MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
ihn der verwunderte BND-Hauptabteilungsleiter, „da sehen wir uns monatelang nicht, und jetzt habe ich in einer Woche gleich zweimal das Vergnügen. Es ist übrigens Samstagnacht, nach 23:00 Uhr“, tönte es aus dem Hörer.
Adrian hatte die Uhrzeit vergessen. „Tut mir leid, es ist dringend.“ Nun berichtete er vom Geschehen in der Oper. Adrian wusste, dass Ponisega mehrmals auf den Polizeipräsidenten eingewirkt hatte, damit der Ordna in eine reine Verwaltungstätigkeit versetzte. Doch selbst Ponisega musste feststellen, dass Ordna von irgendwelchen Seilschaften gedeckt wurde. In seiner klaren Art sagte Ponisega: „Sie haben falsch gehandelt, und Sie haben dort auch keinerlei Befugnisse.“
Adrian von Zollern erklärte Ponisega, wie seltsam ihm der Mord vorkam und dass er in Anbetracht des ungewöhnlichen Tatorts wie
auch der Tatwaffe Zweifel hegte, ob der Bürokrat Ordna mit seinen unmotivierten Mitarbeitern die richtigen Schlüsse ziehen würde.
„Dr. von Zollern, ich mag Sie, und ich schätze Sie. Dennoch warne ich Sie, nie wieder ohne Rücksprache solche Entscheidungen zu treffen! Apropos: Kommen Sie bitte morgen um elf Uhr in mein Büro!“
Adrian von Zollern schluckte.
Ponisega fuhr fort: „In Anlehnung an das Treffen im Esplanade habe ich von Kant einen Entwurf für unsere operative Zusammenarbeit erstellen lassen. Die aktuelle Situation zeigt ja eindrucksvoll, dass es so nicht weitergehen kann. Und jetzt holen Sie KHK Ordna ans Telefon!“
Ein ungutes Gefühl beschlich Adrian, als Ordna den Apparat nahm. Ordna witterte etwas, sein hämisches Grinsen ließ darauf schließen. Sebastian, der die meisten Mitarbeiter Ordnas kannte, beobachtete, wie Schmidt, Klaffke und ein weiterer Beamter den Tatort um die Leiche weiträumig mit Polizeiband sicherten.
Clemens Ordnas Miene verfinsterte sich, während er mit Ponisega telefonierte. Schließlich legte er auf und wandte sich etwas weniger aggressiv an Adrian von Zollern als zuvor. „Okay, von Zollern, Sie fassen nichts an am Tatort. Und ich höre mir Ihr Gequatsche an.“
Adrian von Zollern atmete tief durch.
„Also, was ist hier passiert?“, wollte Clemens Ordna wissen. Wallenschweder gab daraufhin einen knappen Bericht über Todesursache und erste Eindrücke von dem Toten. Bis auf das Ensemble und sonstiges Personal der Deutschen Oper waren nur wenige Zuschauer geblieben, die sich leise im Foyer unterhielten. Ordna ließ seine Mitarbeiter die Personalien aufnehmen. Doch die anschließende Befragung der Zuschauer ergab wenig Aufschlussreiches.
„Ich komme morgen Nachmittag zu Ihnen, um Ihre ersten Ermittlungsergebnisse einzusehen“, sagte Adrian abschließend.
Der Kriminalhauptkommissar schnaubte etwas Unverständliches und stapfte zu seinem Dienstwagen. Dabei nickte er unwillig.
Als die Spurensicherung den Tatort freigab und die Polizisten in Begleitung von Sebastian, Adrian und den Angestellten das Opernhaus endgültig verließen, zeigte die Uhr bereits zwei Uhr morgens.
„Warum rufst du mich nicht an?“
Die Nachttischuhr zeigte 8:34 Uhr, viel zu früh für den schlaftrunkenen Adrian von Zollern. „Oh, wie schön, dass du dich meldest“, säuselte er voller schlechtem Gewissen in den Hörer.
„Untersteh dich, mir was vorzulügen!“ Petras Stimme hob zum Orkan an, der Adrian gleich mit der Wucht sich abgelehnt fühlender weiblicher Leidenschaft hinwegfegen würde.
Petra Bleureuther war jung. In Bezug auf Adrians Freundin, wenn man sie so bezeichnen durfte, wandelte Sebastian den Namen gern etwas ab: Sie sollte besser Blauäuger heißen, meinte er. Dieser tiefsinnige Humor zielte auf Petras Naivität, die in Bezug auf Adrian offenbar sämtliche Schutzschilde weiblicher Intuition abschaltete. Vielleicht lag es an ihrem Alter, jedenfalls hielt sie Adrian für einen Vertreter des männlichen Geschlechts, der zu einer echten Beziehung fähig war. Eine Fehleinschätzung, die Petras mangelnde emotionale Reife bewies. Doch dieses Manko stand in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur sonstigen Auffassungsgabe der jungen Frau. Nachdem sie zwei Schulklassen übersprungen hatte, hatte sie im Alter von sechzehn Jahren das Abitur als Jahrgangsbeste abgelegt. Genauso erfolgreich und zügig absolvierte sie ein Physikstudium samt Promotion und war nun, mit dreiundzwanzig Jahren, bereits hochgelobte Projektleiterin der angesehenen Unternehmensberatung McAnderson & Cie.
Wenn die Zeit neben ihrem anstrengenden Job es zuließ, würde sie der
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