Malory
als deine Schwester auszuge-ben. Wenn sie dich dann doch nicht anheuern, haben wir unsere Chancen ganz verspielt. Komm jetzt, beeilen wir uns, bevor sie sich nach jemandem anderen umsehen!«
»Wir müssen aber erst noch Männerklamotten besorgen.«
»Das erledigen wir unterwegs.«
»Und was soll mit deinen Kleidern passieren?«
»Die kann der Vermieter behalten.«
»Und deine Haare?«
»Die schneid' ich ab.«
»Untersteh' dich! Allein dafür drehen mir deine Brüder bestimmt den Kragen um, wenn sie es schon nicht aus anderen Gründen tun.« Georgina zog die alte Wollmütze, die ihr schon einmal so kostbare Dienste geleistet hatte, aus ihrem Gepäck und wedelte damit triumphierend vor Macs Nase herum. »Hier, jetzt hör schon endlich auf mit deinem Wenn und Aber! Laß uns lieber gehen!«
»Ich war der Meinung, du hättest deine Ungeduld abgelegt?« grummelte er, während Georgina ihn lachend zur Tür hinaus bugsierte. »Noch sind wir nicht unterwegs, Mac. Ab morgen, das verspreche ich dir hoch und heilig.«
8. Kapitel
Sir Anthony Malory winkte dem Ober, um die nächste Flasche Portwein zu bestellen und ließ sich dann zurück in seinen Sessel sinken. Nicht mehr ganz nüchtern starrte er seinen älteren Bruder an. »Weißt du James, altes Haus, ich werde dich ehrlich vermissen. Du hättest deine Angelegenheiten in der Karibik besser regeln sollen, bevor du nach Hause zurückkehrst. Gerade jetzt, wo ich mich so an dich gewöhnt habe, mußt du wieder abreisen.«
»Wie hätte ich denn ahnen können, daß sich das Ableben dieses berüchtigten Hawke so problemlos würde arrangieren lassen«, gab James zu bedenken. »Du vergißt, der alleini-ge Grund für meine Rückkehr war das Hühnchen, das ich noch mit Eden zu rupfen hatte. Daß er ausgerechnet zu dieser Zeit in unsere Familie einheiraten mußte, das war mir neu. Und nie hätte ich damit gerechnet, daß mich unsere Familie wieder so großzügig in ihren Schoß aufnehmen würde, nachdem ich mit der Freibeuterei gebrochen hatte.«
»Ich vermute eher, den Ausschlag hat dein Sohn Jeremy gegeben, mit dem du unserer Familie einen neuen Neffen präsentiert hast. Wenn's um die Familie geht, werden sie einfach sentimental.«
»Du etwa nicht?«
Gleichgültig zuckte Anthony mit den Schultern. »So bin ich nun mal. Aber ich hoffe doch sehr, du beeilst dich ein bißchen mit deiner Rückkehr. Es erinnert mich so angenehm an die alten Zeiten, wenn du hier bist.«
»Ja, wir hatten schon so manchen Spaß zusammen in unseren wilden Jahren, erinnerst du dich?«
»Immer hinter denselben Weibern her.«
»Und immer mußten wir uns dieselben Gardinenpredigten anhören.«
»Sie haben es aber immer gut mit uns gemeint und sich rührend um uns gekümmert. Jason und Eddie haben sich für meinen Geschmack viel zu früh auf die ehelichen Pflichten eingelassen. Sie hatten kaum Gelegenheit, sich die Hörner abzustoßen, immer waren sie auf unser Wohl bedacht gewesen.«
»Du brauchst sie nicht zu verteidigen, Kleiner«, gab James amüsiert zurück. »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß ich ihnen heute noch grolle? Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich selbst genauso schnell enterbt, wie ihr drei es getan habt.«
»Ich hab' dich nie enterbt«, protestierte Anthony mit Nachdruck.
»Trink aus, alter Junge«, gab James trocken zurück. »Ein kräftiger Schluck wird deiner Erinnerung vielleicht auf die Sprünge helfen.«
»Um mein Erinnerungsvermögen brauchst du dir keine Sorgen zu machen, das funktioniert immer noch ausgezeichnet. Ich war lediglich stinksauer auf dich, als du mit Reggie durchgebrannt bist, damals im Sommer vor acht Jahren. Drei Monate hast du mit dem Mädel auf einem Piratenschiff zugebracht - und sie war erst zwölf Jahre alt. Bei eurer Rückkehr hab ich dir doch gleich die Prügel verpaßt, die du verdient hattest, und damit war für mich der Fall erledigt.
Damals hast du dich widerstandslos vermöbeln lassen, kannst du mir mal erklären, warum?«
James hob bedeutsam eine Braue. »Glaubst du allen Ernstes, ich hätte gegen drei von euch auch nur die geringste Chance gehabt? Da traust du mir aber eine ganze Menge zu, alter Freund.«
»Ach hör mir doch auf damit, Bruderherz. An diesem Tag hast du dich kein bißchen gewehrt, du hast nicht mal den Versuch unternommen. Vielleicht ist es Jason und Edward während der Prügelei gar nicht aufgefallen, aber wir zwei haben schon zu oft gegeneinander gekämpft, als daß mir so-was entgangen wäre.«
James gab sich
Weitere Kostenlose Bücher