Man lebt nur zweimal
der einem die Ohren vollheult, wie streng seine Frau zu ihm ist und dass ihn keiner lieb hat. Da würde man sich doch lieber so einen netten Menschen wie Old Shatterhand zum Freund nehmen, der nicht nur stark, sondern auch noch edel ist, und keinen koksabhängigen Kleinstadtganoven, der einen mit dem Messer im Rücken in der Gosse liegen lässt, wenn die erste dralle Blondine vorbeiwackelt.
ENDE DER ROMANTIK
Früher habe ich gesagt, ich habe einen großen Freundeskreis. Heute würde ich ihn zum größten Teil als Bekanntenkreis bezeichnen. Ich lege mehr Wert auf die Qualität meiner Freunde. Und wenn ich schon erwähnt habe, dass ich nachtragender geworden bin, dann gilt das im Freundeskreis besonders. Man muss nicht wegen jedem Käse beleidigt sein, aber auch nicht alles schlucken. Es gibt für mich heute Grenzen, wenn die überschritten werden, ist Schluss. Egal, wer sie überschreitet.
Ich hatte einige Freunde und Bekannte, von denen ich eigentlich wusste, dass sie nicht ganz koscher waren. Nur weil einige Ganoven waren, hieß das auch noch lange nicht, dass sie besondere Ehrbegriffe hochhielten – das ist ja auch so eine romantische Vorstellung von Außenstehenden, die von der Szene keine Ahnung haben. Dass es da einen besonderen Hang zum Ehrenkodex gibt, ist vielleicht früher mal so gewesen. Mittlerweile ist es blanker Unsinn.
Auf der anderen Seite waren viele von ihnen einfach wahnsinnig lustig. Mit denen konnte man ablachen ohne Ende und Quatsch jeglicher Art anstellen. Das war mir oft wichtiger als die große Gradlinigkeit.
Was für Menschen ich heute mag? Ich habe mal den Typus des proletarischen Intellektuellen geprägt. Damit meine ich Leute, die nicht nur an ein weißes Laken denken, wenn ich von Geist rede, die aber auch nicht vom abgeplatteten Rotations-Elipsoid sprechen, wenn sie die Erde meinen. Bei denen die Alltagstauglichkeit noch gegeben ist. Mit denen man mal über Schopenhauer reden kann, aber auch über Schweinsteiger. Die lesen, weil es sie interessiert und nicht, weil sie sich damit von anderen abheben wollen. Dünkel ist mir zuwider. Intellektualität, die sich permanent beweisen muss, und sich nur in abstraktesten Regionen bewegt, geht mir auf den Zeiger. Ich muss mit den Leuten losziehen und Spaß haben können. Wenn möglich sollten sie mindestens so viel Herz wie Verstand haben. Ich mag Leute, die was in der Birne haben und sich für Fußball interessieren. Oder fürs Boxen.
Man muss auf seine Freunde stolz sein können, hat mein Freund Til Schweiger mir mal gesagt, als wir nachts an der türkischen Mittelmeerküste am Strand saßen.
Da musste ich daran denken, wie ich in seinem Film Schutzengel mitgespielt habe und durch die Straßenfluchten der fast schon kleinstadtartigen Wohnwagen-Burgen gegangen bin, in der Til seine Crew untergebracht hatte. Mir wurde klar: Das hatte alles Til auf die Beine gestellt. Diese ganze, riesige Produktion. Und ich war stolz auf ihn.
Wilfried Sauerland ist ein anderes gutes Beispiel. Er ist ein Freund, mit dem ich über Fußball rede. Er sagt mir zu Tennessee Williams genau so viel wie über den rechten Haken von Marco Huck. Er ist ein reicher Mann, der alles andere als dumm ist und im Boxgeschäft arbeitet. Er hat ein riesiges Haus in Südafrika, in dem er mit seiner Frau Jochi lebt. Einen wunderschönen Garten mit Swimmingpool. Dort arbeitet ein schwarzer Gärtner, mit dem sich Wilfried hin und wieder unterhält. Einfach so.
Zu jedem Oktoberfest macht der Boxstall Sauerland eine Veranstaltung. Da wird eine kleine Box gemietet, die ganzen Boxer und viele Gäste kommen. Unter ihnen oft der Intendant der ARD . Ein sehr netter Mann. Ich beobachte Wilfried dann, wie er mit ihm redet. Zum Gärtner war er noch ein bisschen wärmer und freundlicher, hab ich mir das letzte Mal gedacht. Und war stolz auf ihn.
NEID UNTER FREUNDEN
Dein ärgster Feind sind deine bösen Gedanken.
Buddha
Ich hatte ein paar Freunde, die meinen Werdegang nicht ertragen haben. Daran ist die Freundschaft zerbrochen. Das ist allerdings nie passiert, wenn die Freunde ähnliche Karrieren gemacht haben. Heute habe ich sowohl gute Freunde unter bekannten Schauspielern, wie zum Beispiel Til oder Uwe, als auch unter weniger bekannten Kollegen. Ich denke da zum Beispiel an meinen alten Freund Ekki Belle. Ekki und ich kennen uns seit ewigen Zeiten, richtig angefreundet haben wir uns Mitte der 1970er Jahre. Da war Ekki ein großer Fernsehstar, der gerade die Titelrolle im
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