MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
einiger Zeit
Am letzten Tag der Aktion, nach Artjoms gewaltsamem Tod, brach Unruhe unter den Mitgliedern aus. Hinzu kam der Tod des unschuldigen Schreiners. Braulio musste sie irgendwie auf andere Gedanken bringen.
„Kommt mal her.“
Sie setzen sich zu ihm.
„Akemi, es gibt eine Änderung in unserem Plan. Du holst den Kleinlastwagen ab, der für Artjom vorgesehen war. Die Umbuchung habe ich heute Nacht bereits veranlasst. Wir fahren sofort los.“
Akemi nickte.
„Filippo, die Planungen für dich bleiben unverändert. Oceanne bringt dich nach Lille. Bezahlt wird bar bei Rückgabe des Transporters in Rotterdam.“
„Alles klar.“
„Alle anderen machen sich abreisefertig! Die Ausrüstung vergraben wir anschließend im Wald. Wenn Filippo und Oceanne zurückkommen, nehmt den Transporter und kontrolliert, ob in der Scheune noch irgendetwas herumliegt, das den Verdacht des Försters erregen könnte.“
Am späten Nachmittag war alles vorbereitet. Mit den großen Transportern stand eine Ladekapazität von fast vier Tonnen bereit. Das genügte für drei Tonnen Sprengstoff und für die Besatzung.
In dieser Samstagnacht entfernten sie die präparierte Holzplatte zum letzten Mal von dem Stollen. Während die Mitglieder eine Kette bildeten und die Sprengstoffbeutel nach oben reichten, stand Braulio am Stollenausgang und vertiefte die Einkerbungen an den Rändern. Nachher würde er noch die Eichenbalken einfügen, als dauerhafte Verstärkung für die Deckplatte.
Währenddessen schaute er sich die Beutel an. Sie waren äußerlich unversehrt, aber das Wichtigste war, dass der Inhalt trocken war. Bei einigen der Säcke war das nicht der Fall, und sie wurden zurückgelegt. Als die Säcke verladen waren, ging Braulio allein zurück in den Stollen.
Er stellte sich vor den toten Artjom. „Du verdammter Idiot, warum hast du nicht besser aufgepasst? Ich hätte dich dringend gebraucht für die Aufgaben der Erlösung!“, sagte er leise.
Braulio stieg aus dem Stollen. Sie brachten die Eichenbalken heran und verschlossen die Öffnung anschließend mit der schweren Platte.
Gerade klarte der Nachthimmel auf, und Mondlicht beschien die Szene. Die Gruppe bildete einen Kreis um den geschlossenen Stollen, und Braulio sprach ein paar Worte.
„Wir haben unseren Kameraden verloren und einen Fremden getötet. Was wir hier tun mussten, gehört zu den wichtigsten Vorbereitungen für das Endziel, die Erlösung. Dafür lebt ihr und arbeitet hart. Viele Generationen leisteten den Schwur. Lasst uns an Artjoms Ruhestätte nun den ewigen Schwur bekräftigen.“
Nach vier Stunden Schlaf brachen sie auf. Oceanne fuhr zusammen mit Michael nach Deutschland. Die anderen stiegen in die Kleinlaster. Zuerst startete Braulio mit Qiang an Bord; Dhakiyah, Filippo und Gonzalez folgten eine Viertelstunde später. Kurz darauf fuhren Akemi und Jegor los.
Die Autobahn war fast leer. Selbst Qiang, der humorlose Chinese, scherzte, dass man auf der Überholspur zelten könne. Gegen Mittag kamen die drei Transporter auf dem verabredeten Rastplatz an. Braulio setzte sich ins Restaurant und aß etwas. Anschließend ging er zum Tankstellengebäude, um sich die Auslage anzusehen. Das Bild der Schreinerei bei Messines in der Zeitung erregte sofort seine Aufmerksamkeit, auch wenn er den Text nicht übersetzen konnte.
Braulio kaufte eine Zeitung und ging zu Gonzalez, der den Mann gesehen hatte. Als er ihm das Bild zeigte, nickte der Mexikaner.
Um 22:00 Uhr stieg Braulio in seinen Transporter und
fuhr los, das Zeichen für die anderen, aufzubrechen.
Nach einer Stunde erreichten die Transporter das Stadtgebiet von Rotterdam. Als Braulio die A15 verließ und in den Vaanweg einbog, wandte er sich an Qiang. „Das wird gleich noch mal anstrengend. Die Frauen haben in den letzten Tagen zu hart gearbeitet. Das Schleppen übernehmen nur die Männer.“
„Fünf Männer und dreihundert Säcke … Das ergibt sechzig Säcke pro Mann. Da ein Sack nur zehn Kilogramm wiegt, kann man jeweils zwei auf einmal tragen. Jeder muss also dreißigmal gehen. Wie weit ist es von der Parkposition zum Ziel?“
„Ungefähr hundertfünfzig Meter.“
„Hin und zurück also dreihundert Meter, insgesamt neun Kilometer … Kein Problem.“
Beim Abbiegen von der Dordtselaan passierten sie die Putselaan. Keine dreihundert Meter mehr, und sie waren am Ziel. Als sie auf der Brielselaan fuhren, schienen die vermauerten Fenster der Gebäude ihnen zuzurufen: „Bleibt weg, lasst uns in
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