Malloreon 5 - Seherin von Kell
ihre Erhaltung sein. Doch Sterne und Geister und Stimmen in den Steinen verheißen den Tag, da die Spaltung enden und alles wieder eins wird, denn die Schöpfung selbst weiß, daß dieser Tag kommen wird. Wisset denn auch, daß zwei Geister sich im Herzen der Zeit bekämpfen, und diese Geister sind die beiden Seiten dessen, was die Schöpfung gespalten hat. Und zu einer bestimmten Zeit werden diese Geister sich auf dieser Welt begegnen, und dann wird die Zeit der WAHL kommen. Und wird die WAHL nicht getroffen, so verschwindet diese Welt und der Geliebte Gast, von dem die Seherin gesprochen hat, wird nie kommen. Denn es ist dies, was sie meinte, als sie zu uns sagte: ›Denn wisset, Er erwählt euch nur, wenn ihr Ihn erwählet.‹ Und die WAHL, die wir treffen müssen, ist die Wahl zwischen Gut und Böse und die Spaltung in Gut und Böse; und die Wirklichkeit, die sein wird, nachdem wir die Wahl getroffen haben, wird eine Wirklichkeit des Guten sein oder eine Wirklichkeit des Bösen, und sie wird bis zum Ende aller Tage währen.
Wisset auch dies: Die Steine dieser Welt und aller anderen Welten flüstern beharrlich von zwei Steinen, die am Ursprung der Spaltung zu finden sind. Dereinst waren diese Steine einer, und dieser eine ruhte im Herzen aller Schöpfung, doch wie alles andere wurde auch er gespalten, und im Augenblick der Spaltung riß er mit einer Gewalt auseinander, die ganze Sonnen vernichtete. Und wo diese Steine wieder aufeinandertreffen, wird es zum Endkampf zwischen den beiden Geistern kommen. Nun wird der Tag sich ergeben, der alles wieder eins macht, außer die beiden Steine; so mächtig war die Spaltung, daß sie nie mehr zusammengefügt werden können. Und an dem Tag, an dem die Spaltung endet, wird einer der Steine für immer aufhören zu bestehen; und an diesem Tag wird auch einer der beiden Geister für immer verschwinden.
Dies sind denn die Wahrheiten, die wir zusammengetragen hatten, und mit unserer Entdeckung dieser Wahrheiten endete das Erste Zeitalter.
Das Zweite Zeitalter der Menschheit begann mit Donner und Erdbeben, die Erde spaltete sich, und das Meer rauschte herbei, um die Lande der Menschen zu teilen, so wie die Schöpfung geteilt ist. Und die Berge von Korim erzitterten und ächzten und schwankten, als die See sie verschlang. Und wir wußten, daß es sich derart begeben würde, denn unsere Seher hatten uns gewarnt. So zogen wir aus und fanden Sicherheit, ehe noch die Welt gespalten war und das Meer sich erst zurückzog und dann wiederkam, um für immer zu bleiben.
Und in jenen Tagen, die der Wiederkehr der See folgten, flohen die Kinder des Drachengottes vor den Fluten und fanden ein neues Zuhause nördlich von uns, hinter den Bergen. Nun sagten unsere Seher, daß die Kinder des Drachengottes eines Tages als Eroberer über uns kommen würden. Und wir berieten uns miteinander und überlegten, wie wir die Kinder des Drachengottes am wenigsten gegen uns erzürnen würden, wenn sie kamen, damit sie uns in unserem Studium nicht behinderten. Schließlich fanden wir, daß unsere kriegerischen Nachbarn die geringsten Bedenken gegen simple Landleute haben würden, die ihre Felder bestellten und in einfachen Dörfern lebten. Danach richteten wir denn unser Leben aus. Wir rissen unsere Städte nieder, trugen die Steine fort und zogen uns aufs Land zurück, um unsere Nachbarn nicht zu erschrecken oder ihren Neid zu wecken.
Und die Jahre vergingen und wurden zu Jahrhunderten, und die Jahrhunderte vergingen und wurden zu Jahrtausenden. Und wie wir es gewußt hatten, kamen die Kinder Angaraks über uns und errichteten ihre Oberherrschaft. Und sie nannten die Lande, in denen wir lebten, Dalasien, und wir taten, was sie wollten, das wir taten, und setzten unsere Forschungen fort.
Etwa zu dieser Zeit begab es sich im fernen Norden, daß ein Jünger des Gottes Aldur mit gewissen anderen kam, um etwas zurückzuholen, das der Drachengott Aldur gestohlen hatte. Und dieses Begebnis war so bedeutend, daß damit das Zweite Zeitalter endete und das Dritte Zeitalter begann.
Nun war es im Dritten Zeitalter, daß die Priester von Angarak, von den Menschen Grolims genannt, zu uns kamen, um vom Drachengott zu sprechen und seinem Bedürfnis nach unserer Liebe. Und wir erwogen, was sie sagten, wie wir alles erwägen, was Menschen uns sagten. Und wir sahen im Buch des Himmels nach und fanden bestätigt, daß Torak die fleischgewordene Gotterscheinung eines der zwei Geister war, die im Herzen der Zeit
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