MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
ihn von den Mächten des Bösen. Ihr aber gebet acht, dass sich die Häresie nicht ausbreitet unter euch“, zischte er.
Barnabá Dolloro gab den Wachen ein Zeichen, sie traten an den Scheiterhaufen heran, auf dem man Ignacio an den kräftigen Stamm in der Mitte gekettet hatte, und steckten ihre Fackeln in das trockene Holz.
Bevor Ignacio verbrannte, ließ er einen Gegenstand fallen. Als er zum Scheiterhaufen gebracht worden war, hatte sich der Rest seines gebrochenen Willens darauf gerichtet, ihn nicht beim Ruckeln des Karren fallen zu lassen. Deshalb presste er den Stein fest gegen die Leiste.
Gierig fraßen sich die Flammen durch das dürre Holz, bevor sie den gefesselten Körper erfassten. Als Ignacio verschied, fiel sein letzter Blick auf den Olivenzweig auf der Fahne der Erlösung.
Yago strich Alba über den Kopf und wartete tief besorgt einen Moment, bevor er sie fragte: „Was ist passiert?“
Unter heftigem Schluchzen erzählte Alba das Wenige, das sie mitbekommen hatte. Am Ende wusste Yago, dass sein Vater von Unbekannten an die heilige Inquisition verraten und am Abend hingerichtet worden war. Zuerst verfiel er in eine Starre, konnte sich lange nicht bewegen und war unfähig zu sprechen. „Mein Vater ist tot?“, flüsterte er immer wieder mit kraftloser Stimme. Der Kummer um den geliebten Vater erschütterte ihn. In tiefer Trauer schüttelte er unentwegt den Kopf.
Sein Vater. Tot.
Als der Schleier der Trauer sich langsam hob, versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen. Doch er konnte die Vorstellung von seinem geliebten Vater auf dem Scheiterhaufen nicht verdrängen.
„Wo ist meine Frau?“, fragte Yago dann unvermittelt.
„Justyna war nicht mehr ansprechbar, nachdem sie deinen Vater abgeholt haben, und sie ist weggelaufen, als dein Vater verbrannt wurde. Wir wollten sie aufhalten, doch sie ist verschwunden. Sie liebte deinen Vater genauso wie du, Yago. Hoffentlich hat sie sich nichts angetan! Die Wahrheit ist: Sie war nicht bei Sinnen. Jedenfalls haben wir sie seitdem nicht mehr gesehen.“
Spanien, Gegenwart
Violetta freute sich, Adrian zu sehen und strahlte während der Fahrt in die Innenstadt von Barcelona. Er schuldete ihr allerdings eine Erklärung für sein plötzliches Auftauchen.
„Es gibt eine Veränderung in meiner beruflichen Ausrichtung.“
„Hast du den Dozentenjob endlich hingeschmissen?“, fragte sie. „Du bist der schlechteste Lehrer der Welt. Auch wenn ein kleines mathematisches Genie in dir steckt, pädagogisch sehe ich dich eher auf Sebastians Niveau.“ Sie lachte kurz auf. „Du hast das doch sowieso bloß halbherzig gemacht!“
„Nein, das ist es nicht.“ Adrian erklärte ihr seine neue Rolle. Erstaunt schaute sie ihn an. „Wie willst du denn zwei so völlig unterschiedliche Tätigkeiten unter einen Hut bekommen? Hm, vielleicht fällt ja bei der Agentensache eine kleine Rolle für mich ab?“ Sie zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Ich weiß selbst noch nicht so genau. Es geht um das Treffen mit einem Professor. Wahrscheinlich fliege ich danach wieder zurück.“
Als sie durch die herrschaftliche Einfahrt der Villa fuhren, erinnerte Adrian sich an den ersten Aufenthalt in diesem traumhaften Anwesen. Seine eigene Familie hatte es zu Wohlstand gebracht. Aber im Vergleich zu den Krix’ erschien das beinahe ärmlich. Dabei war dieser Palast nur eines von fünf über den Globus verstreuten Anwesen.
Adrian wusste den Namen des Dieners, der sich um das Gepäck kümmerte, nicht mehr. Doch der erkannte ihn sofort wieder.
„Guten Abend, Herr von Zollern, und willkommen in Spanien“, begrüßte er Adrian.
Wie zum Schein fragte Violetta, welches Zimmer er haben wollte. Eine kleine Provokation, auf die er nicht weiter einging. Denn zuletzt hatten sie die meiste Zeit in Violettas Schlafzimmer verbracht. Und waren dort sehr beschäftigt gewesen.
„Ist das Zimmer mit dem Südbalkon im ersten Stock zu haben?“, fragte er betont gleichmütig.
„Nicht nur das, es ist bereits hergerichtet! Du alter Gewohnheitsmensch, war ja klar, dass du es wieder haben willst.“
Adrian zog sich eine Weile zurück. Clemens Ordna hatte Wort gehalten und sein Dossier sogar noch vor dem angekündigten Termin gemailt. Daraus ging hervor, dass der ermordete Bankenchef Bernau kein unbeschriebenes Blatt war. Es gab eine ältere Anzeige, in der eine ehemalige Sekretärin ihn der sexuellen Nötigung bezichtigte. Unter fragwürdigen Umständen war diese Anzeige zurückgezogen worden und die
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