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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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auf.
    Gonzalez war schon den ganzen Tag von einer unbestimmten Mattigkeit geplagt worden. Bei der Arbeit hatte er das verdrängt, weil die Anstrengung ihm keine Gelegenheit ließ, seinem Schlafbedürfnis nachzugeben. Doch als er sich gerade ins hohe Gras im Dunkel zwischen den beiden Gebäuden gesetzt hatte, legte sie sich wieder über ihn. Die Augenlider hoben und senkten sich mit bleierner Schwere. Ein paar Minuten lang hatte er gegen das Bedürfnis angekämpft, sie einfach zu schließen.
    Dann war er eingeschlafen.
    Als der Schuss krachte, schnellte er hoch. Mechanisch arbeitete er ein Programm ab, von dem er glaubte, es wäre längst gelöscht. Es war lange her, dass man ihm in der paramilitärischen Ausbildung im kolumbianischen Urwald solches Handeln eingetrichtert hatte.
    Mit wenigen Sätzen erreichte er das Holzlager, sah den blutüberströmten Artjom auf dem Boden und erkannte die Gefahr, in der Jegor sich gerade befand. Die Reaktion des alten Mannes war viel zu langsam für den Mexikaner. Mit großer Wucht stieß Gonzalez ihm sein Messer zwischen die Rippen.
    „Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren“, sagte Gonzalez. „Bring mir sofort die Kunststofffolie von da hinten!“, befahl er.
    Jegor schaute ihn zuerst verwirrt an, dann gehorchte er.
    Das Einwickeln der beiden Leichen geschah so schnell, dass Jegor die einzelnen Handgriffe nicht unterscheiden konnte.
    „Was soll das?“
    „Keine Zeit für Erklärungen. Nimm dir auch einen!“
    Gonzalez schaufelte die blutigen Sägespäne in einen Sack, die Teile des Bodens bedeckten. Dann streuten sie frisches Sägemehl auf die Stelle.
    Gonzalez prüfte die Arbeit kritisch. „Sieht gut aus.“ Er verließ die Scheune, um nachzusehen, ob die Schüsse jemanden im Haus geweckt oder Fremde alarmiert hatten.
    Alles blieb ruhig.
    Gonzalez ließ einige Momente verstreichen. „Komm, wir müssen ins Haus.“
    „Bist du verrückt? Wir sollten schleunigst verschwinden mit dem Holz! Und dann haben wir noch die Leichen …“
    Aber der Mexikaner war bereits losgegangen.
    In der Diele fand Gonzalez ein Paar Handschuhe und zog sie über.
    „Fass nichts an, und geh zur Tür. Schau nach, ob jemand kommt!“ Schnell fand er den Block auf dem Wohnzimmertisch mit dem letzten Einkaufszettel des Schreiners. So gut es in der knappen Zeit ging, übte er dessen Handschrift. Dann schrieb er den Abschiedsbrief des Schreiners. Eine schreckliche Krankheit, in Brüssel diagnostiziert, Verzweiflung, Lebensmüdigkeit, Flucht. Vielleicht glaubten die Angehörigen das.
    Sie benötigten eine Stunde, um die Balken und zwei Toten ins Auto zu schleppen. Dann fuhren sie zurück zum Stollen.
    Braulio wartete bereits mit angespannter Miene. „Verdammt! Wieso hat das so lange gedauert, die paar Balken einzuladen?“
    „Braulio …“, begann Jegor vorsichtig, „… es gab Probleme.“ Braulio Ostrogón drehte sich zu ihm und sah ihn scharf an.
    „Probleme? Was für Probleme? Und wo ist Artjom?“
    „Artjom ist tot.“
    Gonzalez hatte nicht damit gerechnet, dass Braulio ihn erwürgen wollte. Doch dann spürte er die starken Hände, die sich im Würgegriff um seinen Hals schlossen.
    „Was redest du da?“, schrie Braulio ihn an.
    Gonzalez befreite sich aus Braulios Griff, wich zurück und erzählte, was vorgefallen war. Dass er eingeschlafen war, erwähnte er nicht. Braulio nahm sich keine Zeit, um den Freund zu betrauern. Zum ersten Mal in Belgien schaltete er sein Handy ein.
    Yasuhiro meldete sich sofort. „Ja?“
    „Umbuchung. Transporter von Art auf Ake.“ Dann legte er auf und schaltete das Handy wieder aus.
    Nachdem das Team informiert worden war, schleppten sie die Toten in den Stollen. Weil der Stollen so eng war, mussten sie die Leichen aufrecht an die Wand stellen. Filippo lehnte sie so gegeneinander, dass sie nicht umsinken konnten. Dann wurde die eigentliche Arbeit wieder aufgenommen. Ein Schaudern breitete sich unter den Gruppenmitgliedern aus, wenn sie sich an den surrealen Paketen vorbeischoben.
    Gegen halb fünf Uhr morgens war es vollbracht, und Braulio ließ es sich nicht nehmen, die letzten Erdbrocken eigenhändig beiseitezuschieben. Vor ihnen türmte sich eine Wand aus dunklen Ledersäcken, vollgepackt mit Ammonal, jenem Sprengstoff, der vor fast einhundert Jahren maßgeblichen Anteil an der Zerstörung Westeuropas gehabt hatte.
    Sie hatten es geschafft!

Spanien, Gegenwart
    Eisige Stille beherrschte den Frühstücksraum. Die drei Freunde versuchten die Bedeutung der

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