MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Gewand seines Ordens. Ihn begleiteten zwei jüngere Minoritenmönche sowie weltliche Personen mit unbekannter Funktion. Dazu kamen sieben Männer, deren militärische Ausrüstung an Wachen erinnerte. Zwei Wachen trugen die gleiche Fahne, die die Dorfbewohner bei dem unheimlichen Mönch während dessen Predigt gesehen hatten.
Jeder im Dorf spürte sofort, dass dort eine stärkere Macht einzog als der Mönch. Nach der Ankunft nahm der Franziskaner eine große Scheune in Beschlag, dann sandte er einen der weltlichen Begleiter, einen Notar, an die wichtigen Stände des Ortes mit der Bitte um sofortiges Erscheinen. Zwei Wachen begleiteten ihn, drei wurden mit Befehlen fortgeschickt, die beiden anderen blieben beim Franziskaner.
Als die Gerufenen vor ihm standen, sagte der Franziskaner ohne weitere Erklärung: „In Ausführung meines Amtes teile ich euch mit, dass Zeugnis abgelegt wurde über einen Ketzer unter euch. Wir verhaften in diesem Augenblick den Olivenbauern Ignacio und verpflichten euch, diese Kunde im Dorf zu verbreiten. Gegen ihn findet der Prozess nach den Regeln der heiligen Inquisition statt. Jeder Bewohner wird aufgerufen, Zeugnis wider ihn abzulegen.“
Die Männer schauten sich erschrocken an. Der Schmied fand als Erster die Fassung wieder und fragte: „Herr, wer seid Ihr?“
Der Franziskaner starrte ihn abfällig an. „Der von seiner Heiligkeit Papst Sixtus zum Großinquisitor bestimmte Tomás de Torquemada hat mich, Barnabá Dolloro, beauftragt, den Inquisitionsprozess gegen Ignacio von Villanuovo zu führen. Mehr Wissen steht dir nicht zu!“, herrschte er den Schmied an.
Nachdem ein großer Ochsenkarren mit zugedeckter Ladung vor der Scheune angekommen war, kehrten die drei Wachen zurück. Sie brachten den gefesselten Ignacio, der nicht verstand, was um ihn herum geschah. Bei der Verhaftung, Gründe wurden ihm keine genannt, hatte er noch gedacht, dieses Versehen werde sich bald aufklären. Doch beim Anblick des Aufgebots an Offiziellen vor der Scheune, zu der man ihn geschleppt hatte, kamen ihm Zweifel. Dennoch war sich Ignacio keiner Schuld bewusst. Sicher gehe ich manchmal hart mit meinen Leuten um, dachte er, doch nur um Müßiggang zu unterbinden. Schließlich dient es allen, wenn wir fleißig arbeiten. Ich habe niemals jemanden geschlagen oder jemandem Schaden zugefügt. Was wirft man mir vor? Wer sind die Ankläger?, fragte er sich.
Dann sah er das Banner.
Ganz weit weg, aus den Tiefen seiner Erinnerung, stieg eine Ahnung in ihm auf. Woher kannte er die Flagge? Wo hatte er sie schon einmal gesehen?
„Bist du Ignacio, der Olivenbauer?”, unterbrach Barnabá Dolloro streng Ignacios Gedanken.
„Ja. Doch sagt mir, warum legt Ihr mich in Ketten?“
„Das wirst du bald erfahren“, sagte der Inquisitor knapp. Der Mann hatte etwas Dämonisches an sich.
„Was erlaubt Ihr Euch, einen ehrlichen Menschen vor den Augen des Gesindes abzuführen wie einen Verbrecher? Ihr entehrt mich!“, fuhr Ignacio aufgebracht fort.
„Angeklagter, wir begeben uns zum Gerichtsort.“ Barnabá Dolloro deutete auf die Scheune. „Dort wird dir die Anklage mitgeteilt.“
Die Beteiligten betraten die Scheune.
Als Erstes fiel Ignacio ein riesiger Vorhang auf, der die Scheune in der Mitte teilte. Zu welchem Zweck dieser von den Anklägern angebracht worden war, konnte er sich nicht erklären. Hinter dem Vorhang hörte er Geräusche, metallisches Klirren, Rasseln, das Klappern von Holz. Und fluchende Männerstimmen, denen das Hantieren mit dem Gerät offensichtlich Schwierigkeiten bereitete. Nun bemerkte Ignacio mehrere Tische, an denen die Minoriten, der Notar und die Wachen Platz nahmen. Der größte Tisch stand auf einem Podest, so dass Barnabá Dolloro, der sich dorthin setzte, noch einschüchternder wirkte.
Nun erhob der Inquisitor sich, um mit der Klärung einiger Formalien wie Name, Herkunft, Tätigkeiten zu beginnen. Ignacio antwortete wahrheitsgemäß.
Dann sprach der Ankläger: „Ignacio, du wirst der Häresie beschuldigt! Die heilige Inquisition hat eine Anzeige gegen dich erhalten, und mehrere Zeugen haben wider dich ausgesagt.“
Ignacio wurde bleich, die Knie des stolzen Mannes zitterten.
Die Inquisition! Nun erinnerte er sich an das Bild des Olivenzweigs neben Kreuz und Schwert. Grauenvolle Geschichten über unzählige Tote hatte er auf seinen Reisen erfahren, Menschen, die im Namen der heiligen Kirche hingerichtet worden waren. Ignacio hatte selbst die Verbrennung eines Ketzers in
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