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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Menschlichkeit aus. Garion wich entsetzt zurück und schrie lautlos vor Entsetzen, nicht so sehr wegen dieser schrecklichen Bilder von jenen, die er getötet hatte, sondern wegen seiner Schadenfreude über ihre Verzweiflung und Todesqual.

21
    A lle wirkten ernst, als sie vor Tagesanbruch am nächsten Morgen in der Kajüte zusammenkamen. Aus plötzlicher, ganz überraschender Erkenntnis wußte Garion, daß Alpträume alle gequält hatten. Intuitive Wahrnehmung war Garion fremd. Seine vernunftbetonte sendarische Erziehung lehnte dergleichen als fragwürdig, ja auf seltsame Weise sogar als unsittlich ab. Steckst du dahinter? fragte er die Stimme.
    Nein. Erstaunlicherweise bist du ganz allein darauf gekommen. Offenbar machst du Fortschritte – langsam natürlich, aber immerhin Fortschritte. Danke. Nichts zu danken.
    Silk wirkte besonders mitgenommen, als er die Kajüte betrat. Die Augen des kleinen Mannes waren verstört, und seine Hände bebten. Er ließ sich auf eine Bank fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ist noch was von Eurem Bier übrig?« fragte er Beldin mit heiserer Stimme.
    »Ist dir ein bißchen mulmig heute morgen, Kheldar?« fragte ihn der Zwerg.
    »Nein«, entgegnete Garion an Silks Stelle. »Nicht das beunruhigt ihn, sondern die Alpträume, die ihn quälten.«
    Silk riß den Kopf hoch. »Woher weißt du das?« fragte er scharf.
    »Auch ich hatte welche. Ich machte noch einmal mit, was ich Asharak angetan habe, und ich tötete Torak mehrmals. Es wurde auch nach wiederholtem Mal nicht besser.«
    »Ich hatte mich in einer Höhle verirrt«, sagte Silk schaudernd. »Es war dunkel, aber ich konnte spüren, wie die Wände auf mich eindrängten. Ich glaube, wenn ich Relg das nächste Mal wiedersehe, werde ich ihm eine Maulschelle verpassen – eine leichte natürlich nur, schließlich ist er ja ein Freund.«
    »Ich bin froh, daß ich nicht der einzige war«, gestand Sadi. Der Eunuch hatte eine Schale Milch auf den Tisch gestellt, die Zith und ihre Jungen schnurrend leckten. Garion wunderte sich ein wenig, daß niemand mehr sonderlich auf die Schlangen achtete. Der Mensch konnte sich offenbar an fast alles gewöhnen. Sadi rieb mit den langfingrigen Händen über dem kahlgeschorenen Kopf. »Ich erlebte, daß ich mich auf den Straßen von Sthiss Tor herumtrieb und durch Betteln zu überleben versuchte. Es war schrecklich.« »Ich sah, wie Zandramas mein Baby opferte«, sagte Ce'Nedra verstört. »Ich hörte Weinen und sah Blut – so viel Blut.«
    »Eigenartig«, warf Zakath ein. »Ich führte den Vorsitz bei einer Gerichtsverhandlung und mußte mehrere Angeklagte verurteilen. Unter ihnen befand sich eine, die mir sehr viel bedeutete. Trotzdem war ich gezwungen, das Todesurteil über sie sprechen.«
    »Ich hatte auch einen Alptraum«, gestand Sammet.
    »Ich glaube, wir alle hatten welche«, sagte Garion. »Das gleiche passierte mir auf dem Weg nach Cthol Mishrak. Immer wieder mischte sich Torak in meine Träume.« Er blickte Cyradis an. »Macht das Kind der Finsternis das jedesmal?« fragte er sie. »Wir haben festgestellt, daß sich die Ereignisse wiederholen, wenn wir uns einer dieser Begegnungen nähern. Ist dies ein solches Ereignis?« »Ihr seid sehr scharfsichtig, Belgarion von Riva«, entgegnete die Seherin. »In den unzähligen Äonen, seit diese Begegnungen begannen, seid Ihr sowohl das erste Kind des Lichtes wie der Finsternis, das erkannte, daß diese Ereignisse sich endlos wiederholen müssen, bis die Trennung ein Ende gefunden hat.«
    »Ich weiß nicht, ob dieses Lob verdient ist, Cyradis«, gestand er. »Wenn ich es recht verstehe, finden diese Begegnungen in immer kürzeren Abständen statt. Ich bin wahrscheinlich der erste in der Geschichte, der bei zwei Begegnungen das Kind war – ob nun des Lichtes oder der Finsternis –, und trotzdem brauchte ich lange, bis mir bewußt wurde, was vorgeht. Die Alpträume sind also Teil dieses Musters?«
    »Eine wohlüberlegte Annahme, Belgarion.« Sie lächelte sanft. »Bedauerlicherweise entspricht sie nicht der Wirklichkeit. Aber es fällt schwer, eine so schlaue Wahrnehmung zu verwerfen.« »Versucht Ihr, spaßig zu sein, heilige Seherin?«
    »Traut Ihr mir so etwas zu, edler Belgarion?« Sie ahmte Silks Redeweise gekonnt nach.
    »Du könntest sie übers Knie legen«, schlug Beldin vor.
    »Wenn dieser menschliche Berg über sie wacht?« Garion grinste Toth an. Er kniff die Augen zusammen. »Ihr dürft uns hierbei nicht helfen, Cyradis, oder?«

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