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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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reizvollste zu sein.
    Doch als sie gleich darauf an Deck ging, hörte sie, wie der Kapitän nach allen Seiten hin Strafen verteilte, völlig aus der Luft gegriffen und unbegründet, oder, wie es ein Matrose formulierte, weil ihm wohl eine Laus über die Leber gelaufen sein mußte. Irgend etwas hatte ihn wütend gemacht, und nun ließ er seinen Groll an dem erstbesten Dummen aus, der ihm über den Weg lief.
    Langsam wich die Schamröte aus ihren Wangen. Sie kehrte mit dem warmen Rasierwasser für die Rasur seiner Lordschaft zurück und beschloß, daß er noch viel verlegener war als sie …, das heißt, soweit dies überhaupt möglich war.
    Noch nie war sie so schamlos verletzt worden, und wenn er nur ein klein wenig davon abbekommen hatte, konnte sie mit dieser Schmach leben.
    Soviel Feingefühl hätte sie ihm eigentlich gar nicht zuge-traut und, genau betrachtet, hatte sie sein anfänglich rüdes Verhalten mit ihrem kindischen Benehmen, wie er es nannte, eigentlich erst provoziert. Scheinbar wußte er, daß er sie damit tiefer verletzt hatte als mit seinem bissigen Spott, und deshalb schämte er sich jetzt. Geschieht ihm recht!
    Zaghaft wurde kurz darauf die Tür geöffnet, und Georgina mußte beinahe laut lachen, als der Kapitän der Maiden Anne seinen Kopf vorsichtig um die Ecke schob, um sich zu vergewissern, daß die Luft rein war. »Also, bist du bereit, mir mit meinem eigenen Rasiermesser die Kehle durchzuschneiden?«
    »So ungeschickt werde ich mich doch nicht anstellen.«
    »Das hoffe ich allerdings auch.« Die Unsicherheit, die er ausstrahlte, während er betont lässig hereinschlenderte, ent-behrte nicht einer gewissen Komik und paßte so gar nicht zu einem Mann von seinem Kaliber. Sie hatte bereits seine Ra-sierutensilien auf dem Tisch ausgebreitet, die Seife in einer Schale aufgeschäumt und einen Stapel Handtücher bereitgelegt. Er war länger als zehn Minuten ausgeblieben, und in der Zwischenzeit hatte sie das Zimmer aufgeräumt, sein Bett gemacht, ihre Hängematte zusammengeschnürt und seine Kleidungsstücke aufgelesen, um sie später zu waschen. Sein Frühstück stand noch nicht bereit, aber O'Shawn war schon damit beauftragt.
    Prüfend glitt sein Blick über das Rasierzeug, dann meinte er: »Du hast das also doch schon mal gemacht.«
    »Nein, nur meine Brüder dabei beobachtet.«
    »Naja, besser als nichts. Dann fang an.«
    Er zog sein Hemd aus und warf es achtlos auf den Tisch, dann drehte er den Sessel um und nahm ihr gegenüber Platz. Georgina starrte ihn entsetzt an. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er sich halb ausziehen würde, nur um sich rasieren zu lassen. Außerdem war es völlig unnötig, denn sie hatte extra große Handtücher vorbereitet, um sie über seine Schultern zu legen. Zum Teufel damit, sie würde sie eben trotzdem benützen.
    Doch als sie ihm eines umlegen wollte, wehrte er ab.
    »Willst du mich etwa ersticken?«
    Die Idee, ihm die Kehle durchzuschneiden, gefiel ihr mehr und mehr und wenn es nicht so ein unappetitliches Unterfangen gewesen wäre, hätte sie dieser Eingebung vielleicht sogar nachgegeben. Seine nackte Haut, die sie gewiß ablenken und verwirren würde ... Es konnte tatsächlich passieren
    - ganz aus Versehen natürlich.
    Sie mußte ihn rasieren. Und je eher, desto besser, bevor diese verdammte Übelkeit wieder hochkam und alles noch schlimmer machte. Schau weder rechts noch links, Georgie, konzentriere dich nur auf seinen Bart.
    Sie stellte sich so weit wie möglich von ihm weg, um ihn einzuseifen, doch zum Rasieren mußte sie etwas näher an ihn herantreten. Verbissen konzentrierte sie sich auf seine Wangen - versuchte es zumindest, während er ihr von unten herauf direkt in die Augen blickte. Wenn sich ihre Blicke zufällig trafen, beschleunigte sich ihr Puls sofort, doch er sah nicht weg. Sie schon, spürte aber dann seine Augen um so brennender auf sich ruhen und ihr wurde sehr heiß.
    »Hör endlich auf, dauernd rot zu werden«, tadelte er.
    »Was bedeutet schon ein nackter Arsch unter Männern?«
    Daran hatte sie im Moment mit keiner Silbe gedacht. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von rot zu dunkelrot; warum konnte er nicht endlich dieses Thema fallenlassen?
    »Es gibt zwar keinen Grund, schließlich ist es meine eigene Kabine«, brummte er mürrisch, »aber trotzdem entschuldige ich mich. Aber so, wie du dich vorhin angestellt hast, mußte man den Eindruck haben, als säße ein Mädchen auf dem Topf.«
    »Tut mir leid, Sir.«
    »Vergiß es. Häng das

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