MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Das Design hatte mich verwirrt, obwohl ich mit der Grundform vertraut bin.“
Comarra räusperte sich, bevor er fortfuhr.
„Problematisch war zunächst das Material. Edelstahl wurde erst vor knapp hundert Jahren erfunden. Auf der anderen Seite gibt es Messer wie dieses schon seit 500 Jahren nicht mehr. Die Auflösung des Widerspruchs ist mir eher zufällig gelungen.“
„Professor Drosseling hat sich ähnlich geäußert wie Sie“, warf Adrian ein.
„In der umfangreichen Sammlung alter Waffen meines Instituts fand ich ein Original, das sich von der Waffe, vom Material einmal abgesehen, nur in einem Punkt unterscheidet …“
Adrian unterbrach ihn: „Eine leichte Verdickung in der Mitte?“
Daniel Comarra sah ihn überrascht an. „Sie wissen es schon?“
„Ja!“, antwortete Adrian.
Comarra nickte. „Da ich mein Exemplar gründlich untersucht habe, kann ich Ihnen noch mehr zu der Waffe sagen.“
Adrian beugte den Oberkörper vor und ließ Comarra nicht aus den Augen. „Was haben Sie herausgefunden?“
„Sie basiert auf einem Gebrauchsmesser. Fest steht, dass das Original in Toledo oder in einer toledanischen Schmiede gefertigt wurde.“
„Aha!“, sagte Adrian. „Das ist eine klare Ortsangabe.“ Er schaute Comarra erwartungsvoll an. „Wenn wir dem Ursprung des Messers auf den Grund gehen wollen, was sollten wir dann Ihrer Meinung nach tun?“
Der Professor dachte nach. „Manufakturen der alten Art gibt es schon seit Ewigkeiten nicht mehr, ganz zu schweigen von der ursprünglichen Schmiede. Sie werden in dieser Richtung wenig finden.“
„Das befürchte ich auch!“ Adrian blickte enttäuscht zu Violetta.
„Vielleicht kann ich Ihnen trotzdem helfen. Ich lasse Ihnen eine Liste mit Betrieben zukommen, die Messer aus Damaszenerstahl in Handarbeit herstellen. Das ist zwar nicht dasselbe, aber vielleicht erfahren Sie etwas, das Sie verwenden können.“
Adrian von Zollern dankte ihm.
„Das wird bis morgen Mittag dauern. Weiterhin empfehle ich Ihnen einen Besuch im Historischen Archiv der Schmiedezunft , obwohl Sie dort nicht so einfach hineinmarschieren können. Ein vermögender und etwas verschrobener Privatsammler hat es eingerichtet und gewährt manchmal Interessierten Zutritt. Er war
mein Student! Ich habe ihn allerdings schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen.“
„Das klingt interessant“, bemerkte Violetta.
„Sie müssen mir nach Ihrem Besuch unbedingt berichten, wie es ihm geht. Einer meiner Assistenten wird morgen dort anrufen und einen Besuchstermin für Sie vereinbaren. Anschrift und Termin lasse ich Ihnen ebenfalls zumailen. Passt Ihnen übermorgen?“ Natürlich passte es.
„Außerdem rate ich Ihnen, zwei Antiquariate aufzusuchen. Diese spezialisierten Geschäfte kenne ich persönlich. Dort habe ich schon des Öfteren antiquarisch wertvolle Waffenzeichnungen gefunden, einmal sogar das Kaufdokument einer Waffe, mit dem der Revolutionär Rafael del Riego nach seinem misslungenen Staatsstreich im Jahre 1823 geköpft werden sollte. Das ist dann allerdings nicht geschehen. Stattdessen hat man ihn gehenkt.“
Comarra räusperte sich wieder, bevor er fortfuhr: „Von toledanischer Herkunft können Sie also mit Sicherheit ausgehen. Wie schon gesagt, handelt es sich um ein Gebrauchsmesser, das auf ein Vorbild um das Jahr 1500 zurückgeht. Wir haben an meinem Institut ein solches Original aus Damaszenerstahl, das sehr gut erhalten ist. Die Verarbeitungsqualität und damit der Preis für ein solches Stück war zur Entstehungszeit beachtlich.“
„Können Sie das konkretisieren?“, fragte Violetta Krix.
„Nun, wenn damals ein Arbeiter der Schmiede ein solches Messer kaufen wollte, hätte er etwa drei Monate dafür arbeiten müssen.“
„Oh!“, sagte Violetta.
„Die Tatwaffe wurde einfach aus Edelstahl gestanzt. Beim Original hingegen sind unzählige Schmiedevorgänge nötig“, ergänzte der Professor.
„Was ist der Vorteil des ursprünglichen Herstellungsverfahrens?“, wollte Violetta wissen.
„Dadurch bekommt das Messer eine härtere Klinge. Und es bleibt viel länger scharf.“ Professor Comarra seufzte und bat um Kaffee. „Wissen Sie, woher der Stahl stammt, Herr von Zollern?“, fragte der Professor.
„Nein.“
„Die Materialprüfung hat ergeben, dass es sich um Edelstahl aus deutscher Herstellung handelt. Beste Qualität, aber praktisch überall auf der Welt erhältlich. Daher ist ein Rückschluss auf den Käufer unmöglich. Tut mir leid.“
„Hm,
Weitere Kostenlose Bücher