Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
völlig gleichmütig zu tun. Allerdings mußte er ein Grinsen unterdrücken, weil er wußte, daß dieser scheinbare Gleichmut seinen Großvater ungemein ärgerte.
»Bist du sicher, daß wir ihn unbedingt dabeihaben müssen?« fragte Belgarath seine Tochter.
»Ah – ja, Vater«, antwortete sie. »Das ist in gewisser Hinsicht notwendig.«
»Ich hatte befürchtet, daß du es so sehen würdest.« Belgarath blickte die anderen an. »Also gut. Dann machen wir es so. Pol und Durnik können selbst über größere Entfernung miteinander in Verbindung bleiben, so wird er euch warnen können, wenn wir Soldaten entdecken – oder wenn die Spur von der Straße wegführt. Reitet im Schritt, um unnötige Geräusche zu vermeiden, und seid jederzeit bereit, in Deckung zu gehen. Garion, halte du Gedankenverbindung mit Pol, und vergiß nicht, daß du nicht nur Augen, sondern auch Nase und Ohren hast. Kehr hin und wieder auf die Straße zurück, um dich zu vergewissern, daß wir noch auf der richtigen Fährte sind. Hat noch jemand Fragen?« Alle schüttelten den Kopf. »Also gut, dann gehen wir es an.« »Möchtet ihr, daß ich mitkomme?« erbot sich Beldin.
»Danke, Ohm«, entgegnete Polgara, »aber Falken sehen im Dunkeln nicht sehr gut. Du wärst uns keine große Hilfe, wenn du mit dem Kopf voran gegen Bäume pralltest.«
Es war überraschend einfach. Der erste Gedanke von Soldaten, wenn sie ihr Lager für die Nacht aufschlagen, ist Feuer zu machen, und der zweite, diese nicht ausgehen zu lassen, bis die Sonne aufgeht. Dadurch konnten Garion und Belgarath mühelos die nächtlichen Lager aller Truppenteile finden und die Posten aufspüren. Das Glück war soweit auch noch auf ihrer Seite, als sich die meisten Lager ein gutes Stück von der Straße entfernt befanden, und die Gefährten deshalb unbemerkt dahinreiten konnten.
Eines Nachts war Garion auf eine Hügelkuppe geschlichen, um sich ein Bild vom nächsten Tal zu machen. Eine beachtliche Zahl von Lagerfeuern schien ihm von dort zuzublinken.
»Garion?« Ce'Nedras Stimme kam von direkt über ihm. Erschrocken sprang er hoch.
Er brauchte einen Augenblick sich zu fassen. Bitte, tu das nie wieder, Ce'Nedra. Du hast mich zu Tode erschreckt. »Ich wollte mich doch nur vergewissern, daß es dir gutgeht«, verteidigte sie sich. »Wenn ich schon dieses Amulett tragen muß, möchte ich zumindest ein bißchen Nutzen daraus ziehen.«
Mir geht es gut, versicherte er ihr geduldig. Nur erschreck mich nie wieder so. Wir Wölfe sind sehr reizbare Tiere. Kinder! warf Polgaras Gedankenstimme ein. Ihr könnt ein andermal spie len. Ich versuche Durnik zu hören, und ihr übertönt ihn mit eurem Geplappere. Ja, Tante Pol, erwiderte Garion gehorsam.
»Ich liebe dich, Garion«, flüsterte Ce'Nedra zum Abschied.
So reisten sie auch die nächste Zeit bei Nacht und suchten ein Versteck, sobald der Morgen am Horizont graute. So einfach war es, daß Garion schließlich unvorsichtig wurde. Er tappte in der vierten Nacht durch ein Dickicht und trat versehentlich auf einen dürren Zweig.
»Wer da?« Die Stimme drang gegen den Wind zu ihm, und der Geruch des Soldaten hatte seine Nase noch nicht erreicht. Der Bursche kämpfte sich mit viel Lärm ins Dickicht und hielt wachsam einen Speer ausgestreckt. Garion schob den Speer mit der Schulter zur Seite, stellte sich auf die Hinterläufe und legte die Vorderpfoten auf die Schultern des erschrockenen Mannes. Dann fluchte er herzhaft, und seine Verwünschungen kamen als furchterregendes Knurren aus dem Wolfsrachen. Die Augen des Soldaten quollen hervor, als Garions angsteinflößende Fänge wenige Zoll vor seinem Gesicht schnappten. Dann stieß er einen Schrei aus und rannte. Garion kroch schuldbewußt aus dem Dickicht und schlich davon. Polgaras Gedanken erreichten ihn: Was war das? Nichts von Bedeutung, antwortete er sehr verlegen. Richte Durnik und den anderen aus, sie müssen einen Bogen nach Westen machen. Hier lagert ein Trupp ziemlich nah an der Straße. Es war schon fast im Morgengrauen der nächsten Nacht, als eine Brise Garion den Duft von brutzelndem Speck zutrug. Er kroch durch das hohe Gras, um festzustellen, wer schon so früh kochte, und begegnete seinem Großvater. »Wer ist es?« erkundigte er sich auf Wolfsart.
»Etwa zweihundert Soldaten«, antwortete Belgarath, »mit einer Menge Packtiere.« »Sie sind direkt auf der Straße, nicht wahr?«
»Ja, aber das ist kein Problem. Ich habe zugehört, wie sich zwei der Burschen unterhielten. Sie
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