MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Ignacio zog dabei Nutzen aus der Handelsflotte seiner neuen Freunde, denen im Gegenzug Frachteinnahmen willkommen waren. Darüber hinaus brachte er arabische Waren ins eigene Land und verbreitete arabisches Handwerk aus Granada über die neuen Handelswege.
Es war eine prächtige und blühende Zeit. Der heranwachsende Yago sah und lernte Dinge, die den meisten Gleichaltrigen und Freunden verborgen blieben. Sein Vater brachte ihm in diesen frühen Jahren wesentliche Fertigkeiten der Araber bei. Daneben machte er körperliche Ertüchtigung sowie den Umgang mit unterschiedlichen Waffen und verschiedenen Kampftechniken zum Schwerpunkt der Ausbildung seines Sohnes.
„Köstlich. Was ist das?“, fragte Agustin den fünfzehnjährigen Yago.
„Das sind Feigen aus der Nähe von Tunis“, antwortete Yago.
„Wo ist Tunis?“
„Tunis ist ganz, ganz weit weg am Ende des Meeres. Vater und ich waren mit dem großen Schiff dort“, sagte Yago voller Freude.
„Kann ich einmal mitkommen auf deine Reisen?“, wollte Agustin wissen.
„Nein, du musst deinem Vater helfen. Die Arbeit in unserer Fabrik macht sich nicht von selbst! Außerdem brechen Vater und ich schon morgen auf, diesmal nach Madrid“, belehrte Yago seinen Freund.
Jorge, Agustins Vater, einer von achtzig Arbeitern in Ignacios Keramikmanufaktur, ermahnte diesen oft: „Agustin, überleg dir gut, wer wirklich ein Freund ist! Meide diejenigen, deren Brot wir essen! Und meide die Freunde des Islam!“
„Was sind Freunde des Islam?“, fragte der Junge.
„Jene, die Handel mit Ihnen treiben und Qahwa trinken“, brummte sein Vater zornig.
„Aber Kaffee schmeckt mir gut, Yago hat mir welchen gegeben“, beharrte Agustin.
Daraufhin ohrfeigte der Vater ihn heftig: „Qahwa ist so widerlich wie die Araber selbst und wie alle, die sie schützen!“
Das verstand der kleine Agustin nicht, doch die Worte brannten in seinem Herzen.
Als Ignacio und Yago Madrid erreichten, plagte den Vater das schlechte Gewissen. Einerseits florierten seine Geschäfte und machten ihn mithilfe der Araber zu einem reichen Mann. Und jetzt traf er sich mit deren ärgsten Feinden, den Juden! Seine maurischen Freunde durften das niemals erfahren. Deshalb wusste nur Yago davon.
Dieses Treffen stand am Ende eines langen Weges, in dessen Verlauf ein Herrscherpaar verbunden und ein Land geeint worden war. Als Lohn für seinen Beitrag würde nun Ignacios größter Wunsch erfüllt.
„Möchtest du wissen, warum wir in Madrid sind?“
Yago schaute den Vater mit großen Augen an. „Ja.“
„Vor einigen Jahren habe ich den Mann schon einmal getroffen. Er ist Jude und einer der mächtigsten Männer des Landes. Königin Isabella von Kastilien und auch König Ferdinand von Aragon schätzen seine Dienste als Berater und Finanzier.“
Yago empfand Stolz darüber, dass sein Vater ihm etwas so Wichtiges anvertraute.
„Er kennt die Königshäuser der Welt und die großen Fürsten. Und viele Geheimnisse der Mächtigen.“ Ignacio beugte sich zu seinem Sohn hinab und machte eine bedeutungsvolle Geste. „Er knüpft ein Band zwischen Ländern, Thronen und Fürsten …“
Der Sohn hörte ihm unsicher zu.
„Abraham Senior ist zehn Jahre älter als ich und wurde in Segovia geboren. Ich kenne ihn seit sieben Jahren. Wir haben gemeinsam wichtige Dinge getan. Du kennst doch die Fabrik, in der wir den feinen arabischen Stahl herstellen?“
„Ja.“
„Abraham Senior ist mein Partner, wir haben dieses Geschäft gemeinsam aufgebaut. Wegen des Erfolgs hat Abraham Senior mich auch in andere Dinge einbezogen.“
„Ihr sprecht in Rätseln, Vater.“
„Ich erkläre es dir. Vor sechs Jahren, im Jahre 1469, haben Isabella, die vor einem Jahr den Thron von Kastilien bestieg, und Ferdinand von Aragon sich vermählt. Das war keine Liebesheirat, sondern das Ergebnis schwieriger Verhandlungen von wenigen Eingeweihten.“
Ignacio konnte den Gedanken nicht beenden, weil der Junge ihn unterbrach: „Und Ihr beiden gehört zu diesen Eingeweihten?“, fragte Yago.
Ignacio lächelte stolz: „Du begreifst schnell! Die treibende Kraft war Abraham Senior, aber ohne meine Hilfe hätte er es nicht geschafft. Damals habe ich sehr viel Zeit und Geld aufgewendet, damit die beiden die Ehe eingehen können.“
„Wie habt Ihr das gemacht?“, wollte Yago wissen.
„Das, mein Sohn, bleibt ein Geheimnis. Abraham Senior und ich haben einen Schwur geleistet, niemals über Einzelheiten zu sprechen, auch nicht gegenüber dem
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