MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
einen
Blick auf die Gravuren. Der Adlige zuckte wie wild und versuchte sich aufzubäumen. Dann schnitten die Dolche mit gedämpftem Geräusch ins Fleisch, und ein Meer von Blut ergoss sich über das Bett.
Ex und Aliquis .
Zwei Stunden benötigte Yago, bis er sein nächstes Ziel erreichte. Die Durchführung der Tat ähnelte der ersten, allerdings ohne Störungen. Es gab keinen Hund und keinen Diener, doch der Verräter war wehrhaft und schaffte es sogar, sich kurzzeitig aus Yagos Umklammerung zu lösen. Bei dem Versuch, aus dem Bett zu fliehen, hielt Yago ihn fest, warf ihn wieder zurück und tötete ihn mit zwei Messerstichen ins Herz.
Ultor und Aliquis .
Die Nacht war fortgeschritten, und die Sonne würde bald aufgehen, als Yago das letzte Ziel erreichte. Er betrat das Schlafzimmer des Gutsherrn, gerade als sein Weib sich auf dem Nachttopf erleichterte. Sie fuhr unter Geschrei von dem Gefäß hoch. Den entsetzten Blick auf Yago geheftet, schrie sie lauter und lauter.
Der Landgraf wachte auf und stürzte sich fluchend auf Yago. Yago packte den Mann und zwang ihn in die Rückenlage. Sein Weib verharrte in panischer Starre. Yago zögerte nicht mehr länger und stach zu. Als der Mann starb und sein Blut ihr ins Gesicht spritzte, schrie die Frau wie von Sinnen.
Als er in den Hof trat, lief dort das Gesinde, aufgeschreckt durch die Schreie, umher. Sie entdeckten den Fremden, und die Männer wollten ihn ergreifen. Doch Yago war zu schnell für sie. Er nutzte die letzten Reste diesiger Nachtschwärze und entfloh in den nahen Wald.
Nostris und Ex .
Später konnte sich Yago an die folgenden Tage nicht mehr genau erinnern. Auf verborgenen Wegen irrte er umher, immer bemüht, unentdeckt zu bleiben. Drei Tage und Nächte rasten auf diese Weise dahin. Innerlich war er aufgewühlt, gepeinigt von widerstrebenden Gefühlen: Schuld und Genugtuung.
Diese einsamen Tage bestärkten Yago in seinem Entschluss, sein Leben zu ändern. Es war die wichtigste Entscheidung, der größte Bruch mit den Traditionen der Familie, aber auch das folgerichtige Handeln. Allerdings musste er das Treffen mit den Vertrauten am Samstag abwarten. Einerseits wollte er den Freunden erklären, was sich in Villanuovo zugetragen und seinen Vater das Leben gekostet hatte. Andererseits trug er diesen Menschen gegenüber Verantwortung, und seine Pläne brachten sie vielleicht in Gefahr. Bevor er in der Nacht zum Samstag wieder die Gegend um Villanuovo erreichte, stand sein Entschluss fest. Wenn die Vertrauten den Plan ablehnten, würden Rubén und er alleine handeln!
Als Yago Villanuovo erreichte, ritt er zunächst mit äußerster Vorsicht um den ehemaligen Familienbesitz herum. Die mordende Räuberbande hatte das Anwesen noch nicht eingenommen, zumindest fand er keine Anzeichen dafür. Genau wie bei seinem Aufbruch vor einer Woche lagen Stille und Einsamkeit über dem einst so belebten Zuhause. Bis zum letzten Moment wartete er und beobachtete aus einem Versteck den Kapelleneingang.
Sie kamen alle.
Als Letzter traf Rubén ein. Yago nahm Alba und ihn vor der Kapelle zur Seite, die Freunde umarmten einander, und Rubén bestätigte, das Treffen sei unentdeckt geblieben. Zwar sei nach dem Brand des Inquisitorzelts große Aufregung entstanden, doch es wurde als Unfall erklärt.
Alba, Rubén und Yago betraten die Kapelle. Sie wurden sofort von sechs trauernden und besorgten Freunden umringt. Yago nahm ihre Beileidsbekundungen und die guten Wünsche entgegen. Dann umarmte er Alba, die auf eine fein gearbeitete Schatulle aus Damaszenerstahl zeigte.
„Die Chronik“, sagte sie.
Yago dankte ihr und legte Ignacios Stein dazu, bevor er das Gefäß wieder verschloss. Anschließend stellte er die wertvolle Kassette in die Mitte des Raums, so dass jeder sie sehen konnte.
„Hier, liebe Freunde, steht es geschrieben. Uns ist großes Unrecht widerfahren, Unrecht, das wir nie vergessen werden und an das wir uns für alle Zeiten erinnern müssen! Dort steht geschrieben, wie mein Vater durch Verrat gerichtet wurde, wie er machtbesessenen und geldgierigen Dämonen zum Opfer fiel. Ich habe den geliebten Vater und allen Besitz verloren, so wie ihr eure Arbeit und den Glauben an Gerechtigkeit verloren habt. Dort steht es geschrieben!“ Mit einer großen Geste zeigte er nach oben. „Gott versteht mich, wenn ich euch beschwöre! Wollen wir der Ungerechtigkeit weiter freien Lauf lassen? Soll das gleiche Unrecht eure Kinder und die Kinder eurer Kinder treffen? Wollen wir
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