Mamas Gluecksbuch
ohne an sich, am Kind, an allem zu verzweifeln. Dieser seltsame, von der Evolution ganz tief eingebaute Notschalter, den ein Kinderschreien auslösen kann, damit die Eltern ihr Baby augenblicklich retten, schlug also diesmal nicht um in Panikstufe zwölf »Lebensgefahr, Tiger kommt auf uns zu!«, sondern blieb auf »Wir wickeln bloß, Kleine/r, das muss leider sein, auch wenn es unangenehm ist. Gleich ist es vorbei«. Übrigens, wen mag das erstaunen: Nach einer Weile verschwand die Wickelphobie der Kinder und sie ließen diese notwendige Prozedur friedlich über sich ergehen.
Es wird manchmal so sein, dass ein ungeahnter, harmloser, seltsamer, schräger, kleiner oder großer, billiger oder teurer Trick dir helfen wird, eine Phase durchzustehen. Du wirst Schwächen zulassen und Kräfte entwickeln, um diese Zeit der Anspannung auszuhalten und zu lösen – und diese Ressourcen wirst du für den Rest des Lebens behalten. Dein Kind wird nicht schimpfen, schreien oder gar leiden, bis es achtzehn ist. Auch nicht, bis es drei ist. Du siehst, wir verhandeln hier gerade … Vielleicht ist es sogar nächste Woche schon vorbei. Du lebst sozusagen von Woche zu Woche. Wie
bei einer heftigen Grippe. Wie bei Liebeskummer. Wie so manches Mal in diesem Leben.
Wellenreiten
Versuche nicht nur, etwas gegen das Schreien zu unternehmen, sondern auch, dich mit dem Baby hinzusetzen, es trotzdem bei dir zu halten, umherzugehen, die jetzige Situation zu akzeptieren.
Hilfe von außen
Verantwortung in besonders schwierigen Zeiten zu übernehmen, kann auch heißen, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, auch, wenn man sich manchmal zunächst nicht traut. Viele Menschen können bei der Klärung möglicher Ursachen helfen: die Kinderärztin, die Schreiambulanz, das Krisengespräch bei einer Therapeutin, die Osteopathin oder der Heilpraktiker deines Vertrauens. Das Wichtigste dabei bleibt: Hab keine Selbstzweifel. Was auch immer geschieht, behalte dein Selbstvertrauen. Oder finde es wieder. Das Einzige, was du brauchst, ist noch ein bisschen Geduld.
Dieses Kind, das dir jetzt den allerletzten Nerv raubt – durch sein Schreien oder auf andere Weise –, wird dir in einem anderen Moment etwas geben, das dich glücklich macht. Jetzt bist du der Fels in der Brandung (so gut es eben geht), eines Tages wird es dein Kind sein. Das ist natürlich nicht seine Aufgabe, es ist nicht dazu da, dein Fels in der Brandung zu sein, aber es wird Augenblicke geben, in denen allein sein Dasein dir Ruhe gibt und Stabilität.
Du weißt bestimmt, worauf ich nun hinauswill: Natürlich kennst du dein Kind am besten. Wer sonst? Und trotzdem sind wir manchmal vollkommen unsicher, was das Richtige für unser Kind ist, was wir um Himmels willen machen sollen, wenn es übergangslos von einer Trotzphase in die nächste rutscht, wenn es nachts aufwacht und weint, wenn es nicht gut isst und vieles mehr. Aber du bleibst die Person, die dein Kind am besten kennt, auch wenn du manchmal das Gefühl hast, du verstehst es überhaupt nicht mehr. Das geht einem mit jedem Menschen mal so. Warum also nicht auch mit dem kleinen Wesen an deiner Seite?
Vielleicht erscheinen dir deine eigenen Vorstellungen nicht als die fundiertesten und furchtbar subjektiv nach Wetterlage und Stimmung gefärbt? Subjektiv sind die Sichtweisen aller anderen übrigens auch – die der Wissenschaftler, Ratgeberautoren, Freundinnen, Schwiegermütter oder Wahrsager. Auch die Lieblingskinderärztin trifft eine Auswahl aus einem Fundus fachwissenschaftlicher Tendenzen. Selbstverständlich muss das subjektiv sein, denn sonst kann sie nicht eine Linie professionell verfolgen. Auch wenn es noch so
sachlich klingt, sogar ihre Interpretation der Untersuchungsergebnisse ist letztendlich subjektiv. Viele Menschen werden dich unterstützen, beraten und ergänzen. Gleichzeitig kannst du dich getrost grundsätzlich auf dich verlassen. Du bist dein eigener Profi in Sachen »mein Kind und ich«.
Es kann trotzdem vorkommen, dass du dein Baby mal gar nicht verstehst. Und schlagartig hältst du dich, die großartigste Mama, die du je getroffen hast, für vollkommen unfähig, wenn nicht gar gänzlich ungeeignet für diesen Job. Tatsache ist: Für diesen Job bist du am besten geeignet. Trotz gelegentlicher abgrundtiefer Ratlosigkeiten. Mach dir nur einmal bewusst: Das Baby versteht sich wahrscheinlich selbst auch noch nicht genau, schließlich ist es hier neu und muss erst mal herausfinden, wie die Spielregeln sind, wie
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