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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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haben solltest. Wir werden uns die ... na du weißt schon was, abfrieren, George.«
    Bei diesem »George« zuckte Georgina ein wenig zusammen, denn seitdem sie in ihren alten Schiffsklamotten, die James ihr mitgebracht hatte, die Treppe heruntergekommen war, zogen ihre Brüder sie ständig mit diesem Namen auf.
    Drew war sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hatte sie mit der Bemerkung beleidigt: »Ich kann dich in diesem Aufzug nicht ausstehen, jetzt, nachdem dieser Engländer so ausführlich beschrieben hat, welche deiner Körperpartien in diesen Hosen am besten zur Geltung kommen.«
    »Ich verstehe nicht, worüber du dich beklagst, Boyd?«
    meinte sie verstimmt. »Stell dir nur vor, wieviel schwieriger die ganze Sache geworden wäre, wenn sie die Maiden Anne in den Hafen geschleppt hätten. Dann hätten wir uns nämlich auch noch vor all den anderen Schiffen dort in acht nehmen müssen.«
    »Wenn das der Fall gewesen wäre, liebste Schwester, dann hätte ich mich niemals auf diesen verwegenen Plan eingelassen.«
    »Hast du jetzt aber«, beharrte sie eine Spur ungehaltener,
    »also, sieh zu, daß du aus deinen Stiefeln steigst, und laß uns hier nicht länger rumstehen. Seine Männer brauchen unbedingt einen Vorsprung, falls Warren wirklich auf die wahnwitzige Idee verfallen sollte, sie zu verfolgen.«
    »Warren mag ja einen ausgeprägten Gerechtigkeitsfimmel haben, was deinen Kapitän anbelangt«, hob Drew hervor,
    »aber ein Selbstmörder ist er deshalb noch lange nicht. Die Rohre, die da aus den Gefechtsständen herausschauen, sind nämlich keine Spielzeugkanonen, Schätzchen. Und Hawke hat noch ganz frech behauptet, die Seeräuberei aufgegeben zu haben!«
    »Alte Angewohnheit, vermute ich«, verteidigte sie James wieder einmal, ohne es zu bemerken. »Er kommt schließlich gerade aus der Karibik, dort treiben immer noch Piraten ihr Unwesen.«
    Ihre zweifelhafte Logik ließ die beiden Brüder insgeheim schmunzeln und Drew konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Das ist ein guter Witz: Ein ehemaliger Pirat hat Angst vor den Angriffen seiner alten Kameraden.«
    Georgina überhörte die Anspielung und trieb die beiden zur Eile an. »Wenn ihr euch jetzt nicht beeilt, könnt ihr bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich gehe auch alleine!«
    »Mein Gott, Clinton hatte recht«, meinte Drew zu Boyd, auf einem Bein herumhüpfend, um seinen Stiefel auszuziehen. »Großspurig, genau das ist sie ... Nein, warte doch, Georgie, du kletterst nicht als erste die Ankerkette hinauf!« rief er ihr hinterher.
    Doch sie war schon im Wasser. Die beiden mußten sich ganz schön beeilen, ihre Schwester einzuholen und dann glitten sie zu dritt geräuschlos durch die Bucht. Zehn Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht und schwammen um das Schiff herum zur Ankerkette, über die sie an Bord gelangen wollten.
    Ursprünglich sah ihr Plan anders aus: Sie hatten vorge-habt, mit dem von James zurückgelassenen Beiboot zum Schiff zu rudern und zu behaupten, sie hätten noch einen von James' Männern geschnappt, den sie nun zu den anderen in den Frachtraum sperren wollten. Georgina sollte das Sprechen übernehmen, denn sie hätte man am wenigsten erkannt. Drew sollte sich in ihrem Schatten verbergen und Boyd den »Gefangenen« spielen. Wenn sie dann nahe genug an dem Wächter herangewesen wären, sollte Georgina sich ducken, und Boyd hätte den Mann ausgeschaltet. So weit, so gut. Aber nachdem sie schlecht vorgeben konnten, mit einem Gefangenen im Schlepptau zum Schiff herausge-schwommen zu sein, mußten sie notgedrungen ihren Plan abändern. Doch durfte Georgina dabei nicht mitspielen, sondern mußte däumchendrehend im Wasser ausharren, während die anderen beiden auf dem Schiff verschwanden.
    Sie wartete und platzte vor Ungeduld, zumal sie keine Ahnung hatte, was sich oben an Deck abspielte. Die nächtliche Stille zehrte an ihren Nerven, doch was sollte sie auch hören, mit den Ohren voll Wasser und der dicken Wollmütze auf dem Kopf. Es dauerte auch nicht lange, bis ihr die absonder-lichsten Gedanken im Kopf herumspukten: Gab es hier in der Gegend Haie? Hatte nicht ein Nachbar im letzten Jahr an dieser Küste einen Hai gefangen? Im Schatten des Schiffes würde sie nichts an der Wasseroberfläche erkennen können, und erst recht nicht, was unter Wasser herumschwamm.
    Nachdem sich dieser schauerliche Gedanke einmal in ihrem Kopf festgesetzt hatte, verging keine Minute, bis Georgina aus dem Wasser war, um die Ankerkette

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