Malloreon 3 - Dämon von Karanda
des gesamten Reiches hängt vielleicht davon ab, daß es mir gelingt, Kal Zakath zu überzeugen, daß seine Rückkehr nach Mal Zeth absolut erforderlich ist.«
»General Atesca«, sagte einer der speerbewaffneten Wächter an der polierten Tür laut. »Seine Kaiserliche Majestät wünscht Euch und Eure Gefangenen jetzt zu sehen.«
»Sehr gut«, antwortete Atesca und ging nicht auf das ominöse Wort »Gefangene« ein. Er blickte Garion an. »Der Kaiser muß sehr darauf erpicht sein, Euch zu sehen, Eure Majestät. Es dauert manchmal Wochen, bis man eine Audienz bei ihm bekommt. Wollen wir hineingehen?«
2
K al Zakath, der Kaiser des mächtigen Mallorea, ruhte in einem weichgepolsterten, roten Sessel am hinteren Ende eines prunklosen Saales. Der Kaiser trug ein einfach geschnittenes, weißes Gewand ohne jeglichen Zierat. Obwohl er über vierzig war, wie Garion wußte, durchzog kein Grau sein Haar und kein Fältchen sein Gesicht. Seine Augen jedoch verrieten stumpfe Freudlosigkeit, ja Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben. Auf seinem Schoß lag eine ganz gewöhnliche, getigerte Katze, die mit geschlossenen Augen vor Behagen, wie ein saugendes Kätzchen bei der Mutter, gegen seine Schenkel trat. Obwohl der Kaiser selbst einfachste Kleidung trug, waren die Harnische der Gardisten, die entlang den Wänden standen, mit Gold eingelegt.
»Mein Kaiser.« General Atesca verbeugte sich tief. »Ich habe die Ehre, Euch Seine Majestät, König Belgarion von Riva vorzustellen.«
Garion nickte knapp, und Zakath neigte als Erwiderung den Kopf. »Unsere Begegnung hätte lange schon stattfinden sollen, Belgarion«, sagte er mit einem Ton, der so stumpf wie der Blick seiner Augen war. »Eure Taten haben die Welt erschüttert.«
»Auch Eure hinterließen einen gewissen Eindruck, Zakath.« Garion hatte beschlossen, schon ehe er Rak Verkat verließ, daß er ihn nicht bei dem selbsternannten Titel »Kal« anreden würde.
Ein schwaches Lächeln huschte über Zakaths Lippen. »Ah«, sagte er auf eine Weise, die verriet, daß er Garions Spitzfindigkeit durchschaute. Er nickte den anderen flüchtig zu, dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf Garions schlampig wirkenden Großvater. »Und Ihr, mein Herr, seid gewiß Belgarath. Ich bin ein wenig überrascht, daß Ihr so normal ausseht.
Nach Überzeugung der Grolims von Mallorea müßtet Ihr hundert Fuß – ja gar zweihundert – groß sein, Hörner und einen gespaltenen Schwanz haben.«
»Ich habe mich nur rasch verwandelt«, erklärte Belgarath mit Aplomb.
Zakath lachte, doch klang wenig Belustigung aus diesem Laut. Dann schaute er sich mit leichtem Stirnrunzeln um. »Mir scheint, es fehlt jemand.«
»Königin Ce'Nedra wurde unterwegs krank, Eure Majestät«, erklärte Atesca. »Lady Polgara nimmt sich ihrer an.« »Krank? Ernsthaft?«
»Das ist momentan schwer festzustellen, Eure Kaiserliche Majestät«, warf Sadi salbungsvoll ein. »Wir haben ihr jedoch gewisse Arzneien gegeben, und ich habe vollstes Vertrauen zu Lady Polgaras Fähigkeiten.« Zakath blickte Garion an. »Ihr hättet einen Boten vorausschicken sollen, Belgarion. Ich habe eine Hofheilerin – eine Dalaserin mit bemerkenswerten Gaben. Ich werde sie sofort zum Gemach der Königin schicken. Der Gesundheit Eurer Gemahlin muß unsere erste Sorge gelten.« »Danke«, sagte Garion mit ehrlicher Dankbarkeit.
Zakath langte nach dem Klingelzug und sprach mit dem Lakai, der sogleich herbeieilte.
»Bitte«, wandte der Kaiser sich nunmehr an die Gefährten, »nehmt Platz. Ich halte nicht viel von unnötigem Zeremoniell.«
Als die Gardisten hastig Stühle herbeibrachten, öffnete die Katze auf Zakaths Schoß die Augen und schaute sich um. Dann erhob sie sich, machte einen Buckel und gähnte. Schließlich sprang sie schwerfällig auf den Boden und watschelte zu Eriond, um seine Finger zu beschnuppern. Leicht amüsiert beobachtete Zakath die deutlich erkennbar tragende Katze. »Ihr seht, daß meine Katze mir untreu ist – wieder einmal.« Er seufzte scheinbar resigniert. Die Katze sprang auf Erionds Schoß, kuschelte sich zusammen und begann zufrieden zu schnurren.
»Ihr seid gewachsen«, wandte Zakath sich an den Jüngling. »Hat man Euch inzwischen zu sprechen gelehrt?«
»Ich habe ein paar Worte gelernt, Zakath«, antwortete Eriond mit seiner klaren Stimme.
»Auch euch andere kenne ich – zumindest vom Hörensagen«, erklärte Zakath. »Freisasse Durnik und ich begegneten uns auf der Ebene von Mishrak ac Thull, und
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