Malloreon 3 - Dämon von Karanda
hämmerte. »Belga rath«, las er. »Ich habe Euch geschlagen, alter Mann! Jetzt begebe ich mich zur endgültigen Begegnung zu dem Ort, der nicht mehr ist. Folgt mir, wenn Ihr könnt. Vielleicht hilft Euch dieses Buch.« »Ist es unterschrieben?« fragte Sammet. »Mit Zandramas, natürlich.«
»Das ist ein wahrhaftig beleidigender Brief«, murmelte Sadi. Er blickte auf Belgarath, der immer noch vor ohnmächtiger Wut mit den Fäusten gegen die Wand hämmerte. »Ich bin überrascht, daß er es alles in allem so gut hinnimmt.«
»Es beantwortet jedoch eine Menge Fragen«, murmelte Sammet nachdenklich. »Die wären?«
»Wir fragten uns, ob Zandramas noch hier ist. Ganz offensichtlich ist sie nicht mehr da. Nicht einmal ein Idiot würde diese Art von Botschaft für Belgarath schreiben und dann in der Nähe verweilen.«
»Das stimmt«, bestätigte er. »Dann ist es sinnlos, wenn wir noch länger bleiben. Das Auge hat die Spur aufgenommen, warum schleichen wir uns dann nicht aus dem Haus und folgen ihr?«
»Ohne festzustellen, wer hier ist?« entgegnete Feldegast. »Meine Neugier ist geweckt, und ich hätte es gar nicht gern, sie ungestillt zu lassen.« Er blickte durch die Bibliothek auf den immer noch vor Wut kochenden Belgarath. »Außerdem wird es noch eine Weile dauern, bis unser ehrwürdiger alter Freund seine Fassung wiedergefunden hat. Ich glaube, ich werde schon mal zu den vorderen Räumen gehen und sehen, ob ich ein Fleckchen finde, wo man nach unten sehen kann – nur um mir einige der brennenden Fragen zu beantworten, die mich quälen.« Er trat an den Tisch und zündete eine der Kerzen an. »Wollt Ihr mitkommen, Fürst Kheldar?« Silk zuckte die Schultern. »Warum nicht?«
»Ich komme auch mit«, erklärte Garion. Er reichte Polgara das Buch und blickte betont auf den wütenden Belgarath. »Wird er irgendwann einmal damit aufhören?«
»Ich werde mit ihm reden, Liebes. Bleibt nicht zu lange.«
Er nickte, dann verließen er, Silk und der Jongleur leise die Bibliothek.
Am hinteren Ende des Korridors befand sich ein Raum mit Regalen an den Wänden. Garion nahm an, daß er früher einmal als Vorrats- oder Wäschekammer gedient hatte. Feldegast blickte blinzelnd auf den blätterbestreuten Boden, dann schloß er seine Laterne.
Das Laub hatte sich in den Ecken zu Haufen gesammelt und lag auch entlang der Wände hoch, trotzdem schimmerte es in der plötzlichen Dunkelheit durch die Blätter, und von unten war Stimmengemurmel zu hören. »Mein zorniger alter Freund hat offensichtlich recht«, wisperte Feldegast. »Hat ganz den Anschein, als wäre der Mörtel entlang der Wand dort völlig weggebröckelt. Wenn wir das Laub zur Seite fegen, finden wir bestimmt ein paar gute Gucklöcher. Sehen wir nach, damit wir wissen, wer sich hier im Haus Toraks einquartiert hat.«
Garion hatte plötzlich das seltsame Gefühl, etwas wiederzuerleben, was vor langer Zeit passiert war. Es war in König Anhegs Palast in Val Alorn gewesen. Er hatte den Mann im grünen Umhang durch die verlassenen oberen Gänge verfolgt, bis sie zu einer Stelle gekommen waren, wo zerbröckelter Mörtel zugelassen hatte, daß von unten Stimmen hinauf drangen. Da erinnerte er sich an noch etwas. Hatte Belgarath in Tol Honeth nicht gesagt, daß sich die meisten Dinge, die sich zugetragen hatten, während sie Zedar und das Auge verfolgten, wahrscheinlich auf ähnliche Weise wiederholen würden, da alles zu einer weiteren Begegnung des Kindes des Lichtes mit dem Kind der Finsternis führte? Er versuchte dieses Gefühl abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht.
Vorsichtig entfernten sie die Blätter von dem Spalt entlang der Wand und achteten darauf, daß keine in den Raum darunter fielen. Dann suchte sich jeder eine günstige Stelle aus, um zu lauschen und zu beobachten. Der Raum, in den sie sehen konnten, war sehr groß. Zerfallende Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, und in den Ecken hatten Spinnen ihre Netze gewebt. Rauchende Fackeln hingen in Ringen an den Wänden, und den Boden bedeckten Staub und Schmutz von Jahrhunderten. Schwarzgewandete Grolims, ein paar Karandeser in grober Kleidung und eine große Zahl Tempelwachen in glänzender Rüstung füllten den Saal. Beim Eingang, gesammelt wie eine Abteilung Soldaten, saß ein Rudel der großen schwarzen Hunde von Torak erwartungsvoll auf ihren Hinterläufen. Vor den Hunden erhob sich ein schwarzer Altar, neben dem zu beiden Seiten ein glühendes Kohlebecken stand. Auf einem hohen Podest, das an
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