Malory
ersparen können, alter Freund.
Daß ich dies zugelassen habe, dafür habe ich eh den Galgen verdient.«
Georgina beachtete das Wort »zugelassen« nicht. Alles was sie herauszuhören glaubte, war tiefe Abscheu vor seinem neuen Stand als Ehemann. Und Connie schien dasselbe zu denken.
»Dann ist es also doch wahr? Du hast dieses Gör tatsächlich geheiratet?«
»Und woher weißt du das?«
»Weil es mir die glückliche Braut selbst erzählt hat.« Connie konnte vor lauter Lachen kaum weitersprechen. »Darf ich dir ... gratulie ...«
»Wage es, und ich schlag dir alle Zähne aus dem Maul!«
knurrte James. »Wenn du sie gesehen hast, wo ist dann jetzt das treulose Weibsbild?«
Connie sah sich suchend um. »Gerade eben war sie noch da.«
»George!«
Das donnerte wie ein Kanonenschlag, und Georgina blieb wie angewurzelt oben an der Treppe stehen. Sie hatte immer gedacht, ihre Brüder hätten laute Stimmen. Mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten stapfte sie die Treppe herunter. Die sollten sie mal schreien hören:
»Du verdammter Idiot! Willst du etwa das ganze Haus aufwecken? Oder hat es dir im Keller so gut gefallen ...«
Damit hatte sie genau ins Schwarze getroffen und sofort hielt ihr eine große Hand den Mund zu. Es war James'
Hand, und bevor sie sich noch wehren konnte, schlang er seine Krawatte ein paarmal um ihren Mund, die sich als perfekter Knebel erwies.
Connie, der alles beobachtete, sagte kein Wort, besonders dann nicht mehr, als ihm auffiel, daß Georgina während der ganzen Prozedur auffällig stillhielt. Und James' Verhalten war ebenfalls seltsam. Er hätte ihn ja um Hilfe bitten können.
Außerdem ließ er seine andere Hand, die er um ihre Hüften gelegt hatte, um sie festzuhalten, nicht los, sondern nahm seine Zähne zu Hilfe, als er den Knoten der Krawatte festzurrte.
Und das mußte ihm verflucht weh tun, so verschwollen und aufgeplatzt wie seine Lippen waren. Als er damit fertig war, klemmte er sich das Mädchen unter den Arm und bemerkte erst jetzt, daß Connie ihn erstaunt beobachtet hatte.
»Nun, es ist doch völlig klar, daß wir sie nicht hierlassen können?« meinte er verunsichert.
»Selbstverständlich nich'«, nickte Connie.
»Sie würde sofort Alarm geben.«
»Ganz bestimmt.«
»Du mußt mir nicht immer beipflichten, hörst du?«
»Muß ich doch. Ich brauche meine Zähne nämlich noch ei-ne Weile.«
38. Kapitel
Georgina hatte sich in einen Sessel geflegelt und betrachtete durch eines der Bullaugen versonnen die Wellen des kalten Atlantik, die die Maiden Anne umspülten. Sie hörte, wie sich die Türe hinter ihr öffnete und Schritte den Raum durch-querten, doch sie kümmerte sich nicht darum, wer ihre Einsamkeit störte. Sie wußte, daß es nur James sein konnte, denn ansonsten wagte es niemand, ohne anzuklopfen einfach hereinzuplatzen.
Sie sprach nicht mit ihm, hatte seit der Nacht, als er sie in der gleichen Manier aus ihrem Haus geschleppt hatte wie einst aus dieser englischen Taverne, keine zwei Worte mit ihm gewechselt. Und diese unwürdige Behandlung war nicht das Schlimmste gewesen in dieser verhängnisvollen Nacht. Nein, in dem Moment, als er ihre beiden Brüder an Deck seines Schiffes erblickte, hatte er sie einfach über Bord werfen lassen. Und dieser Mann hatte obendrein die maßlo-se Frechheit besessen, ihnen vorher noch zu erklären, daß sie beschlossen hätte, mit ihm zu fahren, als ob sie den Knebel um ihren Mund oder daß er sie wie ein Paket unter dem Arm hielt, nicht bemerken würden.
Natürlich hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihm zu erklären, was Boyd und Drew auf seinem Schiff zu suchen hatten. Jeder seiner Männer hätte ihm sagen können, daß sie ohne Hilfe ihrer Brüder immer noch im Laderaum hocken und die Männer der Nereus das Deck bewachen würden, anstatt gefesselt an Land abgeliefert worden zu sein. Offensichtlich hatten sie nicht den Mut, ihrem verrückten Kapitän die Wahrheit zu sagen. Zumindest Connie hätte etwas unternehmen können, aber ein kurzer Blick zeigte ihr, daß er die ganze Sache viel zu unterhaltend fand, als daß er dem Schauspiel mit einer profanen Erklärung ein Ende bereiten wollte.
Wahrscheinlich wußte James mittlerweile, daß er sich in dieser Nacht wie ein undankbarer Lump verhalten hatte.
Falls nicht, von ihr würde er nichts erfahren, niemals würde sie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Und dieser verdammte Kerl machte sich nicht einmal was daraus!« »Die Dame schmollt, wie?« war das
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