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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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verzehren - bis er sich am Ende wie ein Gentleman ins Unvermeidliche fügen würde.
    Wie aber sollte sein ausgeklügelter Plan funktionieren, wenn sein Johannes jedesmal vorwitzig seinen Kopf hob, wenn sie in seiner Nähe war? Sollte sie es je bemerken, müß-
    te sie doch annehmen, er hätte eine Vorliebe für Knaben, und das würde bei ihr sicherlich keine Lustgefühle hervorrufen - sondern gewiß pure Abscheu. Verflixt, er mußte sie unbedingt dazu bringen, sich selbst zu demaskieren, damit er nicht auf dumme Gedanken kam.
    Seine Augen verfolgten sie, wie sie quer durchs Zimmer in ihre angewiesene Ecke schlich, den Seesack unter dem Arm geklemmt und die Hängematte über die Schulter geworfen.
    Der Seesack war prall gefüllt und enthielt viel mehr, als ein kleiner Schiffsjunge gewöhnlich mit sich herumschleppte.
    Vielleicht hatte sie doch ein oder zwei Kleider mitgenommen und noch ein paar andere Kleinigkeiten, die das Geheimnis, das sie umgab, ein wenig lichten würden.
    An diesem Abend war er der Lösung ihres Geheimnisses wieder einige Schritte nähergekommen. Connie hatte mitangehört, wie sie in schönstem Matrosenslang vom eigentlichen Vorderdeck gesprochen hatte. Nur jemand, der mit Schiffen und der Seefahrerei vertraut ist, kennt und benützt solche Abkürzungen. Und sie hatte ganz frech behauptet, überhaupt nichts von Schiffen zu verstehen!
    Außerdem rief sie ihren Bruder ›Mac‹. Aus dieser winzi-gen Nebensächlichkeit hatte er sich zusammengereimt, daß dieser Schotte in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu ihr stehen konnte. Freunde und Bekannte mögen MacDonell vielleicht ›Mac‹ nennen. Seine Familie aber würde ihn bei seinem Vornamen - allenfalls bei seinem Kosenamen - rufen, aber niemals ›Mac‹, denn so hieß ja ein jeder von ihnen selbst. Brüder jedoch hatte sie, da war er sich sicher, denn sie hatte schon einige Male von ihnen gesprochen, einfach so dahingeplaudert, ohne es richtig zu bemerken. Wer aber war dann dieser Schotte? Nur ein Freund, ihr Liebhaber ... oder der Ehemann? Lieber Gott, hoffentlich ist er nicht ihr Liebhaber - Ehemänner konnte sie haben, ein Dutzend seinetwegen, das war im völlig gleichgültig. Ein Liebhaber hingegen, das war eine ernstzunehmende Angelegenheit, denn das sollte eigentlich seine Rolle werden.
    Georgina spürte seinen Blick auf ihrem Rücken brennen, während sie ihre Hängematte an den Haken befestigte. Beim Reinkommen hatte sie ihn an seinem Schreibtisch sitzen sehen, doch er hatte nicht zu ihr gesprochen, und sie hatte ihn auch nicht nochmals angesehen, denn dieser eine Blick hatte ihr vollauf genügt ...
    Er trug diesen smaragdfarbenen Hausmantel. Nie zuvor war ihr aufgefallen, was für eine wundervolle Farbe das sein konnte, wenn die richtige Person sie trug. An ihm betonte sie das Grün seiner Augen, unterstrich den seidigen Glanz seiner blonden Locken und schmeichelte seiner tief gebräunten Haut, die durch den weiten V-Ausschnitt des Mantels schimmerte. Ein Flies goldener Brusthaare leuchtete im Schein der Lampe, von einer Brustwarze zur anderen, vom Halsansatz bis ... tief hinunter.
    Georgina nestelte nervös an ihrem hohen Stehkragen, um sich etwas Luft zu verschaffen; in der Kabine war es zum Ersticken schwül an diesem Abend. Ihre Kleider fühlten sich so schwer an, und die Bandage, die ihre Brust einschnürte, brachte sie beinahe um. Trotzdem wagte sie nur ihre Stiefel zum Schlafen auszuziehen. Das tat sie auch sogleich, hockte sich auf den Boden um sie abzustreifen und stellte sie dann ordentlich an die Wand.
    James Malorys Blicke hafteten weiterhin auf ihrem Rücken und folgten jeder ihrer Bewegungen. Natürlich, das hätte sie sich doch gleich denken können. Welchen anderen Grund konnte er schon haben, sie so anzustarren, wenn nicht ...
    Beim Anblick der Hängematte mußte sie lächeln. Der Kerl wartete offenbar nur darauf, bis sie in ihr schwankendes Lager klettern, postwendend herauskippen und voll auf ihrem Arsch landen würde. Sicherlich hielt er schon ein paar zynische Bemerkungen parat, Spötteleien über ihre Ungeschick-lichkeit und dergleichen, und brannte darauf, diese im passenden Augenblick loszuwerden. Diesmal würde sie ihm ein Schnippchen schlagen. Seitdem sie Laufen gelernt hatte, war sie in Hängematten herumgeklettert, hatte darin gespielt und übernachtet, sooft ein Skylark-Schiff im Hafen gelegen hatte. Sie würde eher aus einem normalen Bett fallen, als aus einer Hängematte. Diesmal sollte der ehrenwerte

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