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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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Kapitän an seinen abscheulichen und verletzenden Sprüchen ersticken.
    Mit der Selbstverständlichkeit eines alten Seebären machte sie es sich in ihrer Hängematte bequem und warf noch einen schnellen Blick Richtung Schreibtisch, um das überraschte Gesicht des Kapitäns anzuschauen. Doch zu ihrer Enttäuschung blieb seine Miene ausdruckslos.
    »Du wirst doch nicht etwa in deinen Kleidern schlafen wollen, mein Freundchen?« stichelte er.
    »Doch, Kapitän, das werde ich.«
    Diese Antwort saß, denn er runzelte mißbilligend die Stirn. »Ich wollte nicht den Anschein erwecken, als ob du die ganze Nacht auf dem Sprung sein müßtest. Das hast du doch wohl nicht angenommen?« erkundigte er sich süßlich.
    »Nein, ganz und gar nicht.« Natürlich hatte sie das, aber ihr ganzer Auftritt hier an Bord war doch eine einzige Lüge, da machte diese den Kohl auch nicht mehr fett: »Ich schlafe immer in meinen Kleidern. Irgendwann habe ich das mal angefangen und nun ist es zu einer Gewohnheit geworden.«
    Und um ihm gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, falls er tatsächlich annehmen sollte, daß sie seinetwegen ihre Gewohnheiten änderte, fügte sie unmißverständlich hinzu:
    »Außerdem bezweifle ich ernsthaft, daß ich ohne Kleider überhaupt einschlafen kann.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst. Ich habe ebenfalls Schlaf-gewohnheiten, die dir vielleicht sonderbar vorkommen werden.«
    Was wollte er damit nun wieder sagen? Georgina fing an, über seine Bemerkung nachzudenken, was sich jedoch er-
    übrigte, als der Mann vom Schreibtisch aufstand, langsam zu seinem Bett ging - und dabei seinen Hausmantel abstreif-te. Oh nein, lieber Gott, laß das nicht wahr sein! Er wird doch nicht etwa durchs Zimmer stolzieren - splitternackt - und mir seine Vorderseite präsentieren?
    Genau das tat er, ohne Rücksicht auf ihr weibliches Schamgefühl zu nehmen. Trotzdem brachte sie es nicht übers Herz, die Augen von seinem Körper abzuwenden. Jedenfalls nicht sofort. Immerhin war das ein Anblick, wie er ihr nicht jeden Tag geboten wurde, den sie genaugenommen noch nie genossen hatte. Er war ein Prachtexemplar von einem Mann, von Kopf bis zu den Zehenspitzen, das konnte sie beim besten Willen nicht leugnen. Mußte er auch so unverschämt gut aussehen, konnte er nicht einen Spitzbauch und speckige Hüften haben, oder zumindest einen winzig kleinen ...?
    Nur nicht rot werden, du dummes Kamel. Keiner hat deine Gedanken gehört - den einen hast du nicht einmal zu Ende gedacht.
    Er sieht einfach blendend aus, doch das geht dich überhaupt nichts an. Endlich gelang es ihr, die Augen zu schließen, doch hatte sie mehr gesehen, als ihr guttat: Den Anblick dieses nackten Mannsbildes würde sie nicht so bald wieder aus ihren Gedanken verbannen können.
    Zum Teufel mit ihm, dieser Mensch besitzt keinen Funken Schamgefühl. Nein, das war nicht fair; in seinen Augen war sie doch ein junger Bursche, und das bißchen Nacktheit unter Männern, was bedeutete das schon? Für sie jedenfalls war es eine Offenbarung.
    »Würdest du die Lampen löschen, Georgie?«
    Ein Stöhnen entwich ihren Lippen, und sie hoffte, er möge es überhört haben. Doch schon hörte sie ihn sagen: »Laß gut sein. Du bist ja schon im Bett, und wir wollen das Glück, das dir diesmal zur Seite gestanden hat, nicht unnötig strapazie-ren.«
    Jetzt ist er seinen verdammten Spott doch noch losgewor-den. Dieser Mensch ist ein Teufel, durch und durch. Am liebsten hätte sie trotzdem selbst die Lampe gelöscht, nur um ihm zu beweisen, daß ihr Umgang mit Hängematten nichts mit Glück zu tun hat. Doch dazu müßte sie wieder ih-re Augen öffnen, wo er doch noch nicht im Bett lag und zugedeckt war. Und ihm gegenüberzustehen, wenn er nackt ist...? Nein, da wäre es wohl klüger, ihm seinen Triumph zu gönnen.
    Doch die Versuchung war einfach zu groß, und ihre Augen öffneten sich wie von selbst. Außerdem, überlegte sie zu ihrer Entschuldigung, wenn der Herr schon seinen Auftritt haben mußte, sollte er auch ein aufmerksames Publikum haben, das seine Darbietung zu würdigen weiß. Nicht daß sie das täte - ganz bestimmt nicht. Es war einfach die pure Neugier, und vor allem Selbstschutz: Eine Schlange würde sie auch im Auge behalten, wenn diese in ihrer Nähe wäre. So interessant dieses Spektakel auch war, hoffte sie doch, er möge sich beeilen - denn ihre Übelkeit machte sich schon wieder bemerkbar, und das, obwohl er diesmal nicht in ihrer unmittelbaren Nähe war. Mein Gott,

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