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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nichts hält mich mehr.« »Was könnte deinen Entschluß ändern?«
    »Nichts. Ich lasse mich nicht noch einmal von ihr trennen.«
    »Dann werde ich mich wohl darum kümmern müssen.«
    »Das ist verboten, Eriond«, wandte Poledra ein. »Ich erklärte mich damit einverstanden, als mir meine Aufgabe auferlegt wurde.« »Vereinbarungen können jederzeit neu ausgehandelt werden, Poledra«, entgegnete er. »Außerdem versäumten mein Vater und meine Brüder, mir ihre Entscheidung mitzuteilen. Ich werde mich deshalb dieser Situation ohne ihren Rat annehmen müssen.«
    »Du darfst dich dem Willen deines Vaters nicht widersetzen!«
    »Aber ich kenne den Willen meines Vaters doch noch gar nicht. Ich werde mich natürlich entschuldigen. Ich bin sicher, er wird nicht zu zornig auf mich sein; niemand bleibt auf Dauer wütend – nicht einmal mein Vater – , und keine Entscheidung ist unumstößlich. Wenn nötig, werde ich ihn an seine Sinnesänderung in Prolgu erinnern, wozu der Gorim ihn überredet hat.«
    »Das klingt ja ganz und gar vertraut«, flüsterte Barak Hettar zu. »Hat den Anschein, als habe der neue Gott der Angarakaner ein bißchen zu viel Zeit mit unserem Fürsten Kheldar zugebracht.« »Ja, es könnte ansteckend sein«, stimmte ihm Hettar zu.
    Eine unwahrscheinliche Hoffnung war in Garions Herzen erwacht.
    »Darf ich mir noch einmal das Auge ausleihen, Garion?« bat Eriond höflich.
    »Selbstverständlich.« Garion riß das Auge fast vom Schwertgriff und streckte es dem jungen Gott entgegen.
    Eriond nahm den glühenden Edelstein und ging auf Belgarath und seine Gemahlin zu. Er berührte damit ganz sanft die Stirn beider. Garion, der wußte, daß die Berührung durch den Stein den Tod brachte, sprang mit einem würgenden Schrei vorwärts, doch es war bereits zu spät.
    Ein blauer Strahlenkranz ging von Belgarath und Poledra aus, als sie einander tief in die Augen blickten. Dann gab Eriond dem rivanischen König den Stein zurück.
    »Wirst du deshalb auch keine Schwierigkeiten kriegen?« fragte Garion.
    »Mach dir keine Gedanken, Garion«, beruhigte ihn Eriond. »Ich werde in den kommenden Jahren wahrscheinlich alle möglichen Regeln brechen müssen, also fange ich am besten gleich mal zu üben an.«
    Ein tiefer Orgelton kam von den Lichtsäulen am Rand des Wassers. Garion schaute rasch zu den versammelten Göttern und stellte fest, daß der Albatros so stark leuchtete, daß er ihn nicht anblicken konnte.
    Und dann war der Albatros verschwunden, und der Göttervater stand, wo der Vogel geschwebt hatte, und er war von seinen Söhnen umgeben. »Sehr gut gemacht, mein Sohn«, lobte UL.
    »Ich brauchte eine Zeitlang, um zu erkennen, was du gewollt hast, Vater«, entschuldigte sich Eriond. »Verzeih, daß ich so schwer von Begriff war.«
    »Du hast noch keine Erfahrung, mein Sohn«, verzieh UL ihm. »Dein Gebrauch des Steines deines Bruders in dieser Sache war jedoch unerwartet und außerordentlich geschickt.« Ein leichtes Lächeln zog über das Ewige Gesicht. »Auch wenn ich entschlossen gewesen wäre, mich nicht erweichen zu lassen, hätte das allein mich umgestimmt.« »Das dachte ich mir, Vater.«
    »Ich bitte dich, Poledra«, sagte UL dann, »verzeih mir meine grausam scheinende List. Wisse, daß ich mich nicht deinetwegen ihrer bediente, sondern um meines Sohnes willen. Er war schon immer sehr zurückhaltend und zögernd, wenn es galt, seinen Willen einzusetzen. Aber sein Wille wird auf dieser Welt Gebot sein, und er muß lernen, ihn durchzusetzen oder ihn zurückzuhalten, wie er es für richtig hält.«
    »Dann war das eine Prüfung, Allerheiligster?« Eine Spur Unmut sprach aus Belgaraths Stimme.
    »Alle Dinge, die geschehen, sind Prüfungen, Belgarath«, erklärte UL ruhig. »Es mag dir Befriedigung geben, zu erfahren, daß ihr, du und dein Weib, eure Sache sehr gut gemacht habt. Es war eure Entscheidung, die meinen Sohn veranlaßte, seine zu treffen. So dient ihr beide selbst jetzt noch, da alles vollendet scheint. Und nun, Eriond, komm zu mir und deinen Brüdern. Entfernen wir uns ein Stück, damit wir diese Welt in deine Hände legen können.«

26
    D ie Sonne war aufgegangen und stand als goldene Scheibe am östlichen Horizont. Der Himmel war von strahlendem Blau, und eine leichte stete Brise aus dem Westen überzog die Wellenkämme mit weißen Spitzen. Eine leichte Feuchtigkeit vom Nebel des vergangenen Tages hing noch an den Steinen der ungewöhnlichen Pyramide, die als Zentrum des Riffs aus dem Meer

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