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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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offen, Kal Zakath«, antwortete sie traurig. »Die Last meiner Aufgabe ist von mir genommen, Ihr habt keinen Grund mehr, mich ›Seherin‹ zu nennen, denn ich bin auch von dieser Bürde befreit. Meine Augen sehen nun das ganz gewöhnliche, schlichte Licht des Tages, und ich bin nur eine ganz gewöhnliche, schlichte Frau.«
    »Eine schöne Frau, Cyradis, und keineswegs gewöhnlich.«
    »Wie freundlich von Euch, das zu sagen, Kal Zakath.«
    »Wir wollen das Kal vergessen. Es steht mir nicht zu, Cyradis, denn es bedeutet König und Gott. Nun, da ich wirkliche Götter erschaut habe, weiß ich, welche Anmaßung es von mir war, diesen Titel zu benutzen. Aber kehren wir zum wesentlichen zurück. Eure Augen waren viele Jahre von der Binde bedeckt, nicht wahr?« »Ja.«
    »Dann hattet Ihr wohl schon längere Zeit keine Gelegenheit, in einen Spiegel zu blicken?« »Weder die Gelegenheit noch den Wunsch.«
    Zakath war ein außergewöhnlich schlauer Mann und erkannte durchaus, wann Überschwenglichkeit angemessen war. »Dann gestattet meinen Augen, Euer Spiegel zu sein, Cyradis«, bat er. »Blickt in sie hinein und erschaut, wie schön Ihr seid.«
    Cyradis errötete. »Eure Schmeichelei macht mich verlegen, Zakath.«
    »Es ist keine Schmeichelei, Cyradis«, sagte er ernst und kehrte zu seiner gewöhnlichen Sprechweise zurück. »Ihr seid bei weitem die schönste Frau, die ich je kennenlernte, und der Gedanke, ihr würdet nach Kell zurückkehren, läßt eine ungeheure Leere in meinem Herzen entstehen. Ihr habt Euren Führer und Freund verloren. Erlaubt, daß ich beides für Euch werde. Kommt mit mir nach Mal Zeth. Wir haben so viel miteinander zu besprechen, daß wir sicher unser ganzes Leben dafür brauchen werden.«
    Cyradis wandte ihr blasses Gesicht ein wenig ab, und das verstohlene Lächeln verriet Garion, daß sie viel mehr sah, als sie einzugestehen bereit war. Sie drehte den Kopf wieder dem malloreanischen Kaiser zu und blickte ihn mit großen Unschuldsaugen an. »Würde Euch meine Gesellschaft wahrhaftig ein wenig Freude bereiten?« fragte sie.
    »Eure Gesellschaft würde meine Tage vollkommen machen, Cyradis.«
    »Dann werde ich Euch gerne nach Mal Zeth begleiten«, sagte sie, »denn jetzt seid Ihr mein getreuester und liebster Gefährte.« Garion nickte und ging mit Hettar weiter nach achtern.
    »Was hatten wir da zu suchen?« fragte Hettar. »Das schien mir eine sehr persönliche Unterhaltung.«
    »Stimmt«, bestätigte Garion. »Ich mußte mich einfach überzeugen, ob alles wirklich so eintrifft, wie es mir gesagt wurde. Ich habe ganz gern Gewißheit, hin und wieder jedenfalls.« Hettar blickte ihn fragend an.
    »Zakath war der einsamste Mann der Welt«, erklärte Garion. »Das hat ihn so leer und seelenlos werden lassen – und so gefährlich. Das hat sich jetzt geändert. Er wird nicht mehr einsam sein, und das wird ihm bei seiner Aufgabe helfen.«
    »Garion, das klingt schrecklich verworren. Alles, was ich gesehen habe, war eine junge Dame, die einen Mann sehr geschickt um den kleinen Finger gewickelt hat.« »Ja, so hat es in der Tat ausgesehen.«
    Früh am nächsten Morgen schoß Ce'Nedra aus dem Bett und raste den Niedergang zum Deck hinauf. Erschrocken folgte ihr Garion. »Entschuldige«, sagte sie zu Polgara, die sich weit über die Reling lehnte. Dann stellte sie sich neben sie, und beide übergaben sich. »Ihr auch?« sagte Ce'Nedra mit schwachem Lächeln.
    Polgara wischte sich die Lippen mit einem Taschentuch ab und nickte. Dann umarmten sie sich und fingen zu lachen an.
    »Was haben die beiden?« fragte Garion Poledra, die soeben mit dem Wolfsjungen an Deck gekommen war. »Die beiden werden doch sonst nie seekrank.«
    »Sie sind nicht seekrank, Garion«, erwiderte Poledra mit rätselhaftem Lächeln. »Aber warum…«
    »Es ist alles in Ordnung mit ihnen, Garion. Mehr als in Ordnung. Geh nur wieder zurück in die Kabine. Ich kümmere mich schon darum.«
    Da Garion gerade erst aufgewacht war, war er noch ein wenig benommen. Deshalb dämmerte es ihm erst allmählich, als er den Niedergang bereits hinabgestiegen war. Aber dann blieb er abrupt stehen und riß die Augen weit auf. »Ce'Nedra?« rief er. »Und Tante Pol?« Nun fing auch er zu lachen an.
    Das Auftreten Ritter Mandorallens, des unbesiegbaren Barons von Vo Mandor, im Thronsaal König Oldorins verursachte ehrfurchtsvolles Schweigen. Zwar war Mandorallens gewaltiger Ruf noch nicht an diese abgelegenen Gestade gedrungen, aber allein seine Gegenwart

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