MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Schlagzeile des Correo del Toledo zu erfassen.
Adrian sprach als Erster. „Das Gespräch mit Juan war am späten Vormittag. Hinter diesem Mord kann eigentlich nur Joel aus Albacete stecken, wer sonst? Und ich habe ihm verraten, wo Juan steckt.“
„Das ist dir doch bloß versehentlich herausgerutscht“, sagte
Sebastian.
„Ja, aber es war sein Todesurteil! Joel oder ein Helfer hat Juan und den echten Cariolós ermordet. Steht da, wie Juan getötet wurde? Eigentlich kann ich es mir ja schon denken.“
Violetta las: „Die Kriminalpolizei gab bekannt, dass der Schmiedegeselle Juan Rotavolo durch einen Stich ins Herz getötet wurde …“
„… und die Waffe weist einen gravierten Olivenzweig und ein lateinisches Wort auf“, spann Sebastian glucksend die Meldung zu Ende.
„Okay, wir haben folgende Fakten. Erstens: Die Taten gehören zusammen. Zweitens: Eine Gruppe läuft Amok. Drittens: Verräter werden sofort liquidiert. Viertens: Vor fünfhundert Jahren wurden ähnliche Messer in großer Zahl gefertigt und gestohlen.“
„Gute Zusammenfassung.“ Sebastian nickte und sah zu seiner Schwester. „Geht es dir nicht gut?“
Violettas Augen bildeten dunkle Höhlen im aschfahlen Gesicht. Sie legte den beiden Männern die zitternden Hände auf die Schultern, zog sie zu sich und flüsterte: „Die Spanier, die von der Sache wussten, wurden sofort ermordet …“
Sebastian nickte. „Wir sind die Nächsten!“
Adrian von Zollern schrieb eine Nachricht und legte sie zusammen mit dem Rechnungsbetrag hinter den Tresen.
Dann packten sie eilig ihre Sachen und verließen das Hotel. Ängstlich blickten sie sich um. Einige dunkel gekleidete Gestalten lungerten in der Nähe herum, ansonsten schienen die Gassen der Altstadt verlassen zu sein.
Die Angst bei ihrer überstürzten Flucht pumpte Adrenalin durch die Adern der Freunde und vertrieb ihre Müdigkeit.
Adrian tippte Albacete, Zentrum ins Navigationsgerät, bevor Violetta losfuhr. Sebastian betrachtete unterdessen das vergilbte Buch in seiner Hand und begann in Zunftopfer der spanischen Inquisition zu lesen.
Niemand folgte ihnen auf den leeren Straßen durch die pechschwarze Nacht. Violetta raste, als könnte sie dadurch die Gefahren abschütteln. Niemand war in der Stimmung zu reden. Zwei Stunden später fuhren sie durch das nördliche Industriegebiet von Albacete. Sebastian klappte das Buch zu.
„Hast du was Interessantes gefunden?“, wollte Violetta wissen.
„Nein. Trotzdem erstaunlich, wie viele Menschen die Inquisition allein in dieser Gegend auf dem Gewissen hat. Ich sehe allerdings keinen Zusammenhang mit unserer Sache.“
„Keine Schmieden?“
„Nein. Es gab den dramatischen Fall eines reichen Bauern, der mit den Arabern kooperiert und dadurch ein Vermögen gemacht hat. Jedenfalls wurde er von der Inquisition auf seiner Olivenplantage verhaftet, verurteilt und anschließend verbrannt.“
„Hm … Immer wenn ich etwas über die Inquisition höre, schwingt ein Unterton mit, der kein gutes Haar an dieser Institution lässt“, stellte Adrian fest.
„Es war nicht die Kirche allein, Adrian. Man hat die Exekutionen den weltlichen Regierungen überlassen. Da ist eine Menge Schindluder getrieben worden“, ergänzte Sebastian schläfrig und beschloss, das Buch später zu Ende zu lesen.
Um fünf Uhr morgens fuhren sie durch die Innenstadt und parkten an der nördlichen Grenze des Parque Abelardo Sánchez. Adrian schlug vor, in den Park zu gehen, und wenig später saßen sie auf einer Holzbank. Neben ihnen stand eine Nixe auf einem Sockel, die sich die Haare wusch. Abgesehen vom Plätschern des Wassers herrschte Stille.
„Ich möchte, dass du den Wagen nimmst und nach Barcelona zurückfährst“, sagte Adrian plötzlich und blickte Violetta ernst in die Augen.
Doch sie lehnte mit einer Geste ab, die keinen Widerspruch zuließ. „Auf keinen Fall lasse ich euch Jungs jetzt allein“, sagte sie lächelnd.
„Auf jeden Fall treffe ich mich allein mit Joel im Café. Vielleicht sollten wir uns vorher das Viertel etwas näher ansehen.“
Violetta schaute verkniffen. „Ich muss dringend zur Toilette.“
„Da vorne ist ein Hotel.“
Sebastian wartete, bis Violetta außer Hörweite war. „Das passt mir jetzt ganz gut, Adrian. Ich will sowieso noch etwas klarstellen.“
„Was denn?“
„Es ist dir vielleicht nicht bewusst, aber ich merke genau, wie meine Schwester dich anschaut. Ist etwas zwischen euch vorgefallen?“
„Sebastian, ich habe mit
Weitere Kostenlose Bücher