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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Wenn ich dir deine Idee bezahle, verschwindest du und lässt mich mit den Problemen allein. Was, wenn deine Zeichnungen falsch und nutzlos sind? Wer zahlt mir dann den Schaden? Der Herr im Himmel?“
    Jetzt hatte Ignacio ihn da, wo er ihn haben wollte. „Nun, Herr Miguel, da weiß ich Rat. Lasst uns etwas Neues wagen!“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich gebe Euch etwas von meinem Geld zum Bau der Anlage dazu, und Ihr versprecht mir einen bestimmten Teil Eurer jährlichen Ernte. Die Idee bekommt Ihr umsonst!“, erklärte Ignacio und schaute dabei möglichst gleichgültig.
    Der Großgrundbesitzer witterte Betrug und versuchte, mittels seines scharfen Blicks dahinterzukommen. Also fixierte er Ignacio mit einem Gesichtsausdruck, in den er jenen Hochmut und jene Ablehnung packte, die bei Verhandlungen so oft die gewünschte Wirkung zeigten. Doch Ignacio hielt dem Blick stand, ohne Anzeichen von Zweifel.
    „Also gut, ich hoffe, du wirst deinem Ruf gerecht. Nun lass uns alles besprechen.“
    Details der anschließenden Diskussion zwischen den beiden wurden nie bekannt, aber es steht fest, dass dieser Kontrakt den Grundstein für Ignacios Aufstieg zu einem vermögenden Mann legte. Zu jener Zeit schafften es nur wenige seines Standes, durch Klugheit und Wissen reich zu werden.
    Im Jahre 1460, Ignacio stand im achtunddreißigsten Lebensjahr, blickte er zurück. Was mit einem Bewässerungskanal angefangen hatte, der jedes Jahr reichen Gewinn abwarf und mittlerweile von Miguels Sohn bewirtschaftet wurde, hatte weitere Geschäfte nach demselben Prinzip nach sich gezogen. Er löste Probleme, die seine Partner nicht allein lösen konnten, und brachte allen Beteiligten Gewinn. Dabei behielten die Kontrakte ihren Vorteil langfristig, und zeigten hohe Ertragskraft.
    Vor zwei Monaten hatte Elodia Ignacio den ersehnten Sohn geboren, und sie nannten ihn Yago. Yago erwies sich als kräftiges Kind, das ihnen viel Freude bereitete. Elodia war eine von drei Töchtern des Züchters von Merinoschafen, der Ignacio vor Jahren um Hilfe gebeten und einen erfolgreichen Kontrakt mit diesem geschlossen hatte.
    Ignacio wiegte den Kleinen zärtlich im Arm und sah wohlwollend, dass Yago ihn anlächelte und mit seinen Händchen nach dem starken Arm des Vaters zu greifen versuchte.
    Er dachte über sein bisheriges Leben nach, und ihm fielen die zahlreichen Investitionen ein, die alle auf dieselbe Art entstanden waren: Jemand kämpfte mit einem Problem, Ignacio fand die Lösung und gab auf eigenes Risiko Geld, um daraus Ertrag zu erzielen.
    Plötzlich traf ihn eine Erkenntnis. Wieso hatte er das nicht früher gesehen?
    Ignacio erstellte eine Liste seiner erfolgreichsten Projekte.
    Bewässerungsanlagen in der Landwirtschaft, Wolle vom Merinoschaf, Produktion von Keramik, Produktion von Damaszenerstahl, Produktion von Glas, Anbau von Baumwolle und Feigen. Und es gab etwas, das die unterschiedlichen Tätigkeiten miteinander verband, etwas, das, wie ein Konzentrat aus Ignacios Handeln, die zuverlässige Vorhersage von Erfolg ermöglichte. Nach einigem Überlegen verstand er, dass eine Gemeinsamkeit die vielen Kontrakte umspannte, das Geheimnis seines Erfolges: die Mauren mit ihrem Ideenreichtum, mit ihrer Tatkraft und ihrer Leistung auf zivilisatorischem Gebiet!
    Zwar hatte das christliche Spanien die islamische Macht bis auf die kleine Enklave in Granada vernichtet, doch deren Wissen nutzten sie nicht. Ignacio verbrachte Tage über dem Gedanken, was diese Erkenntnis bedeutete und wie er sie später dem Kleinen in seinen Armen weitergeben könnte, der, unschuldig und wohlbehütet, noch nichts wusste von den dunklen Wolken am Horizont, die seinen Vater in die Hölle bringen würden.
    Ignacio beschloss, mit den Arabern zusammenzuarbeiten. Fortan reiste er oft in den Süden und suchte die Nähe zu bedeutenden arabischen Männern. Nach einiger Zeit akzeptierte man ihn, später fasste man Vertrauen.
    Die Gewährung des unbeschränkten Zugangs zum Hafen von Almeria trug maßgeblich zur Ausdehnung seiner Handelsgeschäfte bei.
    Spiegel des Meeres , die arabische Bedeutung von Almeria, stand für eine hoffnungsvolle Prophezeiung: In wenigen Jahren verdoppelte Ignacio seine Handelsumsätze und spiegelte sein Lebenswerk über der Achse des Mittelmeeres nach Algerien, Tunesien, Marokko und Ägypten, bis ins Königreich Neapel, nach Korsika, Sardinien, Florenz und sogar Griechenland. Später folgte die weitere Eroberung des Ostens bis ins Osmanische Reich hinein.

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