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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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affektiert anzuheben. »Gut aufgepaßt, Kleiner. Und, gefällt er dir?«
    Sie war viel zu verschlafen, um ihre Worte abzuwägen, und platzte geradewegs heraus: »Sie sehen damit aus wie ein Seeräuber.«
    Er schenkte ihr ein niederträchtiges Lächeln. »Findest du?
    Ich würde es eher als schnittig bezeichnen.«
    Obwohl sich schon wieder ein saftiger Groll in ihrem Innersten breitmachte, schaffte sie es, ihre Frage ganz harmlos klingen zu lassen. »Warum tragen sie denn einen?«
    »Warum nicht?«
    Na gut, besonders gesprächig war er nicht an diesem Morgen, und außerdem ging es sie auch überhaupt nichts an, ob er sich wie ein Pirat verkleidete oder nicht. Solange er in Wirklichkeit keiner war, sollte ihr das recht sein.
    »Nun komm schon, George«, scheuchte er sie beinahe fröhlich aus den Federn. »Der Morgen ist bald vorbei.«
    Zähneknirschend rappelte sie sich auf, schaukelte noch ein wenig hin und her und sprang aus der Hängematte. Offenbar bereitete es ihm besonderes Vergnügen, sie George zu rufen, als ob er wußte, wie sehr sie dieser Name irritierte. In der Tat klang er sehr männlich. Sie kannte zwar eine Menge Männer, die ihren Namen mit ›Georgie‹ abkürzten - aber keine Frau.
    »Bist es wohl nicht gewöhnt, in einer Hängematte zu nächtigen, eh?«
    Wütend starrte sie ihn an; langsam hatte sie genug von seinen falschen Vermutungen. »Genaugenommen ...«
    »Du hast dich die halbe Nacht hin und herumgewälzt, und ich habe kaum ein Auge zugemacht. Ich will doch nicht annehmen, daß das jetzt jede Nacht so geht? Ansonsten wirst du in meinem Bett schlafen müssen, damit ich zu meiner Nachtruhe komme.«
    Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Obwohl er nicht sonderlich begeistert von dieser Idee zu sein schien, würde er mit seiner Drohung Ernst machen, dessen war sie sicher - ob es ihr nun paßte oder nicht. Aber nur über ihre Leiche!
    »Es wird nicht wieder vorkommen, Kapitän.«
    »Das will ich auch schwer hoffen. Übrigens, du hast doch eine ruhige Hand?«
    »Warum?«
    »Na, weil du mich doch rasieren wirst.«
    Was sollte sie? Nein, das war ausgeschlossen. Ihr würde auf der Stelle schlecht werden und sie sah sich schon in seinen Schoß reihern. Sie mußte ihm unbedingt von ihrer komischen Übelkeit erzählen.
    Dieser Gedanke lastete schwer auf ihr. Wie konnte sie ihm nur etwas derart Unerhörtes schonend beibringen? Bestimmt würde er zutiefst beleidigt darauf reagieren, und die Folgen davon wollte sie sich lieber erst gar nicht ausmalen. Schließ-
    lich lag es allein in seiner Macht, ihr das Leben an Bord noch unerträglicher zu machen, als es eh schon war.
    »Ich habe noch nie einen Mann rasiert. Bestimmt werde ich ihnen die Haut in Fetzen abschaben.«
    »Das möchte ich dir nicht raten, mein Lieber, denn das gehört eindeutig zu deinen Aufgaben als mein Kammerdiener. Überdies kannst du dich ruhig ein wenig anstrengen, schließlich mußte ich mich heute morgen schon allein ankleiden.« Sie hätte schreien können. Anscheinend gab es keine Möglichkeit, ihm zu entkommen. Komisch, daß er noch nicht bemerkt hatte, wie sehr sie seine unmittelbare Nähe verabscheute, zumal sie schon etliche Male gerade mit Müh und Not den Nachttopf erreicht hatte, um sich zu übergeben.
    Womöglich war es auch gar nicht wegen ihm. Vielleicht war sie schlicht und einfach seekrank. Obwohl, sie war bereits mehrmals mit ihren Brüdern die Ostküste entlanggese-gelt, ohne daß ihr dabei jemals schlecht geworden wäre, und auch während der langen Überfahrt nach England hatte sie sich bester Gesundheit erfreut. Also mußte es doch an ihm liegen. Allerdings wäre es klüger, ihn glauben zu lassen, daß sie seekrank wäre. Dieser Gedanke beruhigte sie ungemein, und ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie eilig versprach: »Morgen stehe ich früher auf, Kapitän.«
    Warum nur starrte er sie so lange an, bevor er äußerst knapp antwortete: »Nun gut, ich muß noch etwas mit Connie besprechen. Du hast zehn Minuten Zeit, warmes Wasser zum Rasieren zu holen und alles bereitzulegen. Ich wünsche aber nicht wieder zu warten, verstanden?«
    Wahrscheinlich war er verärgert, weil er sich selbst hatte ankleiden müssen, dachte sie, nachdem er ohne Schuhe die Kabine verlassen und laut die Tür hinter sich zugeknallt hatte. Einen Splitter soll er sich einziehen, dieses Ekel! Nein, lieber nicht, am Ende müßte sie ihn dann nur herausziehen.
    Erst einmal seufzte sie tief und stellte dann erleichtert fest, daß sie

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