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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Ignacio hingegen gewann trotz fehlender Erziehung an Stärke, und seine frühe Reife überraschte die Dorfbewohner. Die Enttäuschungen des Lebens, Kummer und Alkohol brachten den Vater ins Grab, als Ignacio gerade fünfzehn Jahre alt war.
    In dieser schwierigen Zeit schärften sich Geist und Blick des Jungen, und bald erkannte er, dass Wissen entscheidend war für den Erfolg im Leben. Also lernte der jugendliche Ignacio alles über Anbau, Zucht, Pflege von Pflanzen und begann alsbald, eigene Ideen und Vorstellungen zu entwickeln und, so seine Herren ihn ließen, in die Tat umzusetzen.
    Das war die Grundlage für Ignacios Erfolg.
    Schnell gewann er durch kluges Handeln und harte Arbeit die Gunst seiner Herren und weckte zugleich Begehrlichkeiten bei anderen Fürsten, die von den Fähigkeiten des jungen Mannes hörten und auf zukunftsweisende Ideen setzten. Es hieß, man kenne seinen Namen in Kastilien und Aragon bis hinauf nach Navarra.
    Der junge Ignacio diente in wenigen Jahren mehreren Herren. Man bezahlte ihn gut für seine Arbeit und für seine Ideen, deren nutzbringende Umsetzung einigen Generation des Landadels langfristigen Wohlstand sicherte. Ignacio war so klug, seine Dienste nur dort anzubieten, wo er seine Wissenslücken schließen konnte. Er stellte eigene Bedürfnisse zurück und verwendete das verdiente Geld in einer Art und Weise, die zu jener Zeit und besonders für seinen Stand ungewöhnlich war: Ignacio investierte!
    Das nahm seinen Anfang im Gespräch mit einem Grundbesitzer, der vor dem Ruin stand.
    „Miguel, ich verstehe den Grund für Eure Sorgen“, sagte Ignacio zu dem Mann, der seit Jahren mit Missernten zu kämpfen hatte, die so schlimm wurden, dass er Rücklagen einsetzen musste, um den Hof und die Familie durchzubringen.
    „Ignacio, dein Ruf eilt dir voraus. Hier aber überschätzt du dein Können“, antwortete der Alte grimmig.
    „Ihr wisst um meine Demut vor der Natur und ebenso, dass ich nicht zu Großmut neige“, versuchte Ignacio den Alten zu beschwichtigen.
    „Hmm“, brummte der Mann, „erzähl von deinen Ideen.“
    Ignacio wusste einen wichtigen Vorteil auf seiner Seite.
    Seit langer Zeit studierte er alte Schriften über arabische Bewässerungstechnik. Die Mauren hatten moderne Kanalisationssysteme auf iberischem Boden eingeführt. Die wurden seit der Rückeroberung in den befreiten Gebieten zwar weitergenutzt, doch ihre Funktionsweise wurde nicht hinreichend verstanden. Im Lauf der Zeit verfielen die meisten Anlagen, weil fachmännische Instandhaltungsarbeiten nicht durchgeführt wurden. Ignacio hingegen wusste, wie wichtig gute Bewässerungsanlagen für die Ernte waren, und machte sich die Mühe, so viele Schriften und Anlagen zu studieren wie möglich. Dabei überraschten ihn die Eleganz und Klarheit dieser Gewerke, die Wirtschaftlichkeit der Bauten und die Geschicklichkeit, mit der die Mauren die vielfältigen Herausforderungen bewältigten. Sein Wissen darüber mündete in den Vorschlag, den er nun Miguel präsentierte.
    „Der Regen geht seit Jahren zurück, Ihr könnt Euch nicht mehr darauf verlassen. Eure Ernten werden immer karger ausfallen. Bis zum heutigen Tag setzt Ihr Ochsenkarren ein, um Wasser aus dem Tajo zu holen, weil der Weg zum Jarama für Eure Wagen zu unwegsam ist“, begann Ignacio.
    „Ja“, brummte der Alte missmutig.
    „Seht Ihr denn nicht, dass die Wagen einen weiten Weg zurücklegen und zu wenig Wasser bringen, um Eure Felder zu versorgen?“, fragte Ignacio.
    „Doch, natürlich sehe ich das. Aber kein Ochse schafft den kürzeren Steilweg zum Jarama! Das wäre ein großer Vorteil, aber es geht nicht.“ Miguel schüttelte ungeduldig den Kopf.
    „Wie wäre es, wenn Ihr keinen einzigen Mann bräuchtet, sondern nur eine kluge Idee und etwas Geld?“, fragte Ignacio und blinzelte den Alten herausfordernd an.
    „Und wie sollte das gehen?“, entgegnete Miguel. Neugierig hob er den Blick.
    Ignacio zeichnete die Grundstruktur eines einfachen Kanalsystems, ließ jedoch wichtige Angaben weg. Mehrmals schon hatten Dritte seine Lösungen gestohlen, als er in naiver Unwissenheit über Gier und Missgunst großzügig Skizzen und Details preisgab, ohne zuvor seine Leistungen durch Kontrakte abgesichert zu haben.
    Miguels Miene hellte sich auf, doch der gerissene Landherr versuchte, das zu verbergen. Er verstand wenig von Geometrie, von Gefälle und von Hebelkraft, stattdessen verfügte er über Instinkt und Schläue. „Du bist mir ja ein ganz Gescheiter!

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