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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Violetta alles geklärt!“
    „Ich glaube aber nicht, dass sie einen Schlussstrich gezogen hat.“
    „Und was erwartest du jetzt von mir?“
    „Rede noch mal mit ihr, wenn alles vorbei ist.“
    „Okay.“
    „Ich liebe meine Schwester, und ich lasse nicht zu, dass du sie unglücklich machst.“
    Wem die Aufgabe des Quellenhüters übertragen wurde, der gehörte zum engsten Kreis. Die Mitglieder akzeptierten Braulios strenge Führung der Gruppe und sein System. Wer bei Braulio aufsteigen wollte, der musste sich bei außergewöhnlichen Aufgaben bewähren. Seit dem Einsatz in Messines gehörte Gonzalez zu diesen Auserwählten. Dort hatte Braulio Ostrogón ihn schätzen gelernt und setzte fortan Vertrauen in den Mexikaner. Quellenhüter war eine der wenigen über Generationen gepflegte Institution ritualisierter Aufgaben, denen Braulio große Bedeutung beimaß. Wer diese Aufgabe in der alten Heimat meisterte, qualifizierte sich zur Übernahme von Aufgaben in direktem Zusammenhang mit der Erlösung.
    Vor mehreren Wochen hatte Gonzalez Mexiko verlassen und landete nach vorgeschriebenen Zwischenstopps schließlich in London. Von dort reiste er mit dem Zug nach Spanien weiter. Dort wurde der frisch gekürte Quellenhüter bereits ungeduldig von den wichtigsten Mitgliedern seiner neuen Landesgruppe erwartet. Dass die alte Heimat seit dem Schwur für Familiennachfahren tabu war, bescherte dem Amt des Quellenhüters eine große Machtfülle. Mit der Unterstützung einfacher Mitglieder führte er die Traditionen zum Schutz der alten Stätten weiter. Ihm oblag darüber hinaus die organisatorische Verantwortung dieser wichtigen Landesgruppe.
    Gerade als er begann, den Atem der Vergangenheit zu spüren und mit den uralten Stätten, Symbolen und Motiven vertraut zu werden, trat etwas ein, was es in der langen Geschichte der Gruppe noch nicht gegeben hatte. Eine ernste Gefahr für die Grundfesten der Organisation.
    Joels Hilferuf erreichte Gonzalez, nachdem ein neugieriger Deutscher angefangen hatte, Fragen zu stellen. Er überlegte, ob es sich um einen Fall handelte, der die Durchbrechung der eisernen Regel des Verzichts auf Telefonkommunikation gestattete, und entschied sich für den SMS-Code Rückruf . Braulio würde sich von einer sicheren Leitung melden.
    Es wurde ein kurzes Gespräch.
    „Was?“
    „Quellengefährdende Fragen.“
    „Entdeckungsgefahr?“
    „Möglicherweise.“
    „Mitglied aufgedeckt?“
    „Ja.“
    Kurzes Schweigen.
    „Lösung Stufe zwei.“
    Klick.
    Von seinem Stützpunkt aus war Gonzalez losgefahren und begann mit der Umsetzung. Unter erheblichem Zeitdruck hatte er zunächst dem Gruppenmitglied aus Toledo beigebracht, wie die Führung im Museum durchgeführt werden musste. Davor schalteten sie den Museumsbesitzer aus. Kaum hatte der Dolch das Herz seines Opfers durchbohrt, hörten sie die Eindringlinge schon vor der Tür. Den toten Sammler versteckten sie hastig im Privatraum, es war jedoch keine Zeit mehr, das Blut zu beseitigen. Also vertuschten sie es mit rotem Siegellack. Gonzalez versteckte sich im selben Raum wie das Opfer und wartete auf das Ende der Führung.
    Die Durchführung des zweiten Teils sollte anders verlaufen. Von der Museumstür drangen die Stimmen dreier Personen herauf. Er beschloss, sie entführen und verhören zu lassen, um ihre Motive herauszufinden. Der Lack täuschte die Fremden, und Gonzalez ordnete ihre Überwachung an. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie zurückkämen, befahl er dem Toledaner, bis zum Morgen im Museum zu wachen.
    Die Exekution von Juan führte er schließlich selbst durch. Wieder einmal erstaunte ihn der Gesichtsausdruck eines Menschen im Moment des Todes. Sein gerade noch lebhafter Teint, schwitzige, vor Lebensgier strotzende Wangen, all das brach in sich zusammen und wich eisigem Entsetzen vor dem letzten Atemzug. Dummer, gieriger Schmiedegeselle.
    Als er vorhin in aller Frühe aufgewacht war, fragte er sich, warum die Wache im Museum sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Er wählte die Nummer. Keine Reaktion. Gonzalez duschte, zog sich an und betrat zur selben Zeit die Hotellobby, als Violetta die Toilette verließ. Vielleicht half ihm ein Spaziergang dabei, seine Gedanken zu ordnen. Als er die schöne dunkelhaarige Frau auf sich zukommen sah, schenkte er ihr das Macho-Augenzwinkern, das bei seinen weiblichen Gespielinnen in Mexiko so gut angekommen war, doch bei dieser Kühlen erntete er nur ein abweisendes Kopfschütteln.

Belgien und Holland, vor

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