Malloreon 3 - Dämon von Karanda
General«, antwortete Garion. »Ich glaube nicht, daß ich ihm sehr weh getan habe.« »Es geht ums Prinzip, Eure Majestät.«
»Ja, allerdings«, bestätigte Garion. »Sagt dem Mann, daß ich ihn um Entschuldigung bitte, aber ratet ihm auch, sich nicht wieder einzumischen – vor allem nicht, wenn es um meine Gemahlin geht. Ich wende wahrhaftig ungern Gewalt an, doch wenn es sein muß, tue ich es!«
Atescas Blick wurde hart, und Garion erwiderte ihn ebenso. Sie starrten einander einen langen Moment an. »Mit allem Respekt, Eure Majestät«, sagte Atesca schließlich, »aber ich muß Euch bitten, meine Gastfreundschaft nicht noch einmal zu verletzen.« »Nur wenn die Situation es erfordert, General.«
»Ich werde meine Männer anweisen, eine Tragbahre für Eure Gemahlin anzufertigen«, sagte Atesca nur. »Wir wollen früh am Morgen aufbrechen. Wenn Eure Königin krank ist, sollten wir sie so rasch wie möglich nach Rak Hagga bringen.« »Vielen Dank, General.«
Atesca verbeugte sich kühl, drehte sich um und verließ das Zelt.
»War das nicht etwas zu barsch, Belgarion?« murmelte Sadi. »Immerhin sind wir in Atescas Hand.«
»Mir gefiel seine Einstellung nicht«, brummte Garion. Er blickte Belgarath an, dessen Miene leicht mißbilligend war. »Nun?« »Ich habe nichts gesagt.«
»Das war auch nicht nötig. Ich konnte dich bis hierher denken hören.« »Dann brauche ich es ja nicht laut zu sagen, oder?«
Der nächste Tag war kalt und grau, doch es hatte zu schneien aufgehört. Garion ritt neben Ce'Nedras Pferdebahre, und sein Gesicht spiegelte seine Sorge um sie. Die Straße, der sie folgten, verlief nordwestwärts durch weitere niedergebrannte Dörfer und Ruinenstädte. Die Trümmer waren noch vom gestrigen Schnee bedeckt, und um jede ehemalige Ortschaft stand ein Ring von besetzten Kreuzen und Pfählen.
Am Nachmittag sahen sie von einer Kuppe aus das blaugraue Wasser des Haggasees, der sich bis weit in den Norden und Osten erstreckte. Am näheren Ufer erhob sich eine große, befestigte Stadt. »Rak Hagga!« erklärte Atesca hörbar erleichtert.
Sie ritten den Hang hinunter zu der Stadt. Ein scharfer Wind pfiff vom See her. Er peitschte ihre Umhänge und spielte mit den Mähnen ihrer Pferde.
»Also gut, meine Herren«, wandte sich Atesca über die Schulter an seine Männer. »Wir wollen uns formieren und versuchen, wie Soldaten auszusehen.« Die rotgewandeten Malloreaner ordneten ihre Pferde zu einer Doppelreihe und richteten sich im Sattel auf.
In die Stadtmauer von Rak Hagga waren mehrere Breschen geschlagen, und die Zinnen der Brustwehr waren von Pfeilhageln stellenweise durchlöchert und abgebröckelt. Die schweren Tore hatten dem Sturmangriff nicht standgehalten und hingen zersplittert in den Angeln.
Die Wachen am Tor standen stramm und salutierten, als Atesca an der Spitze des Trupps in die Stadt ritt. Der beklagenswerte Zustand der Häuser verriet, welch schrecklicher Kampf in der Stadt getobt hatte, nachdem der Feind eingedrungen war. Viele waren ohne Dächer, und ihre klaffenden, rußgeschwärzten Fenster stierten wie tote Augen auf die trümmerübersäten Straßen. Ein Arbeitstrupp finsterer Murgos, die klirrende Ketten hinter sich herzerrten, plagte sich unter den wachsamen Augen einer Abteilung malloreanischer Soldaten, die matschigen Straßen von Schutt und Trümmern zu befreien.
»Wißt ihr«, sagte Silk, »das ist das erste Mal, daß ich einen Murgo je wirklich habe arbeiten gesehen. Ich dachte, sie wüßten überhaupt nicht, was das ist.«
Das Hauptquartier der malloreanischen Armee in Cthol Murgos war in einem stattlichen gelben Ziegelbau nahe der Stadtmitte untergebracht. Es schaute auf einen breiten, schneebedeckten Platz, und eine Marmorfreitreppe, auf der zu beiden Seiten Soldaten in Reih und Glied standen, führte zum Eingang.
»Das Haus des früheren murgosischen Militärgouverneurs von Hagga«, erklärte Sadi, als sie sich ihm näherten. »Ihr seid schon einmal hiergewesen?« fragte Silk.
»In meiner Jugend. Rak Hagga war das Zentrum des Sklavenhandels.«
Atesca saß ab und wandte sich an einen seiner Offiziere: »Hauptmann, laßt Eure Männer die Bahre der Königin tragen. Sagt ihnen, sie sollen sehr behutsam sein.«
Während die anderen ebenfalls absaßen, lösten des Hauptmanns Männer die Bahre von den Sätteln der zwei Pferde, die sie transportiert hatten, dann trugen sie sie hinter dem General her die Marmorstufen hoch. Im Innern, unmittelbar am Eingang, stand ein
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