Mamas Gluecksbuch
beharren, bleibt unser Blick lebendig für seine Entwicklung. Dann können wir uns immer wieder überraschen lassen, wie sich diese kleinen Persönchen kontinuierlich verändern.
Haben wir nämlich ganz klare Vorgaben davon, wie unser Kind sein sollte, dann können wir uns darauf verlassen, dass es genau das Gegenteil davon machen wird. Na, dann lassen wir es lieber seine eigene Route erkunden und stehen ihm dabei zur Seite. Mal sehen, wohin die Reise führt.
Wir können unsere Kinder zum Beispiel dazu ermuntern, mit ihren Ausdrucksmöglichkeiten zu spielen. Besonders in der Schulzeit übernehmen Kinder schnell eine bestimmte Rolle: die Anführerin, der Clown, die Streberin, der Schüchterne. Wir können ihnen vermitteln, dass sie viele Facetten in ihrer Persönlichkeit vereinen. Dass sie sich ganz unterschiedlich verhalten können. Wir können sie ermutigen, auch mal anders zu sein, als es die Klassenkameraden erwarten.
Aber auch da ist unsere Toleranz gefragt: Klar fänd ich es schön, Felix traute sich mal, für Jungs untypische Dinge zu tun, anstatt panisch zu rufen: »Iihhh, das ist doch voll mädchenmäßig.« Und es wäre auch wunderbar, Lea ginge in den Fußballverein, damit sie auf jeder Wiese mitspielen kann. (Interessanterweise kommen recht wenige Eltern auf die Idee, ihrem Sohn vorzuschlagen, zum Ballett zu gehen.) Wir können sie nicht einschränkend in eine Richtung lenken. Wir können sie anspornen, doch die Entscheidung liegt bei unseren Kindern selbst.
Das beste Kind der Welt? Deins!
Erinnere dich immer wieder daran:
Dein Kind ist wunderbar, so, wie es ist. Zu diesem hervorragenden Kind gehört auch, dass es vielleicht Wesenszüge in sich trägt, die dir nicht so lieb sind.
Es ist manchmal viel zu laut oder viel zu frech. Entweder hängt es an deinem Rockzipfel, sodass du kaum atmen kannst, oder es ist dir viel zu distanziert und mag keine Nähe, wenn du sie gerne hättest. Es hat extreme Wutanfälle oder ist im Gegensatz zu dir vollkommen in sich gekehrt – ganz anders als du selbst eben.
Dein Kind ist eine eigenständige, besondere Persönlichkeit. Spürt es, dass du diese achtest, dass du hinter ihm stehst, machst du das Beste, was du für dein Kind tun kannst.
Eine schmerzliche Erfahrung ist es, wenn die Mutter sich nach der Geburt ihres Kindes mitten in einem tiefen Erschöpfungszustand wiederfindet – von Medizinern »postnatale Depression« genannt. Es vertreibt zwar nicht schlagartig den Blues, aber es hilft ungemein, wenn man weiß, um was es sich dabei handelt. Denn dann versteht man: Auch dies ist nur eine Phase. Übrigens eine, die inzwischen als ganz normal angesehen wird (auch wenn sie sich beileibe nicht so anfühlt): Siebzig Prozent der jungen Mütter sind davon betroffen, und eine Krankheit ist es nicht.
Zum Verständnis ein Beispiel: Einer der Gründe für die bisher unerklärlich schwankenden, aggressiven und auch depressiven Stimmungen von Jugendlichen im Übergang zum Erwachsensein ist der plötzliche Mangel an Glückshormonen. Der Körper ist so intensiv mit der Bildung von Wachstums- und Sexualhormonen beschäftigt, dass er sich jetzt nicht auch noch um das Glück kümmern kann! Dies geschieht bei manchen stärker, bei anderen kaum merkbar.
Ähnlich verhält es sich mit dem Babyblues – denn manchmal sind eben doch die Hormone schuld: Direkt nach der Geburt des Kindes wird mit der Nachgeburt die Plazenta »geboren«. Dieses Wunderwerk hat das Kind neun Monate lang
mit Nährstoffen versorgt, war zuständig für die Erhaltung des Immunsystems von Mutter und Kind und bildete viele wichtige Hormone, die die Schwangerschaft aufrechterhielten. Wir können uns also gut vorstellen, welch enorme körpereigene Zentrale nun Abschied nimmt, weil sie nicht mehr benötigt wird. Ein paar Tage befinden sich ihre Hormone noch im Blutkreislauf, dann verschwinden auch sie – und das kann eine große Wirkung auf die Stimmung ausüben. (Von mir aus könnte die Natur hier noch etwas evolutionäre Arbeit leisten und etwas erfinden, das diesen Umstellungsprozess leichter macht.)
Wäre diese Hormonumstellung nun die einzige Umstellung, ließe sich vielleicht mit einem erholsamen Rückzugstag problemlos darüber hinwegkommen (den braucht die Mutter sowieso), aber es ist so viel mehr als das: Das kleine Menschenwesen beansprucht sofort jede Aufmerksamkeit, dabei ist die Mama selbst noch ganz müde und empfindlich, vielleicht sogar verletzt (Kaiserschnitt, Dammnaht, Erlebnisse …). Das
Weitere Kostenlose Bücher