MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
unorthodoxer Dienstweggestaltung erteilte der Hauptabteilungsleiter schließlich die Genehmigung.
„Herr Ponisega, Sie wollten mir noch einen zweiten Ansprechpartner nennen“, erinnerte Adrian von Zollern seinen Chef.
„Ja! Peter Kant ist mein engster Mitarbeiter, er ist für Sie zuständig. Er verwaltet solche Sondervereinbarungen.“
„Gut! Kants Kontaktdaten habe ich bereits. Also gibt es weitere Fälle von meiner Sorte beim BND?“
„Das geht Sie allerdings nichts an!“, antwortete Karl-Werner Ponisega. „Guten Flug.“
Anschließend telefonierte Adrian von Zollern mit Peter Kant. Ponisegas Stellvertreter informierte danach die Flughafensicherheit, dass er eine Waffe auf seinem Flug nach Barcelona mitführen würde.
„Violetta Krix“, meldete sich eine geschäftsmäßig klingende Stimme.
„Hallo, Violetta.“
„Adrian? Endlich meldest du dich! Wie geht es dir?“, antwortete Violetta, und ihre warme Stimme streichelte ihn.
„Ich steige gleich ins Flugzeug nach Barcelona. Kann ich für ein paar Tage im Gästezimmer wohnen?“, fragte er direkt.
„Was für eine dämliche Frage, natürlich kannst du das. Schön, dass du mir Bescheid sagst, bevor du in Barcelona bist“, sagte Violetta.
„Sebastian hat mir viel von deinem vollen Terminkalender erzählt. Wenn ich ungelegen komme, nehme ich mir ein Hotelzimmer.“
„Du bist willkommen! Wann landest du?“
„Um halb neun.“
„Ich hole dich am Flughafen ab.“
Adrian von Zollern liebte die Kraftentfaltung der Triebwerke. Wenn mächtiges Röhren das Erreichen der Startgeschwindigkeit verkündete, dauerte es nicht lange bis zu dem Augenblick, wo die unglaublichen Kräfte ihn nach steilem Aufsteigen über die Wolken hoben. Zum Schlafen war es zu früh; bei dem Zweieinhalb-Stunden-Flug lohnte sich das ohnehin nicht.
Violetta!, dachte er. Adrian kannte sie von Geburt an, und irgendwann hatte sie damit begonnen, ihn anzuhimmeln, obwohl er fast elf Jahre älter war. Zuletzt hatte er ihr forderndes Werben vor zwei Jahren in Barcelona mit der ehrlichen Aussage zurückgewiesen, dass er eine feste Bindung
ablehnte. Die sonst so abgeklärte und rationale Managerin war nach einem hysterischen Ausbruch schließlich ausfallend geworden, so dass Adrian das Krix’sche Anwesen in Spanien verlassen und seitdem nicht wieder betreten hatte.
Doch er verstand Violettas Wut. Die beiden hatten vorher eine heftige Affäre gehabt. Er ließ sich mitreißen und genoss die Leidenschaft dieser wunderbaren Frau. Sebastian wollte seine geliebte Schwester vor Adrians wankelmütiger Einstellung dem anderen Geschlecht gegenüber bewahren und verbot ihm, ihr zukünftig näherzukommen.
Ihr Vater hatte Violetta zur Übernahme der Leitung seines Imperiums auserkoren. Ihre feurig schwarzen Augen und der strenge Blick verliehen ihrer Durchsetzungsstärke zusätzliches Gewicht. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war sie zwar nur eine durchschnittliche Schülern und Studentin gewesen, aber sie war voller Tatkraft und eisernem Willen. Schnell widerlegte sie im Konzern das Vorurteil, sie sei nur kraft Geburt in Positionen gelangt, die ein Außenstehender nicht erreichen könnte.
Violetta hatte ihre Jugend in Argentinien verbracht und sprach daher fließend spanisch. Ihre erste große Bewährungsprobe stellte die Übernahme der Geschäftsführerposition von Krix Industries in Spanien dar, die sie seit drei Jahre erfolgreich besetzte. Die Familie hatte eine alte Villa in der Nähe der Plaza Catalunya erworben, wo Violetta Krix seitdem lebte.
Während des Fluges überlegte Adrian, ob ein Hotel nicht doch die bessere Lösung wäre. Doch schließlich gab er der bequemen Villa und einer Aussöhnung mit der Gastgeberin den Vorzug.
Dort stand sie, den Kopf in ein entzückendes rotes Kopftuch gehüllt, und strahlte ihn an, als er durch die Schiebetür zur Ankunftshalle schritt. Im nächsten Moment lief sie ihm entgegen und fiel ihm um den Hals.
„Willkommen in Spanien“, rief Violetta fröhlich.
Spanien, Ende des 15. Jahrhunderts
Zehn ereignislose Tage verstrichen in Villanuovo. Der Mönch und seine Rede fanden nur noch gelegentlich in Gesprächen Erwähnung, eigentlich hatte man ihn bereits vergessen. Bis das Dorf erneut Besuch erhielt.
Man zählte zwölf Männer, die am Morgen des neunten März 1492 in Villanuovo einritten. Der Älteste, ein erhaben und weise wirkender Franziskaner, entschied sich gegen die in heißen Regionen erlaubte helle Tracht und trug stolz das dunkelbraune
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