MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
beziehungsweise die historischen Quellen kennen.“ Adrian zeigte ihm das Foto der Tatwaffe.
Rodriguez Cidos schaute sich das Bild lange mit dem Blick des Kenners an.
Adrian von Zollern bemerkte, wie der Mann nachdachte und dann die Stirn runzelte. „Woher haben Sie das?“
„Ein befreundeter Waffennarr aus Übersee hat es mir zukommen lassen. Er hat diesen Dolch gekauft und möchte eine Einschätzung von mir“, log Adrian.
„Hmm …“ Cidos schüttelte zweifelnd den Kopf. „Das sieht nicht nach einer alten Waffe aus. Es ist ganz sicher kein Damaszenerstahl, wie man an der glatten Oberfläche leicht erkennen kann. Was wollen Sie genau von mir wissen?“
„Gibt es ein Messer, das Sie an dieses Foto erinnert? Und können Sie mir eine Region, einen Ort oder vielleicht sogar eine Schmiede nennen, die das Original angefertigt haben könnte?“
„Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Leider kenne ich die Geschichte der hiesigen Schmiedetradition nicht. Ich stelle lediglich Damaszenerstahl für Sammler her. Die Herstellung einer Damastklinge kann ich Ihnen vorführen! Wir können sofort anfangen.“
Also gingen sie in den Fabrikationsraum, wo ihnen die Hitze der Feuer entgegenschlug.
Cidos deutete auf dünne Stahlbleche in unterschiedlichen Stärken und Farben. „Das ist mein Ausgangsmaterial. Über die exakte Zusammensetzung verrate ich natürlich nichts! Betriebsgeheimnis.“
„Verstehe.“
Dann begann der Spanier, das erhitzte Material mit einer Geschwindigkeit zu drehen, zu falten und zu hämmern, die Adrian dem massigen Mann niemals zugetraut hätte. „Das nennen wir Feuerschweißen.“
Die Hitze machte Adrians Kreislauf zu schaffen, und ihm wurde schwindelig, doch er atmete durch und nahm sich zusammen.
Der Spanier gab sich Mühe, erklärte, zeigte, schmiedete, kühlte, erhitzte und schmiedete wieder. Adrians Aufmerksamkeit ließ immer weiter nach, und er war froh, als Cidos endlich aufhörte.
„Verstehen Sie jetzt, warum diesen Prozess nicht jeder Schmied beherrscht und warum bei Massenprodukten lieber gepresstes und gestanztes Edelstahlblech verwendet wird?“
Adrian von Zollern nickte matt.
Cidos lächelte wieder. „Und was Sie gerade gesehen haben, ist nur der Anfang.“
Adrian von Zollern dankte dem Spanier und verabschiedete sich.
Sebastian Krix wartete bereits in der Nähe der Stelle, wo er vorhin abgesetzt worden war. Schon aus der Entfernung erkannte Adrian die bleiche Haut seines Freundes. In Verbindung mit der dunklen Sonnenblende auf seiner Brille stach der Blondschopf aus den meist dunkelhaarigen Menschen mit dunklem Teint heraus.
Adrian hielt am Straßenrand, und Sebastian stieg ein. Dann fuhren sie los.
„Und, hast du was rausgefunden?“, fragte Adrian.
„Ein totaler Reinfall! Ich verstehe nicht, warum Comarra uns diese Firma empfohlen hat. Zwar stellt man dort historischen Vorbildern nachempfundene Messer verschiedener Art her, aber nur in billiger Massenproduktion. Sie imitieren durch Ätzung das Muster von Damaszenerstahl auf gewöhnlichem Blech.“ Er schüttelte den Kopf. „Hast du bessere Nachrichten?“
„Leider nicht“, antwortete Adrian. „Außer dass ich weiß, wie aufwendig die Herstellung dieses Stahls ist.“
Adrian seufzte. Entgegen der Anweisung des Navigationssystems nahm er auf der Carretera Avila-Toledo versehentlich die rechte Spur und hätte beinahe die Tunneleinfahrt verpasst. Nach sechs Kilometern erreichten sie Montesión, ein bürgerliches Villenviertel. Nichts erinnerte an ein Gewerbegebiet. Daran änderte sich auch nichts, als sie die von Professor Comarra angegebene Adresse erreichten.
„Hat Comarra sich vertan?“
„Sieht ganz so aus“, meinte Sebastian. „Ein tolles Haus, aber dass dort Stahl geschmiedet wird, kann ich mir nicht vorstellen.“
Von Baumreihen geschützt, zeichneten sich die Umrisse einer beeindruckenden Neubauvilla ab. Sebastian und Adrian überprüften noch einmal die Anschrift.
„Wir sind richtig.“ Adrian hielt an, und die beiden stiegen aus.
Nach wiederholtem Klingeln antwortete endlich eine Frauenstimme durch die Sprechanlage.
„Ja bitte?“
Adrian von Zollern stellte Sebastian Krix und sich selbst vor und berichtete, dass er diese Adresse von Professor Comarra aus Sevilla bekommen hatte.
„Kommen Sie bitte herein“, antwortete die Frau.
Der Weg zum Haupteingang war mit marmorartigen Steinen gepflastert, die ein Gefühl von Leichtigkeit und Eleganz vermittelten. Oben angekommen, wurden die
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