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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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einzige, was er dazu zu sagen hatte. Und dann noch: »Phantastisch! Wenn ein Mann schon mit einem Eheweib geschlagen ist, kann er dem lieben Gott für diesen kleinen Gefallen wirklich dankbar sein.«
    Das hatte sie mitten ins Herz getroffen, zumal sie keinen Augenblick daran zweifelte, daß er es ernst meinte. Und er hatte es bestimmt nicht nur so dahin gesagt, denn er hatte ihr seither keine Gelegenheit geboten, mit ihm zu reden, oder ihn zu beschimpfen oder irgend etwas in der Art.
    Sie bewohnten dieselbe Kabine, sie schlief in ihrer Hängematte, er in seinem großen Bett, und sie unternahmen alles mögliche, sich gegenseitig zu ignorieren. Ihm schien das nichts auszumachen, doch sie mußte zu ihrem Ärger feststellen, wenn er im Raum war, dann war er auch da. Zumindest ihre Sinne nahmen ihn wahr und taten jedesmal einen kleinen Hüpfer, wenn er in ihrer Nähe war; Augen, Nase und Ohren, ihr ganzer Körper war auf ihn eingestellt und erinnerte sich an jede seiner Berührungen.
    Selbst jetzt, ganz gegen ihren Willen, beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln, wie er an seinem Schreibtisch Platz nahm. Er gab sich so gelassen, als wäre er alleine im Raum, während sich bei ihr jede Faser im Körper anspannte. Er würde ebensowenig in ihre Richtung sehen, wie sie den Kopf nach ihm umwenden würde. Sie könnte genausogut nicht hier sitzen. Eigentlich hatte sie nicht die geringste Ähnung, warum sie überhaupt hier war. Es hätte seinem Cha-rakter eigentlich viel eher entsprochen, wenn er sie zusammen mit ihren Brüdern über Bord geworfen hätte.
    Sie hatte ihn nicht gefragt, warum er sie mitgenommen hatte, denn dazu hätte sie ja mit ihm reden müssen. Lieber würde sie sich die Zunge abbeißen, bevor sie ihr Schmollen, wie er es nannte, aufgeben würde. Und wenn ihr Benehmen auch kindisch war, was soll's? War das etwa schlimmer, als ein unberechenbarer Verrückter zu sein mit Seeräubermanie-ren, der Leute entführt oder seine Befreier über Bord schmeißt?
    »Verzeih, George. Aber deine penetrante Anstarrerei geht mir gewaltig auf die Nerven.«
    Georginas Augen wendeten sich augenblicklich wieder der langweiligen Aussicht zu. So ein verfluchter Mist! Wie konnte er gemerkt haben, daß sie ihn heimlich beobachtete.
    »Es wird langsam lästig, verstehst du?«
    Sie schwieg.
    »Dein ewiges Schmollen.«
    Sie sagte immer noch nichts.
    »Was soll man auch anderes von einem Weib erwarten, das unter Barbaren aufgewachsen ist.«
    Das war zuviel. »Wenn du damit meine Brüder meinst...«
    »Ich meine damit dein ganzes verdammtes Land.«
    »Du mit deinen aufgeblasenen englischen Angebern mußt gerade reden.«
    »Lieber Angeber als ungehobelte Raufbolde.«
    »Ungehobelt?!« kreischte sie. Ihr aufgestauter Zorn riß sie förmlich aus ihrem Stuhl und mit einem Satz war sie an seinem Schreibtisch. »Du kannst dir ja nicht einmal ein Danke-schön abringen, wenn man dir das Leben gerettet hat!«
    »Und bei wem hätte ich mich bedanken sollen? Vielleicht bei deinen Brüdern, diesen geistig umnachteten Spießern?
    Die mich in den Keller gesperrt hatten, um auf den Galgen zu warten?«
    »Das hättest du allerdings auch verdient, so wie du von ihnen sprichst«, brüllte sie ihn an. »Doch abgesehen davon, war das Warrens Idee. Nicht die von Boyd und Drew. Die haben sich gegen ihren eigenen Bruder gestellt, um dir zu helfen. Und der wird ihnen die Lichter ausblasen, wenn er davon jemals Wind bekommt.«
    »Ich bin ja nicht ganz beschränkt, Kleine. Mir brauchte keiner zu erzählen, was sie getan haben. Was meinst du, warum ich denen nicht den Hals umgedreht habe?«
    »Oh, sehr freundlich! Und ich habe mich gewundert, warum ich eigentlich hier bin. Ich hätte mir gleich denken können, daß das nur deine Rache an meinen Brüdern ist, da du leider nicht in der Gegend bleiben konntest, um ihnen sonst einen Schaden zuzufügen. Das stimmt doch, oder? Mich mitzunehmen schien dir die perfekte Vergeltung zu sein, denn du weißt genau, daß dies meine Brüder aus Sorge um mich zur Raserei treiben wird.«
    »Vollkommen richtig!«
    Sie bemerkte die Röte nicht, die sich langsam über seinem Hals und Gesicht ausbreitete, ein Beweis, daß ihre Abrech-nung mit ihm seinen Ärger ins Unermeßliche steigerte und die Erklärung für seine niederschmetternde Antwort war.
    Alles was sie hörte war nur diese Aussage, das Grabgeläute für ihre letzte Hoffnung, an der sie niemals hätte festhalten dürfen.
    Es war der blanke Schmerz, der sie zu diesem

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