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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Licht.
    Yago klopfte vorsichtig, damit die Frau nicht erschrak. Langsam öffnete sich die Tür, und als Yago Albas Gesicht sah, wich er zurück. Nie hatte er sie anders als fröhlich und guter Dinge erlebt, seit Ignacio sie unter seine Fittiche genommen und gefördert hatte. Ignacio gab sich damals die Schuld am Tod ihres Vaters, der von herabfallenden Bruchsteinen zerquetscht worden war, mit denen die Sakristei der Kirche ausgebaut werden sollte. Fortan förderte Ignacio die junge Frau und ließ ihr die gleiche Bildung angedeihen wie seinen eigenen Kindern. Die kluge Alba lernte schnell, und Ignacio sah keine Veranlassung, sie dem gewöhnlichen Frauenschicksal von Ehe und Kindern auszuliefern. Weil sie die notwendigen Fertigkeiten hatte, machte er sie zur Nachfolgerin des verstorbenen Gutsverwalters.
    Jetzt stand sie tränenüberströmt vor ihnen. Tiefe Trauer hatte ihr Augenringe ins Gesicht gezeichnet und ließ die Wangen hohl erscheinen. „Yago … dein V… Vat… Vater ist …“ Weiter kam sie nicht. Verzweifelt schlang sie die Arme um ihn und ließ mit tiefem Schluchzen ihren Tränen freien Lauf.
    Am Abend desselben Tages erkannten die Menschen von Villanuovo ihren bekanntesten Bürger nicht mehr wieder. Viele hatten am Vormittag die grobschlächtigen Kerle im Gefolge des Finsterlings beobachtet. Wie sie trockenes Holz sammelten und auf einem Acker am Rande des Ortes aufzuschichten begannen. Allerlei Gerüchte über das Verschwinden Ignacios machten die Runde, die Inbeschlagnahme der Scheune durch die Fremden schürte wilde Vermutungen. Wachen hatten Ignacio schließlich zum Dorfrand gebracht, dorthin, wo das Holz aufgeschichtet worden war.
    Da einer der Minoriten im Ort verbreitet hatte, man solle sich zur Urteilsvollstreckung einfinden, säumte das Volk in gespannter Erwartung den Ort. Jenen, die Ignacio sahen, gefror das Blut in den Adern. Sein ganzer Körper war mit geronnenem Blut überzogen. Vermutlich waren ihm die Beine gebrochen worden, denn er saß mit seltsam verdrehten Gliedern auf dem Wagen. Der Totengräber gab an, er habe gesehen, dass Ignacios rechter Unterschenkel in unnatürlichem Winkel vom Bein abgestanden hätte.
    Entsetzen erfasste die Menschen beim Anblick von Ignacios Antlitz. Seine Zunge hing zerfetzt aus dem halb geöffneten Mund.
    Von Mittwoch bis zum Tag der Vollstreckung hatte Ignacio die schlimmsten Arten der Folter erduldet und war erst an diesem Vormittag zusammengebrochen. Am 12. März gestand er alles, was die Peiniger im Dienste Gottes hören wollten.
    Drei Tage waren seit seiner Verhaftung vergangen, seitdem lag er, angekettet wie ein Hund, im Staub, und die schweren Ketten schnitten ihm ins Fleisch. In den kurzen Momenten, in denen sein Geist wach war, hatte er immer wieder über dieselben Fragen nachgedacht: Wer steckte dahinter? Wer hasste ihn und wünschte seinen Tod? Was konnte solchen Hass heraufbeschwören und solche Qualen rechtfertigen? Wem nutzte sein Tod?
    Als sie ihm dann die Zunge zerquetschten, bildete sich vor seinem sich eintrübenden Geist plötzlich eine Vorstellung von dem Bündnis, das sich gegen ihn geschmiedet hatte. Weltliche und kirchliche Mächte, eine unheilige Allianz gieriger Amtsträger, hatten ihre verderbten Kräfte gebündelt, um ihn zu töten! Sie missbrauchten ihr Amt, um ihn zu vernichten, und mehrten den eigenen Nutzen. Seit Menschengedenken setzten solche Menschen Macht gegen andere ein, um sie aus dem Weg zu schaffen. Und sie würden weitermachen. Ohne sich jemals dafür rechtfertigen zu müssen. Ohne eine Bestrafung fürchten zu müssen. Bei Gott, dagegen war nicht anzukommen!
    Eine Botschaft, er musste seinem Sohn eine Botschaft senden. Aber wie? Mit letzter Kraft vollbrachte er es schließlich.
    Am Ende, als sie ihn mit der Hüfte auf den Amboss gelegt hatten und sie mit einem schweren Hammer zertrümmerten, sagten sie, es diene allein der Wahrheitsfindung. Den unsäglichen Schmerz, den der gewaltige Schlag des Folterknechts durch seinen Körper trieb, ertrug sein geschundener Körper nicht mehr. Es musste aufhören. Sofort. Da gestand Ignacio.
    Die Einwohner Villanuovos bildeten einen Kreis um den Scheiterhaufen und schauten gebannt auf den Wortführer der Fremden, der zu einer Rede anhob. „Brüder im wahren Glauben, die heilige Inquisition übergibt den Schuldigen den reinigenden Flammen des Feuers. Ignacio hat sich heute der Häresie schuldig bekannt. Das Feuer reinigt die Seele des Häretikers, tilgt seine Sünden und erlöst

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