MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
für alle Zeiten mit der Ungewissheit leben, ob uns nicht morgen jemand nach seinem Gutdünken aus dem Leben reißt? Dass die Mächtigen uns der Hölle zum Fraß vorwerfen, gerade so, wie es ihnen gefällt?“
Gebannt folgten sie seinen Worten.
„Ich sage euch: Nein! Nein, wir wehren uns! Wir begehren auf! Ihr und ich, wir nehmen gemeinsam Rache!“
Atemlose Stille verstärkte die geheimnisvolle Stimmung, die sich in der nächtlichen Kapelle ausbreitete.
„Werdet ihr gemeinsam mit mir das Übel ausrotten? Wollen wir uns und unsere Nachkommen zu einem großen Bund gegen die Mächtigen verpflichten, die schamlos die Macht, Würde und Kraft ihres Amtes gegen uns und andere richten? Ein Bund, der so lange währt, bis in einer fernen Zukunft die Mächte des Bösen für immer ausgelöscht und wir erlöst sein werden?“ Sein brennender Blick forderte eine Antwort von ihnen. „Sagt es mir! Wollt ihr eines Tages erlöst werden?“, schrie er nun laut.
„Ja!“, riefen sie. „Ja, das wollen wir!“
„Doch wir müssen sehr vorsichtig und klug zu Werke gehen“, flüsterte Yago nun. „Wenn es gelingen soll, muss es ein Geheimnis bleiben. Still, im Verborgenen, werden wir handeln und uns unserer gerechten Taten niemals rühmen! Ein Bündnis der Rache, ein geheimer Bund für Gerechtigkeit.“
Die Vertrauten jubelten begeistert.
„Die Häscher meines Vaters haben euch die Zukunft in der Heimat und auf diesem Land genauso genommen wie mir“, fuhr Yago mit erhobenen Händen fort. „Seid ihr bereit, mit mir in die Fremde zu gehen und unsere gerechte Sache von dort aus durchzufechten?“
Alle stimmten zu.
„Seid ihr bereit, dies zu schwören, es beim Vermächtnis meines Vaters zu bezeugen?“
Wieder nickten alle, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Langsam schritt er zur Mitte der Kirche und öffnete mit ernster Miene die Damaszenerschatulle. Als er den verkohlten Stein
herauszog und jedem direkt vor die Augen hielt, blickten sie voller Ehrfurcht darauf.
„Seht, was dort in den Stein geritzt ist. Im Tode noch hat mein Vater mir und euch gesagt, was getan werden muss. Und hier …“ Wieder griff Yago in die kleine Schatulle und nahm die Chronik heraus. „… hat unsere Schwester Alba die Geschichte des Unrechts für uns aufgeschrieben.“
Alle berührten die Chronik.
„Werdet Begründer und Zeugen der Erfüllung von Ignacios Vermächtnis!“ Yagos Stimme bebte bei diesen Worten.
Die Blicke der Vertrauten hingen an ihm, als er sich auf den Boden setzte. Yago nahm eine Feder, ergänzte die Chronik um die Ereignisse der vergangenen Tage und las dann allen vor.
„Nun lasst uns einen Schwur sprechen. Einen Schwur, der uns auf ewig bindet. Einen Schwur, der uns zu gerechter Vergeltung verpflichtet, bis eines Tages, in einer fernen Zeit, das Unrecht in der Welt von uns ausgelöscht worden sein wird.“
Die Gemeinschaft schloss einen engen Kreis um Yago. Alle Hände ruhten auf dem Stein und auf der Chronik. Alba löschte die Kerzen. Nur das fahle Mondlicht drang herein, als Yago mit leiser Stimme sprach. „Ignacio, wir schwören, dass wir deinen Tod rächen werden. Wir schwören, dass wir aufmerksam sein werden. Wir schwören, dass wir die Ungerechten, Habgierigen und Unterdrücker suchen werden. Wir schwören, dass wir jene opfern werden, die den Schwachen aufgrund ihres Standes oder Besitzes schaden. Wir schwören, dass wir nicht ruhen werden, bis das Unrecht in der Welt ausgelöscht sein wird, mag es auch bis zum Jüngsten Tag dauern. Wir schwören, dass unsere Kinder und Kindeskinder unseren mächtigen Schwur weitertragen werden, auf dass er Angst unter den Schändlichen säe und sie vernichten möge. Und die Edlen werden für alle Zeiten angeführt von mir, meinem Erben und den Erben meines Erben. Und dieser Erbe und dessen Erben werden Braulio heißen. Braulio, das Schwert, trägt unsere Rache durch die Zeiten.“
Nun schaute Yago lange nach oben und flüsterte, als ob er betete. Dann plötzlich schrie er in die Nacht: „Schwört auf den Stein, schwört auf die Chronik!“
Die Gemeinschaft reckte die Arme in die Höhe. „Wir schwören!“
Damit war der Bund besiegelt.
Alba wickelte in derselben Nacht die Chronik und den Stein in mehrere Schichten Leinwand und steckte beides in die Schatulle. Anschließend hüllte Rubén den Behälter ebenfalls in Leinwand. Unter feierlicher Anteilnahme der Freunde wurde er an einem geweihten Ort versteckt.
Der Dorfarchivar blieb in Villanuovo. Ein von ihm
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