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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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großgezogen.«
    »Du hättest ja zum Beispiel die Freibeuterei aufgeben können.« Diese Bemerkung konnte sich Anthony nicht verkneifen.
    James antwortete mit einem nachsichtigen Lächeln: »Hätte ich mich wirklich Jasons Diktat beugen sollen? Das habe ich noch nie getan. Abgesehen davon hat mir das Piratenspiel höllischen Spaß bereitet. Diese Herausforderung und die ständige Gefahr und was für mich das Wichtigste war: Es ist wieder Disziplin in mein Leben eingekehrt. Die Seeräuberei hat mich quasi aus dem Sumpf gezogen. Bevor ich damals London verließ, war ich gesundheitlich total auf dem Hund.
    Ich fühlte mich übersättigt und ausgebrannt. Klar, wir hatten schon unseren Spaß, und den nicht zu knapp. Aber die einzige Herausforderung bestand doch eigentlich darin, die Damen so schnell wie möglich aus ihrer Unterwäsche hüpfen zu lassen. Und wenn wir sie endlich soweit hatten, war das Ganze nur noch halb so interessant. Nicht mal zu langweiligen Teegesellschaften wurde ich mehr eingeladen, so einen miserablen Ruf hatte ich mir schon eingehandelt.«
    Anthony brach nach diesem Geständnis in schallendes Ge-lächter aus. »Du rührst mich zu Tränen, alter Junge.«
    James schenkte ihre Gläser noch einmal randvoll. »Trink aus, du Arschloch! Betrunken bist du mir viel sympathi-scher.«
    »Ich hab' verdammt noch mal nicht vor, mich sinnlos zu betrinken. Das hab ich schon meiner lieben Frau erzählt, aber die hat mir natürlich nicht geglaubt. So, du bist also zur See gefahren und hast das saubere, gesunde Leben eines Piraten geführt.«
    »Gentleman-Pirat«, berichtigte ihn James.
    »Ja, ja, ganz recht«, nickte Anthony zustimmend. »Ist wohl ein gewaltiger Unterschied. Worin besteht denn dieser Unterschied eigentlich?«
    »Das kann ich dir sagen. Ich habe nie ein Schiff versenkt oder gekapert, ohne ihm eine faire Chance zu geben. Dadurch ist mir so manche fette Beute durch die Lappen gegangen. Aber ich hab' auch nie behauptet, ein erfolgreicher Pirat gewesen zu sein, nur ein hartnäckiger.«
    »Zum Henker mit dir, James. Für dich war das Ganze bloß ein Spiel, hab' ich recht? Du hast Jason absichtlich in dem Glauben gelassen, daß du da draußen als Rächer der Meere rumgeschippert bist, raubend und plündernd und deine Feinde den Haien zum Fraß vorgeworfen hast.«
    »Und warum nicht? Unser Bruderherz ist doch nie glücklich, wenn er nicht an einem von uns herummäkeln kann.
    Und dann spiel schon lieber ich das Opfer, denn ich geb einen feuchten Dreck auf seine Meinung - im Gegensatz zu dir.«
    »Das ist ja eine edle Einstellung.« Anthony konnte sich seine sarkastische Bemerkung nicht verkneifen.
    »Findest du?« lächelte James zurück und kippte seinen Drink auf einmal hinunter. Anthony beeilte sich, ihre Gläser wieder zu füllen.
    »Diese Einstellung hatte ich schon immer.«
    »Ich seh' schon«, räumte Anthony widerwillig ein, »du hast Jason immer mit voller Absicht provoziert und geärgert.«
    James zuckte entwaffnend die Schultern. »Wie trist wäre das Leben ohne die kleinen Sticheleien, alter Junge?«
    »Ich glaube, du genießt es richtig, Jason auf die Palme zu bringen? Gib's zu.«
    »Wenn er es mit sich machen läßt.«
    Auf Anthonys Gesicht machte sich ein genüßliches Grinsen breit und er lachte inwendig. »In Ordnung, das Warum und Weshalb ist ja nun nicht mehr so wichtig. Hauptsache, du bist wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt und man hat dir deine Schandtaten vergeben. Aber meine Frage nach der Niederlage, die du damals einstecken mußtest, hast du noch nicht beantwortet.«
    James hob eine blonde Augenbraue. »Ist das wahr? Tut mir leid, aber ich wurde ständig unterbrochen.«
    »In Ordnung, ab jetzt werde ich meinen Mund halten.«
    »Kannst du das?«
    »James ...«
    »Also, Tony, du mußt dich nur einmal in meine Lage versetzen, dann liegt die Antwort auf der Hand. Ist gar nicht sehr schwierig. Ich wollte nur auch ein bißchen Zeit mit unserer Nichte verbringen. Außerdem war ich der Meinung, es würde ihr Spaß machen, ein wenig von der Welt zu sehen.
    Und da lag ich ganz richtig. Aber so sehr ich es auch genossen habe, die Kleine um mich zu haben, so habe ich doch schon bald eingesehen, wie sinnlos das Ganze war und sie bald darauf zurückgebracht. Selbstverständlich habe ich die Seeräuberei gelassen, solange ich sie bei mir hatte, aber das Meer selbst ist unberechenbar. Stürme, andere Piraten, Feinde, alles ist möglich. Zugegeben, ihr Risiko war sehr gering, aber eben

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