Malloreon 3 - Dämon von Karanda
polierter Tisch, und dahinter saß ein arrogant wirkender Mann mit schrägen Augen. Seine scharlachrote Uniform sah sehr teuer aus. Entlang der hinteren Wand erstreckte sich eine Stuhlreihe, auf der sichtlich gelangweilte Beamte saßen.
»Zweck Eures Besuchs«, sagte der Offizier hinter dem Tisch barsch.
Atesca zuckte mit keiner Wimper, als er den Mann stumm anblickte. »Ich sagte, Zweck Eures Besuchs!«
»Haben sich neue Sitten eingebürgert, Oberst?« fragte Atesca mit täuschend sanfter Stimme. »Erheben wir uns nicht mehr in Anwesenheit eines Höherstehenden?«
»Ich habe zuviel zu tun, als daß ich bei jedem kleinen melcenischen Bürokraten aus dem Hinterland aufspringen könnte«, brummte der Oberst. »Hauptmann«, wandte Atesca sich an seinen Adjutanten, »wenn der Oberst nicht in zwei Herzschlägen strammsteht, hättet Ihr dann die Güte, ihm in meinem Namen den Kopf abzuschlagen?«
»Jawohl, Sir.« Der Hauptmann zückte im gleichen Moment sein Schwert, als der erschrockene Oberst aufsprang.
»So ist es viel besser«, sagte Atesca. »Fangen wir noch einmal von vorn an. Erinnert Ihr Euch vielleicht auch, wie man salutiert?«
Der Oberst salutierte zackig, aber sein Gesicht war fahl.
»Großartig, es gelingt uns vielleicht doch noch, einen Soldaten aus Euch zu machen. Also, eine der Herrschaften, die ich eskortierte – eine Dame von hohem Stand – , erkrankte unterwegs. Ich möchte, daß sofort ein warmes bequemes Gemach für sie hergerichtet wird.«
»Sir«, protestierte der Oberst, »dafür bin ich nicht zuständig.« »Steckt Euer Schwert noch nicht ein, Hauptmann.«
»Aber, General, die Höflinge Seiner Majestät treffen solche Entscheidungen. Ich würde mir ihren Zorn zuziehen, wenn ich meine Befugnisse überschritte.«
»Ich werde es Seiner Majestät erklären, Oberst«, versicherte ihm Atesca. »Die Umstände sind etwas ungewöhnlich, aber ich bin überzeugt, daß er es billigen wird.«
Der Oberst zögerte. Unentschlossenheit sprach aus seinem Blick. »Kümmert Euch darum, Oberst! Sofort!«
»Jawohl, sofort, General.« Er schlug die Hacken zusammen. »Ihr«, wandte er sich an die Männer, die Ce'Nedras Bahre hielten, »mir nach!« Garion wollte der Bahre ebenfalls folgen, doch Polgara legte die Hand fest auf seinen Arm. »Nein, Garion, ich begleite sie. Es gibt nichts, was du jetzt tun könntest, und ich glaube, Zakath möchte mit dir reden. Aber sei vorsichtig, was du sagst.« Sie eilte hinter der Bahre her den Gang entlang.
»Ich sehe, daß es in der malloreanischen Gesellschaft immer noch kleine Reibereien gibt«, sagte Silk milde zu General Atesca.
»Angarakaner! Manchmal haben sie noch Schwierigkeiten, sich der modernen Zeit anzupassen. Entschuldigt mich, Fürst Kheldar, ich möchte Seiner Majestät melden, daß wir hier sind.« Er ging zu einer polierten Tür am hinteren Ende der Halle und sprach flüchtig zu einem der Wächter. Dann kam er zurück. »Dem Kaiser wird unsere Ankunft gemeldet. Ich nehme an, daß er uns in wenigen Minuten zu sich rufen wird.«
Ein ziemlich dicker, glatzköpfiger Mann in einfacher, aber offensichtlich teurer, brauner Robe und mit einer schweren Goldkette um den Hals näherte sich ihnen. »Atesca, mein teurer Freund«, begrüßte er den General, »ich hörte, daß Ihr in Rak Verkat stationiert seid.«
»Ich bin im Auftrag des Kaisers hier, Brador. Was macht Ihr denn in Cthol Murgos?«
»Meine Füße schonen«, antwortete der Dicke. »Seit zwei Tagen schon warte ich darauf, zum Kaiser vorgelassen zu werden!« »Und wer kümmert sich zu Hause ums Geschäft?«
»Ich sorgte dafür, daß es mehr oder weniger von selbst läuft«, erwiderte Brador. »Der Bericht, den ich für Seine Majestät habe, ist so wichtig, daß ich beschloß, ihn selbst zu bringen.«
»Was in aller Welt kann so weltbewegend sein, daß sich der Minister des Inneren von den Bequemlichkeiten Mal Zeths losreißt?«
»Ich finde, es ist an der Zeit, daß Seine Kaiserliche Majestät von seinen Vergnügungen hier in Cthol Murgos Abschied nimmt und in die Hauptstadt zurückkehrt.«
»Vorsicht, Brador«, mahnte Atesca mit flüchtigem Lächeln. »Eure melcenischen Vorurteile machen sich bemerkbar.«
»Die Lage zu Hause spitzt sich zu, Atesca«, versicherte ihm Brador ernst. »Ich muß mit dem Kaiser reden. Könnt Ihr mir vielleicht helfen, daß ich zu ihm vordringe?« »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Habt Dank, mein Freund.« Brador griff nach dem Arm des Generals. »Das Schicksal
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