Die völlig verstörten Wachen griffen nun heftiger an und zwangen Garion Schritt um Schritt zurück. Da hörte er Laufschritte auf dem Korridor. Er blickte hastig über die Schulter und sah seine Gefährten in den Thronsaal stürmen.
»Hast du den Verstand verloren?« knurrte Belgarath zornig.
»Ich erkläre es später«, antwortete Garion, noch halb betäubt von Enttäuschung und Grimm. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den gerüsteten Männern vor sich zu und zwang sie mit weitausholenden Hieben seines mächtigen Schwertes zurück.
Belgarath wandte sich den Chandim an einer Seite des Mittelgangs zu. Er konzentrierte sich kurz, dann machte er eine Handbewegung. Plötzlich loderten Flammen aus dem Steinboden entlang des Mittelgangs. Irgendwie schien sich der alte Mann mit Polgara zu verständigen. Sie nickte, und plötzlich war auch die andere Gangseite von einem Feuerwall abgetrennt.
Zwei der Tempelwachen waren unter Garions Schwert gefallen, doch andere, von wildäugigen Karandesern begleitet, eilten ihren Kameraden zu Hilfe, obgleich sie Abstand von den Flammenwänden entlang des Mittelganges zu halten suchten, durch den sie heranstürmen mußten. »Sammelt euren Willen!« brüllte Harakan den Chandim zu. »Löscht die Flammen!«
Während er ins Handgemenge mit den Tempelwachen und Karandesern kam, ihre erhobenen Schwerter zur Seite schmetterte und mit Eisenfausts Klinge auf sie einschlug, spürte Garion das Schwellen und Branden des vereinten Willens. Trotz Belgaraths und Polgaras Anstrengung begannen die Feuer entlang beider Mittelgangseiten zu flackern und langsam zu erlöschen.
Einer der großen Hunde sprang durch die mit Garion kämpfenden Tempelwachen. Seine Augen glühten, sein Maul mit den scharfen Zähnen war weit aufgerissen. Er warf sich schnappend und grauenvoll knurrend geradewegs auf Garions Gesicht, stürzte jedoch zuckend, mit gespaltenem Schädel zu Boden.
Und dann bahnte sich Harakan einen Weg durch Tempelwachen und Karandeser, um sich Garion entgegenzustellen. »So treffen wir uns wieder, Belgarion«, knurrte er fast wie ein Hund. »Laßt Euer Schwert fallen, oder ich töte Eure Freunde – und Eure Gemahlin. Ich habe hundert Chandim bei mir, und nicht einmal Ihr könnt es mit so vielen aufnehmen.« Er begann seinen Willen zu sammeln.
Da rannte, zu Garions Erstaunen, Sammet an ihm vorbei und streckte dem gefürchteten Grolim die Arme entgegen. »Bitte!« wimmerte sie. »Bitte, tötet mich nicht!« Sie warf sich vor Harakans Füße und klammerte
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