Mamas Gluecksbuch

Baby will häufig und auch nachts gestillt werden, die Milch muss fließen, der sogenannte Milcheinschuss meldet sich radikal, man soll unbedingt total entspannt sein, damit alles klappt, während die Hebamme Worte wie »Gelbsucht«, »gefährliche Sepsis« und »Gewichtsverlust« fallen lässt. Auch die neue Situation und Fragen des Lebens, »Wie wird es wohl ab jetzt sein?«, sorgen dafür, dass man ordentlich durcheinander ist. Und es ist gut möglich, dass die komplette Umstellung des bisherigen Lebens uns restlos aus der Bahn wirft.
    Kein Wunder also, wenn du dich »babybluesig« fühlst. Es ist eher ein Wunder, wenn du dich nicht so fühlst. Aber deine Lebensfreude geht nie verloren. Sie ist nur für eine kleine Weile verborgen.

    Sonnenschein für Mama

    Liebe Familie, hier eine Botschaft an euch alle:
    Einer Mama im Wochenbett sollten so viele Wünsche wie möglich von den Lippen abgelesen werden. Schenkt ihr Ruhe, Entlastung, Verständnis, gutes Essen und ganz viel Wärme. Denn: Erst wenn Mama erholt ist, habt ihr was von ihr. Das ist ja zu verstehen, oder?
    Kann nämlich sein, dass sie gerade nicht genug Energiereserven und Kräfte hat, oder sie fühlt sich traurig, unverstanden – kurz und knapp: einfach unglücklich.
    Wenn sie sich in einer solchen Situation gestatten darf, zu nichts als dem Allernötigsten imstande zu sein, und ihr ihr so viel Unterstützung gebt, wie sie braucht (und gerne noch etwas mehr), wird diese Phase bald vorübergehen.
    Denn ihr könnt ihr alle so gut helfen.
    Sollte diese Blues-Phase nicht schnell genug vorbeigehen, fühlt sich diese Zeit zwar schrecklich an, ist aber kein Grund zur Verzweiflung:
    Scheue dich nicht davor, dich an eine vertrauenswürdige Person, eine Therapeutin, deine Ärztin oder eine Beratungsstelle zu wenden, die dich an die Hand nimmt und dir hilft, aus dieser Zeit gestärkt herauszukommen. Denn auch dieser Zustand ist weder von Dauer noch ein Misserfolg oder gar Versagen, sondern in erster Linie ein ernst zu nehmendes Signal und in zweiter Linie eine Übergangsphase zu einem ganz neuen Leben.

    Die Hilfe von außen wird dir die verlorene Kraft wiedergeben und den Mut, diese Episode mit Vertrauen geduldig zu durchschreiten. Jawohl, so viele Mütter haben das schon erlebt, dass unsere Welt mit gut gerüsteten Auffangnetzen ausgestattet ist, ganz wie die Feuerwehr, um dir unter die Arme zu greifen, wenn es nötig sein sollte.
    An dich, liebe Mama (auch ohne Babyblues …)

    Habe ich schon gesagt, dass ich dich lieb habe?
    Du bist wunderbar, tapfer, mutig und schön. Du hast auf diese Welt ein kleines Wunderwesen gebracht – mit das Verblüffendste, Tollste, Schwierigste, Natürlichste (und trotzdem nicht Einfachste) und Umwerfendste, was wir Menschen so schaffen können. Ja, du kannst sehr stolz auf dich sein!
    Ohne dich fehlt der Welt ein Stück.

In der Stille spricht die Seele zu dir – und das möchte sie immer mal wieder, egal, was für Trubel um dich herum ist, ob du vierzehn Kinder oder eins hast (was manchmal genau so viel Trubel macht wie vierzehn), ob du als Chirurgin morgen einen wichtigen OP-Termin hast oder nachher einen Konzertauftritt in der Philharmonie. Deine Seele braucht dich.
    Das Allerwichtigste ist: ein Augenblick am Tag für dich allein. Eine Verabredung mit dir selbst. Klingt leichter, als es getan ist. Aber es muss sein. Fast wichtiger als Windeln zu wechseln. Fünf Minuten, in denen du nur aus dem Fenster siehst oder eine Tasse Tee trinkst, in denen du Stille tankst und dich selbst wahrnimmst: »Ach ja, mich gibt’s ja auch noch!«
    Vielleicht stellen wir dann fest, dass diese fünf Minuten im Alltag keinen Platz finden oder uns plötzlich unnötig erscheinen. Zeit ist eh Mangelware – und dann einfach so nichts Dringliches aus dem Alltag erledigen? Dieser kleine Moment ganz für uns allein ist dennoch so wichtig! Er gibt uns in
Phasen der Atemlosigkeit Kraft. Er ist dafür da, dass wir uns selbst nicht mitten im Leben vergessen. Diese Oase hilft uns auch, unabhängig zu bleiben von äußeren Umständen, von den Stimmungen unserer Kinder, vom Partner, von den Aufs und Abs des Alltags.
    In Phasen hoher Anspannung sind eine Ahnung von innerer Ruhe und das Annehmen der momentanen Situation starke und zuverlässige Rettungsanker. Manchmal dauert es etwas, bis wir uns dieser Ruhe gewahr werden. Aber wenn wir uns dafür Zeit nehmen, landen wir nach einem Ausflug in die panischen Lüfte schnell wieder auf unserer bodenständigen